Kund*innen, Kund_innen, Kund:innen oder lieber Kunden und Kundinnen? Unternehmen müssen sich entscheiden, wie sie wen ansprechen. Verbindliche Vorgaben gibt es nicht. Aber interessante Beispiele aus der Region.
VON JULIA DONÁTH-KNEER
Mitte September sah sich die Sportschau gezwungen, auf ihrer Facebook-Seite folgendes klarzustellen: „Wir schätzen die lebhafte Diskussion in den Kommentarspalten. Allerdings möchten wir betonen, dass das Gendern unserer Inhalte eine bewusste Entscheidung ist, um unsere Sprache inklusiver und respektvoller zu gestalten. Bitte akzeptiert unsere Ansicht und konzentriert euch auf das sportliche Thema.“ Anlass war ein Post über den Dänen Anders Lind, der bei der Tischtennis-Europameisterschaft aus Frust einen Ergebnisfernseher kaputtgetreten hatte. Im Post dazu hieß es: „Die Schiedsrichter:innen mussten auf der Tribüne im Regelwerk nachschlagen und waren sich selbst nicht sicher, wie es weiter zu verfahren galt. Doch dann die Konsequenz: Lind sah die Rote Karte und wurde für sein zweites Einzel disqualifiziert.“ Die meisten, die die Geschichte kommentierten, diskutierten nicht über den Sinn und Unsinn der sportlichen Konsequenzen, sondern hängten sich an dem Wort „Schiedsrichter:innen“ auf.
Dieses Beispiel ist nur eines von vielen, das die Schwierigkeit des Genderns zeigt: Seit 2018 ist das „dritte Geschlecht“ in der Verfassung verankert. Seither müssen sich Unternehmen entscheiden, wie sie Menschen in interner und vor allem in externer Kommunikation so geschickt ansprechen, dass sie einerseits keinen ausschließen, weil sich jemand nicht angesprochen fühlt – und anderseits niemanden mit zu viel gut gemeinter Korrektheit vor den Kopf stoßen. Ein Balanceakt, den jede Firma momentan für sich selbst so wählt, dass es irgendwie passt. Das führt zu großen Unterschieden in der Rechtschreibung und in der Kommunikation. HIER WEITERLESEN