Einen Mentor haben nicht nur junge Unternehmer. Eberhard Liebherr, regionaler IHK-Präsident und Chef von Ketterer + Liebherr, dem Großhandel für technischen Industriebedarf aus Freiburg, spricht auch als 65-jähriger erfahrener Unternehmer noch von seinem Mentor und dessen besonderem Ratschlag.
“In unsere Großhandelsgruppe sind drei Unternehmen eingebunden, eines davon ist die Gebrüder Lotter KG mit Sitz in Ludwigsburg, mit der wir seit rund 20 Jahren mit einem Gemeinschaftsunternehmen – die Lotter & Liebherr GmbH – bundesweit Bodenbeläge unter der Marke CASA NOVA vertreiben. Mit dem Inhaber Helmut Ernst arbeite ich gemeinsam als Geschäftsführer zusammen, er ist ein sehr erfahrener und werteorientierter Unternehmer, 82 Jahre alt und noch jeden Tag aktiv dabei.
Für mich ist er ein Mentor und Glücksfall, der mich beruflich nachhaltig geprägt hat. Ich erinnere mich vor allem an die Feier anlässlich seines 175. Firmenjubiläums, zehn Jahre ist das etwa her, da hat er bei der Laudatio einen Satz gesagt, der für ihn seine Maxime sei: Lieber Geld verlieren als das Vertrauen der Kunden.
Ich saß da und habe gemerkt, dass das direkt etwas in mir bewegt hat und mich danach direkt mit ihm ausgetauscht. Seither prägt mich dieser Satz in meiner täglichen Arbeit. Er hatte diesen Anstoß von seinem Großvater mit auf den Weg bekommen, über Generationen war er das Leitmotiv der Firma mit über 2000 Mitarbeitern.
Lieber Geld verlieren als das Vertrauen der Kunden
Das höchste Gut für ein Unternehmen sind die Kunden. Wenn es also mal im Vertrieb um die Frage geht, kann ich irgendwo den schnellen Euro machen oder behandle ich den Kunden so wie er es eigentlich verdient hätte, auch wenn ich davon nicht direkt finanziell profitiere, dann muss die Antwort eben genau dieser Satz sein. Ich benutze ihn auch regelmäßig in meinen Mitarbeitergesprächen.
In der Coronazeit haben wir auch danach gehandelt. Wir hatten mit unserem Geschäftsmodell sehr viel Glück und hätten finanziell profitieren können, aber es war uns wichtiger, dass die Handwerker, mit denen wir zusammenarbeiten, sich auf uns verlassen konnten. Wir wollten sie nicht über den Tisch ziehen, nur weil wir am vermeintlich längeren Hebel saßen. Unsere Kunden sind fast ausschließlich familiengeführte Handwerksbetriebe, da ist der Draht oft eng und schon deswegen ist diese Maxime für das uns entgegengebrachte Vertrauen sehr, sehr wichtig.“
Protokoll: Daniel Ruda