Der Jahresbeginn sorgte stets für Optimismus. Doch um den ist es in jüngster Zeit nicht gut gestellt. Angesichts vieler Krisen und Kriege kämpfen Unternehmen mit zahlreichen Herausforderungen. Und die Stimmung in Wirtschaft und Gesellschaft ist, so scheint es, noch schlechter als die Lage. Was ihnen dennoch Zuversicht gibt, was sie sich wünschen und wie es bei ihnen läuft, haben wir zehn Unternehmerinnen und Unternehmer gefragt.
Umfrage: Kathrin Ermert
Katrin Merkle
Die 52-Jährige ist gelernte Krankenschwester und führt seit 2015 gemeinsam mit ihrem Mann Christen Merkle das Familienunternehmen in zweiter Generation. AHP Merkle stellt in Gottenheim Hydraulikzylinder für den Werkzeug-, Maschinen- sowie Formenbau her. 220 Beschäftigte arbeiten am Hauptsitz, 250 sind es weltweit.
Mit welchen drei Worten würden Sie das Jahr 2024 für Ihr Unternehmen beschreiben?
Extrem herausfordernd, sehr anstrengend und letztlich erfolgreich. (Wir leben noch!)
Was macht Sie optimistisch, dass 2025 ein gutes Jahr wird?
Es wird sicherlich nicht automatisch ein gutes Jahr. Wir hoffen sehr, dass sich die Rahmenbedingungen für den Mittelstand verbessern. Und dass die Politik den Mut hat, über die Landesgrenze hinauszuschauen, um festzustellen, dass viele Dinge in anderen Ländern besser gelöst werden als bei uns. Bei AHP Merkle haben wir seit und trotz Corona unser Produktportfolio so erweitert, dass wir zwischenzeitlich attraktive, zukunftsfähige Produkte anbieten, die uns einerseits neue Geschäftsfelder eröffnen, andererseits zwingen, unser Unternehmen zu transformieren. Dieser Prozess ist spannend, anstrengend und nicht einfach. Dies macht uns für 2025 sehr zuversichtlich.
Wenn Sie einen Neujahrswunsch für Ihr Unternehmen frei hätten, welcher wäre das?
Wir wünschen uns für 2025, dass Werte wie Vertrauen, Menschlichkeit, Fairness – aber auch Mut und Entscheidungsfreudigkeit wieder mehr Bedeutung gewinnen.
Peter Selders
Der 55-Jährige ist seit 2024 CEO von Endress + Hauser. Zuvor hatte der promovierte Physiker das Kompetenzzentrum der Gruppe für Füllstands- und Druckmesstechnik geleitet. Der Messtechnikspezialist Endress + Hauser, der seinen Hauptsitz im Schweizer Reinach und seinen größten Standort im südbadischen Maulburg hat, beschäftigt 16.500 Mitarbeitende weltweit.
Mit welchen drei Worten würden Sie das Jahr 2024 für Ihr Unternehmen beschreiben?
Herausfordernd, arbeitsreich und vom Übergang geprägt. Herausfordernd, weil das wirtschaftliche Umfeld in vielen unserer Märkte schwierig war. Arbeitsreich wegen der Vorbereitungen für unsere strategische Partnerschaft mit Sick – hunderte Mitarbeitende haben alles gegeben, damit die Zusammenarbeit 2025 reibungslos starten kann. Und Übergang: Anfang 2024 hatten wir den Wechsel an der Spitze.
Was macht Sie optimistisch, dass 2025 ein gutes Jahr wird?
Wir dürfen uns nichts vormachen: Auch 2025 wird ein herausforderndes Jahr. Die strukturellen und konjunkturellen Probleme sind nicht überwunden. Optimistisch stimmt mich aber, dass es positive Signale gibt. Dass die Verfahrenstechnik, in der wir tätig sind, gute Voraussetzungen bietet für Wachstum und Entwicklung. Und dass wir vieles selbst in der Hand haben, um 2025 zu einem guten Jahr zu machen: Unsere Mitarbeitenden zeigen unglaublichen Einsatz, wir haben tolle neue Produkte, und wir stärken unser Portfolio durch die Partnerschaft mit Sick.
Wenn Sie einen Neujahrswunsch für Ihr Unternehmen frei hätten, welcher wäre das?
Uns allen würde ich mehr Frieden auf der Welt wünschen, dass die gesellschaftliche Spaltung nachlässt, die wir vielerorts sehen, und dass wieder mehr Menschen in die Verantwortung kommen, die das Miteinander, die Zusammenarbeit, den Ausgleich und zugleich die gemeinsame Weiterentwicklung suchen. Das würde dem Planeten guttun, den Menschen – und am Ende auch uns als Unternehmen.
