Normalerweise geht es in der Rubrik Gut beraten darum, welche Ratschläge die Protagonisten umgesetzt haben. Die Brillendesignerin Marion Frost aus Sasbach geht die Sache indes anders an und erzählt von einem Ratschlag, den sie nicht umsetzen wollte und konnte.
„Ich bin trotz meiner Größe von 1,60 Metern nicht unscheinbar. Allein schon wegen meines Äußeren – meine Frisur trage ich zum Beispiel seit über 30 Jahren jeden Tag so – würde ich mich als auffallend beschreiben. Ich gehe auf alle Menschen offen zu und verschaffe mir Gehör. Das ist einfach mein Naturell, so gehe ich stets positiv und farbenfroh durchs Leben.
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, erinnere ich mich an eine Situation mit meiner Mutter. Ich war vielleicht sieben Jahre alt und in der Schule aufgefallen, für meine Mutter das Schlimmste, und deswegen hatte ich Ärger bekommen. Mädchen müssen unauffällig, brav und leise sein, hat sie dann ganz ernst zu mir gesagt. So war das damals.
„Das habe ich bewusst ignoriert“
Diesen Ratschlag habe ich aber bewusst ignoriert und bin von klein auf genau den anderen Weg gegangen. Und so bin ich bis heute gut durchs Leben gekommen. Mit meiner Mutter war es dadurch nicht immer ganz einfach, sie ist dann leider gestorben, als ich 17 war und so konnte sie meinen eigenen Weg nicht mehr verfolgen. Ich habe dann Modell-Goldschmiedin gelernt und beruflich Schmuck designt. Als mein Mann Anfang der Neunziger eine neue Brille gebraucht hat, es aber nur triste Modelle auf dem Markt gab, habe ich einfach angefangen, ihm selbst eine zu designen.
Und das war der Startschuss unseres gemeinsamen Unternehmens als Quereinsteiger in der Brillenbranche. Mir macht das Designen von Brillen und den damit entwickelten Patenten viel Spaß, nicht zuletzt, weil man mit einer Brille einen sehr großen optischen Effekt erreichen kann. Meine Persönlichkeit, die eben nicht schlicht und zurückhaltend ist, findet sich daher bis heute auch in den Designs wieder.
Um zum Ausgangspunkt zurückzukommen: Gerade Mädchen und Frauen müssen eben nicht unauffällig, brav und leise sein.“
Protokoll: Daniel Ruda