Wie alljährlich startete auch die 31. AUTOMOBIL mit dem „Freiburger Autogespräch“, an dem traditionell Hersteller und Händler sich den Fragen der Journalisten stellen. Unisono betonten die Anwesenden Vertreter der Händler und Hersteller, dass man in Freiburg stolz auf diese Messe sein könne: „Das ist eine tolle, in Deutschland einmalige Veranstaltung!“
Prof. Hannes Brachat, Auto-Experte und Herausgeber des Fachblattes „Autohaus“, charakterisierte das Autojahr 2015 in seinem Vortrag als erfreulich: 3,2 Mio. Neufahrzeuge seien in Deutschland zugelassen worden, 7,2 Mio. Umschreibungen habe es gegeben – darunter allerdings auch ein erheblicher Anteil an Tageszulassungen. Brachat hob hervor, dass man gut 200.000 Fahrzeuge mehr als geplant verkauft habe, der Gewerbeanteil sei mit 780.000 neuen „Flottenfahrzeuge“ gestiegen und, leider, nur rund 12.000 E-Mobile fanden einen Käufer, so dass jetzt etwa 18.000 dieser Wagen auf Deutschlands Straßen fahren. Brachat prophezeite für 2016, dass trotz politischer Unwägbarkeiten wie Brexit, Migrationsproblematik und Ölpreisentwicklung, ein erfolgreiches Autojahr, eine Einschätzung, der sich Ford-Verkaufsdirektor Raymond Dahmerow anschloss.
Einig war sich die Runde, dass die Digitalisierung, die längst in den Fahrzeugen Einzug gehalten hat, zwar neue Geschäftsfelder eröffne – ältere Mitbürger nutzten, so die allgemeine Erwartung, fahrerlose Wagen verstärkt – aber auch Gefahren: es entstehe der „gläserne Autofahrer“, man könne problemlos feststellen wer wann wo wie gefahren ist, wie sein Fahrstil sei, wie oft er für welche Strecken das Auto nutze etc. Hier sei die Frage des Datenschutzes längst nicht geklärt.
„Diesel-Gate“, das Desaster, dass VW aufgrund manipulierter Daten bei seinen Dieselmotoren erlitten hat, führe dazu, dass – so Dennis Chust, Geschäftsführer von bhg Baden – man um das Vertrauen der Kunden werben müsse. Ford-Mann Dahmerow bezweifelte hingegen, dass mit der VW-Affäre ein generelles Misstrauen gegenüber dem Dieselmotor zu verzeichnen sei – kein anderer Hersteller habe Einbrüche zu verzeichnen; Citroen-/Mazda-Händler Dieter Rüd sprach sogar von einer Abwanderung von VW-Käufern zu anderen Modellen. Einig war sich die Runde, dass die Basis, auf der Motorenwerte ermittelt würden, also Verbrauch oder CO2-Ausstoß, mehr der Realität entsprechen müssten: „Ein warmgefahrener Motor bei optimalen Außenbedingungen und Reifen mit geringem Rollwiderstand liefert andere Werte wie wenn es winterkalt ist, alle Verbraucher eingeschaltet sind, die Reifen hart und der Motor kalt!“, sagte Tobias Gutgsell, Chef des Autohauses Märtin.
Car-Sharing als Ausweg aus verstopften Innenstädten wurde von allen Anwesenden als interessante Option bezeichnet, eine Idee aber, die sich nur schwer wirtschaftlich sinnvoll betreiben ließe und die vor allem im ländlichen Raum ökonomisch unrealistisch sei.