Peter Unmüßig
Der 73-jährige Betriebswirt ist geschäftsführender Gesellschafter der Unmüssig-Gruppe, die er zum Spezialisten für große Bauprojekte entwickelt hat. Peter Unmüßig übernahm das Unternehmen 1977 und leitet es heute zusammen mit seinem Sohn. Neben dem Hauptsitz in Freiburg gibt es Standorte in Frankfurt, Budapest und Guatemala mit insgesamt 80 Mitarbeitenden.
Mit welchen drei Worten würden Sie das Jahr 2024 für Ihr Unternehmen beschreiben?
Herausfordernd, sehr erfolgreich, aber auch sehr zukunftsskeptisch.
Was macht Sie optimistisch, dass 2025 ein gutes Jahr wird?
Nur potenziell richtige Wahlentscheidungen, die einen Paradigmenwechsel herbeiführen. Die desaströse Politik der letzten vier Jahre war verheerend. Das hält die Gesellschaft nicht aus. Statt des warmgespülten Larifari brauchen wir saubere, klare Positionen. Man muss Parteien wählen, die das können. In meinen Augen ist diese Wahl die letzte Chance, zu einer zielführenden politischen Entscheidung zu gelangen. Wenn die Politik keinen Paradigmenwechsel erfährt, sehe ich sehr schwarz.
Wenn Sie einen Neujahrswunsch für Ihr Unternehmen frei hätten, welcher wäre das?
Dass wir allesamt open minded sind, dass eine Offenheit, neue Wege zu gehen, sich allenthalben Platz schafft, dass man das ständige Geht-nicht nicht mehr hört. Ein Geht-nicht gibt’s nicht. Man kann alles irgendwie lösen.
Kathrin Kleyling
Die 60-Jährige ist Geschäftsführerin der Spedition Kleyling in Breisach sowie Gesellschafterin der französischen Schwestergesellschaft Kleyling SAS. Sie hat BWL studiert, ist 1992 ins Unternehmen eingestiegen und übernahm 2005 die Geschäftsführung in dritter Generation. Die Spedition wurde 1947 gegründet, zählt etwa 240 Mitarbeitende, 80 Fahrzeuge, 120 Auflieger und ist auf internationale Verkehre spezialisiert.
Mit welchen drei Worten würden Sie das Jahr 2024 für Ihr Unternehmen beschreiben?
Herausfordernd, Reflexion, Weiterentwicklung.
Was macht Sie optimistisch, dass 2025 ein gutes Jahr wird?
Wir investieren gezielt in unsere Mitarbeitenden und legen so den Grundstein für nachhaltigen Erfolg. Zudem steigern wir konsequent die Kundenzufriedenheit, gehen auf ihre Bedürfnisse ein, optimieren unsere Prozesse und Abläufe. 2024 haben wir bereits die Weichen gestellt, um mit frischem Antrieb und klarem Fokus optimistisch ins neue Jahr starten zu können. Das macht uns zuversichtlich, dass 2025 ein Jahr der Chancen und des Wachstums wird.
Wenn Sie einen Neujahrswunsch für Ihr Unternehmen frei hätten, welcher wäre das?
Dass sich die Aufbruchstimmung, die wir 2024 entfacht haben, weiter ausbreitet und sowohl unsere Kunden als auch unsere Mitarbeitenden inspiriert. Trotz eines herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds möchten wir gemeinsam positiv in die Zukunft blicken und diese aktiv gestalten. Mit diesem Zusammenhalt können wir Stabilität schaffen und die Grundlage für eine erfolgreiche und resilientere Zukunft legen.
Karen Hegar
Die 44-jährige Köchin und Küchenmeisterin führt gemeinsam mit ihrem Mann Wolfram Hegar das Hotel Gasthof Sommerau in Bonndorf in dritter Generation. Beide haben nach der Lehre in Ein- und Zwei-Sternehäusern gearbeitet, ehe sie 2011 in den Familienbetrieb einstiegen. Zur Sommerau gehören ein kleines Hotel und ein Restaurant, das der Guide Michelin mit einem grünen Stern ausgezeichnet hat.
Mit welchen drei Worten würden Sie das Jahr 2024 für Ihr Unternehmen beschreiben?
Hürdenreich, staatliche Knüppel zwischen den Beinen (die wieder erhöhte Mehrwertsteuer) und überbordende Bürokratie.
Was macht Sie optimistisch, dass 2025 ein gutes Jahr wird?
Unsere treuen und netten Gäste.
Wenn Sie einen Neujahrswunsch für Ihr Unternehmen frei hätten, welcher wäre das?
