Neue Lockerheit und Heimatgefühle: Jan Knopp verarbeitet in Emmendingen altes Holz zu Loungemöbeln,Bürointerieurs und Bollenhut-Souvenirs – und bedient damit mehrere Trends auf einmal.
Von Rudi Raschke
Nicht in jeder Garage wird in der heutigen Zeit am Digitalwesen und fürs weltweite Geschäft getüftelt, auch wenn es die Gründungssagen aus dem Silicon Valley so vorsehen. Dass es auch ein Ort für wundervoll analoge Bastelarbeiten mit regionalen Rohstoffen sein kann, zeigt die „Alt.Holz.Garage“ von Jan Knopp, die heute im Emmendinger Gewerbegebiet zu finden ist:
Knopp verarbeitet altes Holz vom Scheunenabriss bis zur Palette für Lounge-Möbel, Büronischen, aber auch für kleinere Brettchen und Souvenirs der Eigenmarke „daheim“. Den Garagencharakter hat er von der früheren Adresse am Haus in Bahlingen mitgenommen, wo alles anfing. Heute ist eine kleine Werkstatt der kreative Schauplatz, für das automobile Flair sorgen die Oldtimer, die auf dem selben Gewerbehof restauriert werden.
Der gelernte Hotelfachmann Knopp, der fünf Jahre Gastronomie- und nach einem Studium auch mehrere Jahre Vertriebserfahrung mitbringt, ist ursprünglich kein Schreiner, sondern ein Seiteneinsteiger und Autodidakt. Das hält ihn nicht davon ab, Holz aus alten Scheunen und Möbeln zu beziehen, in einer Trockenkammer zu lagern und anschließend ideenreich zu veredeln.
Damit schafft er regionale Akzente, „keine Vollholzverkleidung“, sagt er dazu, eher mal etwas Atmosphäre für eine Besprechungsecke im Großraumbüro. Oder auch ein Infoboard für ein Fitnessstudio. Seit eineinhalb Jahren mit wachsendem Erfolg. Was als nächtliches Aufmöbeln im Nebenjob stattfand, ist nun ein eigenständiger Betrieb, mit einem gelernten Schreiner als 450-Euro-Aushilfe.
Als Tüftler hat Knopp seinen Mut zusammengenommen und ist mit seiner Garage ein wenig auch der Beleg dafür, dass Türen aufgehen, wo andere sich schließen. Eines seiner Standbeine sind ausgediente Paletten, die er als Fläz-Mobiliar für Hochzeiten und andere Events herrichret und vermietet. Der Kontakt zu Weddingplanerin Sandra Beck kam über den Verleiher des Photomobils, Markus Fuß, zustande, dessen historische VW-Bullis er ebenfalls zu Eventzwecken als rollende Passbildautomaten ausgebaut hatte. Knopp mag es, wenn der Zahn der Zeit dem Holz anzusehen ist, wenn es von Schnee, Regen oder Sonne gezeichnet ist. Von alten Schwarzwaldbauten verwendet er die Nadelhölzer der Fassade ebenso wie die Eichengebälke. Auch altes Bauholz, beispielsweise für Verschalungen oder Gerüstbretter, inspiriert ihn zur Neuverwendung, die er unter anderem mit dem Büroausstatter „Office Plus“ vermarktet.
Dass er mit sogenanntem „Upcycling“, also einer Aufwertung alter Materialien durch Recycling, schwer im Trend bastelt, will er so nicht sehen. Englische Begriffe meidet er in seiner Schwarzwald-Nische. Das Geschäft mit dem Holz ist für ihn zwischen weltweiten und regionalen Entwicklungen auf zweierlei Weise einträglich: In der Welt der gelockerten Krawattenkragen finden zunehmend mehr Firmenfeste als „Barbecue“ auf Palettenmöbeln statt, wo der Chef früher auf stoffbezogenen Stehtischen zum Empfang bat. Im Zuge der neuen Lockerheit sieht Knopp noch weitere Ideen: von alten Brauereien hat er sich bereits Holzkisten mit Abflusshahn besorgt – worin früher Eisklötze zur Kühlung geliefert wurden, kann künftig Flaschenbier serviert werden. Jenseits von Firmeneinrichtungen und -Events bedient die „Altholzgarage“ aber mit den „daheim“-Souvenirs auch jene Neo-Heimatseligkeit, die von den Bewohnern des Dreisamtals ebenso geschätzt wird wie von Badenern, die in der norddeutschen Diaspora akuten Bollenhutmangel verspüren. Ist diese Welle nicht 2018 irgendwann zu Ende?
Jan Knopp wundert sich manchmal selbst, wieviele einschlägige Anbieter vom Fotografen bis eben zum Holzveredler er auf Messen und Märkten trifft. „Aber unsere Innensicht ist eine andere, der Bedarf ist eher noch ausbaufähig“. Wie zum Beleg erscheint zum Ende des Termins eine begeisterte Kundin, die ihn auf dem Heimat- Markt im Elztal gesehen hatte. Ihrem Enthusiasmus für individuelle Türschilder, Schlüsselbrettchen mit „daheim“-Brandzeichen und weiteren Bollenhutklassiker nach zu urteilen, wird die Altholzgarage noch einiges zu schreinern haben.