Der Zusammenschluss „Gemeinsam Freiburg“ feierte Mitte Oktober eine Gründungsparty im Breuninger – da war der Chefinnenposten noch offen. Jetzt steht fest: Carmen Siecke übernimmt zum 1. Dezember die Geschäftsführung der neuen Stadtinitiative.
Text: Julia Donáth-Kneer
Das Interesse war riesig: Rund 350 Menschen strömten Mitte Oktober in das Untergeschoss im Freiburger Breuninger, um die neue Initiative Gemeinsam Freiburg zu feiern. Alle warteten gespannt vor allem auf eins: die Bekanntgabe des neuen Geschäftsführers oder -führerin. Doch diese Hoffnung wurde enttäuscht. Seit dem 18. November ist klar, dass Carmen Siecke die Geschäftsführerin ist. Die 50-jährige Betriebswirtin und Marketingexpertin war lange Zeit in der Beratung und Geschäftsleitung einer renommierten Agentur für Markenentwicklung aktiv und hat bis 2022 knapp acht Jahre als Mitglied des Führungskreises die Unternehmenskommunikation der Kaiser Modehäuser verantwortet. Zuletzt war sie für das Freiburger Unternehmen Horl als Global Marketing und Communication Managerin im internationalen Handel tätig.
Gemeinsam Freiburg ist eine seit Langem geplante neuer Zusammenschluss der Innenstadtakteure. Vertreterinnen und Vertreter von Handel, Gastronomie, Kultur, Dienstleistung sowie der Immobilien- und Übernachtungsbranche kommen hier zusammen und ersetzen das 1982 gegründete Bündnis „Z’Friburg in der Stadt“. Weitere Interessens- und Händlergemeinschaften der Stadt – Herzschlag, Schneckenvorstadt, Konviktstraße, Rathausgasse und Altstadtgesellschaft – bleiben zwar bestehen, beteiligen sich aber in der neuen Initiative. Für Stadtverwaltung und Politik bedeutet das, dass es nicht mehr unterschiedliche Ansprechpartner gibt, sondern nur noch einen.
Es ist ein buntes Potpourri, das alle mitnehmen und für mehr Gewicht und Mitsprache sorgen soll: „Heutzutage ist es extrem wichtig, dass verschiedene Initiativen mit verschiedenen Interessen unter einem Dach zusammenkommen. Das Schöne an der neuen Initiative ist, dass wir endlich monetäre Mittel zur Verfügung haben, dass wir Menschen einstellen können“, erklärte David Lehr, Vorsitzender von Gemeinsam Freiburg, bereits im September. Zum Vorstand zählen neben dem Breuninger-Geschäftsführer Lehr und seinem Vize, dem Gastronomen Filipos Klein, Blickfang-Inhaberin Uli Steinfels von der Initiative Schneckenvorstadt, Lena Sutter-Kiefer, die Geschäftsführerin der Papeterie Sutter und bisherige Z’Friburg-Vorsitzende, Schafferer-Geschäftsführer Stefan Schupp von Herzschlag Freiburg, Jörg Gisinger, Gisinger Immobilien und Vorsitzender der Altstadtgesellschaft, Matthias Sasse, Lepus Immobilien und Kaiser Modehäuser, sowie Astrid Späth, Chefin des Victoria Hotels.
„Heutzutage ist es extrem wichtig, dass verschiedene Initiativen mit verschiedenen Interessen unter einem Dach zusammenkommen. Das Schöne an der neuen Initiative ist, dass wir endlich monetäre Mittel zur Verfügung haben, dass wir Menschen einstellen können.”