Ich wünsche mir Behörden und Ämter, die einen als Partner und nicht als Feind behandeln. Ich träume von einem Staat, in dem Unternehmen wertschätzend und wie Partner behandelt werden. Schließlich sind wir diejenigen, die für das Steueraufkommen sorgen.
Stephan Zillgith
Der Diplom-Ingenieur (58) ist seit 2003 geschäftsführender Gesellschafter von Kronen Nahrungsmitteltechnik in Kehl. Das Familienunternehmen produziert Maschinen und Anlagen für die Verarbeitung von Obst-, Gemüse- und Salat, von Fleisch, Fisch, veganen Produkten, Backwaren und Tiernahrung. Am Hauptsitz in Kehl und dem Produktionsstandort in Achern arbeiten insgesamt rund 130 Beschäftigte.
Mit welchen drei Worten würden Sie das Jahr 2024 für Ihr Unternehmen beschreiben?
Zuversicht, Engagement, wachstumsorientiert/ertragreich.
Was macht Sie optimistisch, dass 2025 ein gutes Jahr wird?
Die Neuwahlen in Deutschland bringen, so denke ich, neuen Aufschwung. Für uns als international erfolgreiches Unternehmen, das seine Maschinen und Linien in mehr als 120 Länder liefert, ist das Weltgeschehen bedeutend. Das USA-Geschäft wird aus unserer Sicht für Deutschland und Europa unter der Präsidentschaft von Donald Trump nicht so stark beeinträchtigt, wie viele prophezeien. Außerdem glaube ich daran, dass 2025 der Krieg in der Ukraine beendet wird.
Wenn Sie einen Neujahrswunsch für Ihr Unternehmen frei hätten, welcher wäre das?
Dass es für Kronen weiterhin so gut läuft wie im vergangenen Jahr, das uns einen Rekordumsatz brachte. Und dass Innovationen und Investitionen unsere positive Entwicklung weiter voranbringen.
Michaela Reiß
Die 43-jährige Bäckermeisterin und Betriebswirtin ist Inhaberin und Geschäftsführerin der Bäckerei Reiß Beck. Sie ist 2003 nach ihrem Bachelor in Betriebswirtschaft in den elterlichen Betrieb eingestiegen, hat ihn 2008 zusammen mit ihrem Mann Björn Reiß in vierter Generation übernommen. Die 1910 gegründete Familienbäckerei hat ihren Hauptsitz sowie die Backstube in Kirchzarten und betreibt 20 Standorte mit 290 Mitarbeitenden.
Mit welchen drei Worten würden Sie das Jahr 2024 für Ihr Unternehmen beschreiben?
Innovativ, regional, gemeinschaftlich. Bei uns prägten neue Produkte, unsere regionale Verwurzelung sowie ein starkes Miteinander der Mitarbeitenden und Kunden das vergangene Jahr.
Was macht Sie optimistisch, dass 2025 ein gutes Jahr wird?
Tagtäglich bereiten wir unseren Kunden eine kleine Freude im hektischen Alltag – sei es mit einem kräftig gebackenen Opa Otto Brot für die ganze Familie oder mit einem Stück Kuchen im gemütlichen Café. Mit unserem starken, handwerklich hervorragend ausgebildeten Team und regionalen Zutaten werden wir auch im Jahr 2025 den Geschmack und die Bedürfnisse unserer Kunden treffen – ganz egal, welche Herausforderungen uns erwarten. Wir lieben unser Handwerk, und Liebe geht bekanntlich durch den Magen.
Wenn Sie einen Neujahrswunsch für Ihr Unternehmen frei hätten, welcher wäre das?
Mein Neujahrswunsch für unser Team: Gesundheit, Wohlbefinden und eine Menge Freude bei der Arbeit!
Wenn alle sich in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen und mit Leidenschaft dabei sind, können wir auch weiterhin die Qualität unserer Produkte und die Zufriedenheit unserer Kunden sichern.
Matthias Wiedenfels
Der 51-jährige Jurist ist seit 2023 CEO der 2019 gegründeten Biocopy AG. Das Biotechunternehmen hat seinen Hauptsitz in Basel, betreibt Standorte in Emmendingen sowie Frankfurt mit insgesamt etwa 40 Mitarbeitenden. Das Start-up forscht an der Heilung von Krebs mittels künstlicher Intelligenz.
Mit welchen Worten würden Sie das Jahr 2024 für Ihr Unternehmen beschreiben?
Transformation und Resilienz.
Was macht Sie optimistisch, dass 2025 ein gutes Jahr wird?
