Google for Jobs birgt viel Potenzial für HRler. Doch wie funktioniert dieser Google Dienst eigentlich und wo liegt der Unterschied zu klassischen Stellenbörsen? Ein kurzer Überblick mit Selbsttest für Ihr E-Recruiting.
VON BENJAMIN JEUB
- Google for Jobs: Stellenbörse, aber anders
- Jobs direkt in der Google-Suche: Ohne Umweg zur Bewerbung
- Google-for-Jobs-Partner: Ein Angebot, das kaum einer ablehnen kann
- Mehr Reichweite im Personalmarketing-Mix
- Kostenlos, weil organisch: SEO im Recruiting
- Voraussetzungen für Google for Jobs schaffen
- Selbsttest: Ist Ihre Karriereseite fit für Google for Jobs?
Google for Jobs war seinerzeit angetreten, um den Stellenmarkt zu revolutionieren. Ein ehrgeiziges Ziel, aber auch eines, das für viele Unternehmen erstrebenswert scheint. Schließlich sind gerade Fachkräfte und Auszubildende nach wie vor Mangelware auf dem Arbeitsmarkt – trotz aller Recruiting-Bemühungen der Arbeitgeber auf Jobportalen, in Sozialen Netzwerken und bei vielen anderen Online-Diensten. Beinahe schon fair eigentlich, dass neben den Unternehmen und ihren Personalverantwortlichen nun auch die Online-Stellenbörsen selbst unter Druck geraten. Der ist deutlich spürbar geworden, seitdem Googles Recruiting-Feature auch in Deutschland verfügbar ist. In den USA startete Google for Jobs schon 2017, mit Erfolg. Die Erwartungen hierzulande waren dementsprechend hoch, und vieles deutete darauf hin, dass sie sich bestätigen würden. Auch deshalb machten 23 Online-Stellenbörsen gemeinsam Front gegen die neue Konkurrenz. In einem Brief an die EU-Kommissarin für Wettbewerb, Margrethe Vestager, warfen sie Google unfaire Praktiken vor.
Google for Jobs: Stellenbörse, aber anders
Doch was genau unterscheidet das Recruiting-Feature von Google eigentlich von Online-Stellenbörse wie Indeed, Jobware, StepStone & Co.? Kurze Antwort; fast alles: Jobinserate können hier nicht klassisch aufgegeben werden, sie kosten auch nichts. Google for Jobs holt sich die Anzeigen selbst. Das funktioniert ganz ähnlich wie bei der klassischen Google-Suche und macht den Dienst damit gewissermaßen zur Meta-Stellenbörse: Die gelisteten Job-Angebote werden nicht unmittelbar über einen Google-Account eingereicht, sondern vollautomatisiert aus verschiedenen Online-Quellen zusammengetragen – zum Beispiel aus unternehmenseigenen Karriereseiten, Sozialen Netzwerken oder eben Online-Jobbörsen, die mit Google kooperieren. Diese Arbeit erledigen wie bei allen Suchmaschinen selbständige Computerprogramme, die sogenannten Crawler oder Bots.
Jobs direkt in der Google-Suche: Ohne Umweg zur Bewerbung
Die blau-weiße Box mit dem Titel „Stellenangebote“, die nun in den Suchergebnissen erscheint, wenn man zum Beispiel nach einer Berufsbezeichnung sucht, ist also eigentlich nichts wirklich Neues und damit auch wenig revolutionär. Google führt nur konsequent fort, was das Unternehmen seit jeher so erfolgreich macht: die Nutzerfreundlichkeit der Google-Suchmaschine, von der am Ende ein Großteil des Anzeigenumsatzes abhängt.
So erklärt sich, dass es Google auch mit den neuen, kostenlosen Stellenangeboten vordergründig um die Endnutzer geht. Das eingängige Prinzip: Die Bewerber googeln ganz einfach und finden passende Job-Angebote direkt in den Suchergebnissen.
Alle wesentlichen Informationen wie
- die Stellenbezeichnung,
- der Name des Arbeitgebers,
- der Arbeitsort und
- das Arbeitszeitmodell
sind übersichtlich dargestellt und die jeweiligen Jobbeschreibungen mit nur einem Klick erreichbar. Zusätzlich lassen sich E-Mail-Erinnerungen für Job-Angebote einrichten und Suchanfragen abspeichern. Außerdem sorgen verschiedene Filterfunktionen dafür, dass die Bewerber beispielsweise den Radius ihrer Jobsuche anpassen oder nur bestimmte Arbeitgeber anzeigen lassen können. Das ist alles sehr praktisch, aber noch immer kein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Stellenbörsen.