David Lehr, Vorsitzender Gemeinsam Freiburg
Neben dem ehrenamtlichen Vorstand wird es bei Gemeinsam Freiburg hauptamtliche Mitarbeitende geben. Das ist in diesem Umfang neu: Es ist eine Stelle für die Geschäftsführung vorgesehen, eine fürs Projektmanagement sowie zwei weitere in Büro und Verwaltung. Finanziert wird das Ganze von Sponsorengelder und Mitgliedsbeiträgen, die etwas höher als die Beiträge für Z’Friburg sein werden – „eine Minianpassung von einem Euro am Tag. Das wird ja wohl drin sein für eine Stadt wie Freiburg“, sagt FWTM-Chefin Hanna Böhme bei der Gründungsparty im Breuninger. Zusätzlich haben die Stadt und die FWTM drei Jahre lang jeweils 150.000 Euro jährlich aus den Mitteln der Bettensteuer zugesagt.
Vorstand David Lehr begrüßt die zahlreichen Anwesenden und spricht über konkrete Pläne: Gemeinsam Freiburg werde künftig das Fashion-and-Food-Festival organisieren und finanzieren. Außerdem wolle man den erfolgreichen Freiburg-Gutschein fortführen und mehr Einlösestellen dafür etablieren, um den „Erlös zu verdoppeln“, kündigt Lehr an. „Da spricht ganz klar der Vertriebler aus mir.“ Die Aufbruchstimmung ist deutlich zu spüren an diesem Abend im Breuninger.
Zwischen Lederhandtaschen und Luxusschuhen stehen hunderte Gäste mit Crémant, Schinkenhäppchen und Apfelcocktails. Auf der improvisierten Bühne erzählt Oberbürgermeister Martin Horn, dass er „richtig Lust auf den Abend“ hatte. Bei seiner Eröffnungsrede überreicht er Gemeinsam Freiburg ein Stück Straßenbahnschiene. Es soll ein Gutschein für einen weiteren fahrscheinfreien Samstag sein, der bereits vom Gemeinderat abgenickt wurde. Hanna Böhme, ein wenig erkältet, aber gut gelaunt, sagt im Anschluss: „Es gab Momente, da habe ich nicht mehr daran geglaubt, dass es klappt. Aber wenn ich heute in den Raum schaue, weiß ich: Es hat sich gelohnt.“ Man müsse nicht nur denjenigen etwas bieten, die in die Innenstadt kommen, sondern auch jenen, die auf der anderen Seite stehen: den Händlern, Gastronomen, Hoteliers, Kunstschaffenden. „Die Menschen bleiben nur bei der Stange, wenn es Spaß macht“, sagt Hanna Böhme. Und Gemeinsam Freiburg sei ein Thema für die ganze Stadt.
„Es gab Momente, da habe ich nicht mehr daran geglaubt, dass es klappt. Aber wenn ich heute in den Raum schaue, weiß ich: Es hat sich gelohnt.“
Hanna Böhme, Geschäftsführerin FWTM
Tatsächlich stehen hier Schulter an Schulter, Sektglas an Sektglas Menschen aus so vielen unterschiedlichen Branchen, wie man sie nur selten auf einem Fleck sieht. Es scheint, als sei jeder gekommen, dessen Geschäft sich auch nur annähernd im Umkreis befindet. „Bislang hatten wir es schwer, irgendwo mitzumischen, einfach, weil unser Laden nicht zur Innenstadt zählt“, sagt Florian Högner im Gespräch mit Netzwerk Südbaden. Högner ist Inhaber des Spielecafés Freispiel im Stühlinger, in dem man Brettspiele kaufen, aber auch beim Kaffeetrinken spielen kann.
„Diese Art der Vernetzung gefällt mir richtig gut“, erzählt auch Stefan Max Huber. Der 45-Jährige, früher Vorsitzender von Z’Friburg, betreibt mit seinem Bruder Konrad das 102 Jahre alte Traditionsgeschäft Stefan Meier Tabakwaren in der Rathausgasse. Von Gemeinsam Freiburg erwartet er viel: „Es begeistert mich, wie viele Leute interessiert sind“, sagt er und schaut sich um. „Das hier hat wirklich Potenzial.“