Vor rund 12 Jahren entschied sich Fritz Keller für das preisgekrönte Weingut in Oberbergen. Ein Gespräch über das Zusammenspiel von Weinbau und Architektur.
Warum haben Sie sich damals für den Bau entschieden?
Es gab mehrere Gründe für den Neubau. Im Jahr 2006 hat uns die Natur einmal mehr gezeigt, dass „global warming“ auch im Kaiserstühler Weinbau ein Thema ist, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Uns wurde klar, dass in den bis dato genutzten Räumlichkeiten eine Weiterentwicklung und Weinerzeugung auf hohem önologischem Niveau immer schwieriger wird und unseren Ansprüchen nicht mehr genügen würde. Gerade in Jahren mit heißen Sommermonaten muss schneller gelesen werden, damit das Lesegut nicht am Stock verdirbt. Mit dem Neubau konnten wir zielgerichtet die Schlagkraft erhöhen, so dass noch bessere Qualität entstehen kann. Und Kapazitäten können besser genutzt werden und ein besonderes Augenmerk auf Kulturlandschaftspflege gelegt werden, welche in unseren Toplagen besonders arbeitsintensiv ist. Durch mehr Platz im neuen Weingut können wir diese verschiedenen Parzellen mit den unterschiedlichen Vulkanböden jetzt noch individueller ausbauen.
Inwiefern kann Architektur neben der Funktionalität im Weinbau auch zur eigenen und regionalen Imagebildung beitragen?
Das vielseitige Gebäude hat eine hohe Anziehungskraft für regionale, nationale und internationale Besucher entwickelt und bereits mehrere Architekturpreise gewonnen. Von seiner Funktionalität und Nachhaltigkeit profitieren sowohl unser Restaurant KellerWirtschaft als auch unsere Vinothek, die von Montag bis Sonntag für Verkostung und Einkauf geöffnet ist.
Wie hat sich das Weingut als Ort für die Öffentlichkeit entwickelt?
Die Besucherzahlen sind sehr erfreulich, so dass wir mittlerweile nur noch mit einer begrenzten Anzahl vorab angemeldeter Kundengruppen von max. 20 Personen und unseren Hausgästen im Hotel Schwarzer Adler Weingutsführungen machen können. Durch die Nutzung unserer Traubenannahme als Erweiterung der KellerWirtschaft können wir jedoch mehrmals pro Jahr auch öffentliche Veranstaltungen anbieten, z.B. Lesungen, Konzerte oder der mit der BZ ins Leben gerufene „Genussmarkt“.
Wie ist die Wahrnehmung des Weinguts in der Region? Wie ist das Feedback, damals und bis heute?
Der Neubau des Weinguts war kein einfaches Projekt, daher sind wir besonders dankbar für großartige Nachbarn und eine tolle Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Die Architektur hat uns geholfen, der Natur einen Rahmen zu geben und den Besuchern besondere Einblicke zu gewähren, die sie auch mit nach Hause nehmen. Wir freuen uns über das positive feedback von Besuchern aus der ganzen Welt sowie Besuchern aus der Region. Im Sommer treffe ich auf der Terrasse der KellerWirtschaft, z.B. beim Grillen, Bekannte aus Freiburg, Nachbarn aus Oberbergen und von weit her angereiste Weinfreunde und Genießer. km
ARCHITEKTEN: Geis & Brantner, Freiburg
BAUZEIT:
Ende 2006: Entscheidung für einen Neubau
2007-2008: Projektplanung, inkl. Besichtigung von Weingütern
in der ganzen Welt
2010: Mehrfachbeauftragung von 6 Architekturbüros,
regional und international
Oktober 2011: Spatenstich
September 2012: Richtfest
Mai 2013: Fertigstellung des Weinguts
INVESTITIONSVOLUMEN:
„Eine Summe, die von einer Generation allein nicht getragen werden kann.“