Google-for-Jobs-Partner: Ein Angebot, das kaum einer ablehnen kann
Die Markt-erschütternde Relevanz von Google for Jobs liegt schlicht in dem Umstand begründet, dass dieser Dienst vom unangefochtenen Marktführer im Suchmaschinengeschäft betrieben wird. Googles herausragende Marktstellung sorgt dafür, dass die etablierten Online-Stellenbörsen – oft selbst umsatzstarke Konzerne – kaum umhinkönnen, mit dem Suchmaschinengiganten zu kooperieren. Dabei tritt Google als direkter Konkurrent auf und bedroht auf längere Sicht sogar die bestehenden Geschäftsmodelle der Branche. Trotzdem arbeiten in Deutschland namhafte Wettbewerber wie Xing, Linkedin, Absolventa und Monster mit Google zusammen. Denn auch bei den Karriereportalen und selbst den Social-Media-Plattformen ist es wie bei den meisten Internetseiten: Ein erheblicher Teil der Besucher kommt über Suchmaschinen – und das bedeutet in neun von zehn Fällen: über Google.
Mehr Reichweite im Personalmarketing-Mix
Solche Zusammenhänge kümmern die meisten Bewerber verständlicherweise wenig. Für sie macht Google for Jobs die Stellensuche lediglich einfacher. Schon deshalb, weil sie ohne Umwege den Wunscharbeitgeber kontaktieren können, sofern eine Stellenausschreibung von einer unternehmenseigenen Karriereseite bei Google for Jobs erscheint. Davon profitieren natürlich auch die Arbeitgeber. Für Unternehmen auf Bewerbersuche bietet Google for Jobs allerdings noch deutlich handfestere Vorteile: So lässt sich über den Job-Dienst vor allem die Sichtbarkeit von Stellenangeboten auf der eigenen Karriereseite steigern. Damit kommt ein wesentlicher Kanal im Personalmarketing-Mix hinzu, der noch nicht einmal eigens bespielt werden muss.
Kostenlos, weil organisch: SEO im Recruiting
Der größte Pluspunkt: Die zusätzliche Reichweite, die sich anhand von Leistungsdaten leicht messen lässt, ist kostenlos. Denn bei den Google for Jobs-Einträgen handelt es sich um sogenannte organische Suchergebnisse. Anders als beispielsweise im Suchmaschinenmarketing über Google Ads (SEA) oder beim Schalten von Anzeigen auf einem Jobportal entstehen daher keine Kosten – weder pro Klick (CPC) noch pro Anzeige (Impression/CPM) oder tatsächlicher Stellenbesetzung (Conversion).
Voraussetzungen für Google for Jobs schaffen
Für Personalverantwortliche und Unternehmen auf Talentsuche bedeutet das vor allem, dass die eigene Karriereseite einen neuen Stellenwert bekommt. Denn die Jobangebote dort können auch bei Google for Jobs erscheinen. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die hinterlegten Daten so strukturiert sind, dass Google sie möglichst optimal auslesen kann. Ist das nicht der Fall, nehmen sich die dafür notwendigen Investitionen in den meisten Fällen eher überschaubar aus, zumal sie im Gegensatz zu kontinuierlichen Ausgaben für Anzeigenschaltungen und Suchmaschinenmarketing nur einmalig anfallen.
Kurzum: Google for Jobs ist angetreten, um den Stellenmarkt nachhaltig zu verändern. Ob der Dienst für das Recruiting wirklich relevant ist, lässt sich wohl am ehesten über die Frage erschließen, wann Sie das letzte Mal etwas über Yahoo! Im Internet gefunden haben…
Selbsttest: Ist Ihre Karriereseite fit für Google for Jobs?
Ob Ihre Karriereseite die Grundvoraussetzungen für Google for Jobs erfüllt, können Sie leicht testen. Googeln Sie einfach einmal „Testtool für strukturierte Daten“, klicken Sie auf „Schema Markup Validator” und fügen Sie den Link zu einem konkreten Job-Angebot auf Ihrer Karriereseite in das URL-Fenster ein. Wenn Sie auf der rechten Seite einen Eintrag vom Typ „Job-Posting“ ohne viele Fehlermeldungen sehen, sind die Grundlagen gelegt. Andernfalls sollte sich jemand die Sache ansehen.
Benjamin Jeub ist Inhaber der Digitalagentur sumus.media.