Wir haben in den vergangenen Monaten herausragende Ergebnisse in unserer Forschung erzielt. Diese Erfolge werden wir 2025 weiter ausbauen und unserem Ziel, Krebs zu besiegen, spürbar näherkommen. Das wird Spaß machen und unser großartiges Team noch mehr motivieren.
Wenn Sie einen Neujahrswunsch für Ihr Unternehmen frei hätten, welcher wäre das?
Ich wünsche mir, dass wir in diesem Geschäftsjahr die guten Beziehungen zu unseren Aktionärinnen und Aktionären vertiefen und weitere Investoren für unsere Sache gewinnen können.
Tobias Martin
Der 40-jährige gelernte Banker ist Mitgründer und Geschäftsführer der Finanzkanzlei in Südbaden (FIS). Das Unternehmen wurde 2017 gegründet mit den Schwerpunkten private Baufinanzierung, Bausparen und Privatkredite sowie Firmen- und Gewerbekundenfinanzierung. Die FIS hat ihren Hauptsitz in Auggen und betreibt Standorte in Freiburg sowie Engen mitd zusammen 21 Beschäftigten.
Mit welchen drei Worten würden Sie das Jahr 2024 für Ihr Unternehmen beschreiben?
Kundennähe, Wachstum, Marktanpassung. Kundennähe, weil unser Fokus trotz technologischer Entwicklung auf persönlicher Beratung bleibt, um individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Wachstum: Wir haben unsere Marktposition weiter ausgebaut und unser Team an den Standorten gestärkt. Schließlich Marktanpassung, weil die dynamische Zinsentwicklung Flexibilität und Kreativität erforderte.
Was macht Sie optimistisch, dass 2025 ein gutes Jahr wird?
Ich blicke positiv ins neue Jahr. Der Markt ist in Bewegung und die Nachfrage nach Wohnraum ungebrochen groß. Der Neubau wird wieder dynamischer. Durch das fallende Zinsniveau und die geringeren monatlichen Raten erhalten mehr Menschen die Möglichkeit, sich Eigentum anzuschaffen.
Wenn Sie einen Neujahrswunsch für Ihr Unternehmen frei hätten, welcher wäre das?
Dass die Fördermöglichkeiten der KfW weiter verbessert und die Anträge für unsere Kunden noch einfacher werden. Besonders im Bereich der Sanierung wünsche ich mir vereinfachte Lösungen, die es unseren Kunden ermöglichen, ihre Projekte schneller und effizienter umzusetzen.
Leo Beyer
Der 40-Jährige ist Architekt und seit 2013 Inhaber sowie Geschäftsführer von Beyer Immobilien, seit 2019 auch von Beyer Wohnbau und seit 2021 Inhaber von Beyer Finanz. Leo Beyers Mutter Lydia hat das Freiburger Maklerbüro, das mittlerweile rund zehn Mitarbeitende zählt, 1992 gegründet.
Mit welchen drei Worten würden Sie das Jahr 2024 für Ihr Unternehmen beschreiben?
Flexibel, agil und anpassungsfähig: Das musste man in der anhaltenden Immobilien-, Wirtschafts- und Politikkrise sein.
Was macht Sie optimistisch, dass 2025 ein gutes Jahr wird?
Die neuen Rahmenbedingungen – niedrigere Preise, gestiegene Zinsen und geringere Margen – sind in den Köpfen endlich angekommen. Der leichte Zinsrückgang schafft in Verbindung mit stark gesunkenen Kaufpreisen bei Bestandsimmobilien günstige Rahmenbedingungen zum Wiedereinstieg, und Luxusobjekte bleiben begehrt. Außerdem dreht sich das Karussell weiter. Freiburg ist Schwarmstadt, Wohnraum Mangelware und damit eine stabile und begehrte Anlage. Hoffentlich sorgen auch neue politische Rahmenbedingungen für Sicherheiten in puncto Subventionen für Immobilien und Bauwirtschaft. Wir sind nun seit mehr als drei Jahrzehnte erfolgreich in Freiburg und Südbaden tätig und bleiben dies auch. Zufriedene Kunden kommen wieder.
Wenn Sie einen Neujahrswunsch für Ihr Unternehmen frei hätten, welcher wäre das?
Das wäre schön! Ich wünsche mir mehr bürokratische Entlastungen, weniger Dokumentationspflichten für Unternehmen mit bis zu 25 Mitarbeitenden und nicht schon ab 10, damit man sich wieder auf die eigentliche Arbeit konzentrieren kann. Auch Initiativbewerbungen von Menschen, die gerne im Team arbeiten, zu unserer DNA passen und die flache Hierarchie und vielfältige Arbeit in unserem Familienbetrieb zu schätzen wissen, wären ein Wunsch.