Als Gründerin von Jobrad hat Sandra Prediger gute Ratschläge vermisst und sich ihre eigenen erarbeitet. Die helfen ihr jetzt auch beim Aufbau der Prediger-Stiftung.
Mit unserer Idee wurden wir anfangs belächelt. Gute Ratschläge waren da eher Mangelware. Stattdessen haben viele Leute gesagt: Ihr spinnt. Man braucht eigentlich einen kleinen Kreis von Unterstützern. Die gab es leider nicht. Aber mein Mann und ich hatten ein klares Ziel vor Augen – mehr Menschen aufs (Dienst-)Rad bringen. Und wir haben uns gegenseitig gestärkt. Ein Rat, den ich gerne bekommen hätte und den ich schon einige Male gegeben habe, heißt: mutig sein, sich nicht verrückt machen lassen und nicht den Anspruch haben, alles zu können. Perfektionismus kann bremsen, statt einen weiterzubringen. Deshalb: Einfach mal loslaufen, auch wenn das Konzept noch nicht perfekt ist.
So war das am Anfang bei Jobrad, damals noch Leaserad. Wir sind schnell gewachsen, haben immer wieder unsere Strategien und Ziele angepasst. Als Mitgründerin habe ich von Beginn an mitgearbeitet, etwa beim Aufbau der Buchhaltung. Die wichtigste Aufgabe war immer für mich: Dass es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut geht und sie sich wohl fühlen. Ich habe Gespräche gesucht, Veranstaltungen organisiert, Geburtstagskuchen gebacken – und damit die Jobrad-Kultur mitgeprägt. Zu dieser Kultur gehörte es auch immer, die richtigen Räume für das stetig wachsende Team zu schaffen. Vom ersten Büro im ehemaligen Schlecker in der Zähringer Straße bis zum neuen Jobrad-Campus in der Heinrich-von-Stephan-Straße. Das war eines meiner großen Projekte für Jobrad – und mein letztes. Ich bin Ende 2023 aus dem operativen Geschäft ausgeschieden, um mich einer neuen Aufgabe zu widmen.
Einfach mal loslaufen, auch wenn das Konzept noch nicht perfekt ist. So ist es jetzt auch bei unserer Prediger-Stiftung. Die haben mein Mann und ich 2023 gegründet, weil wir mit dem Erfolg unseres Unternehmens verantwortungsvoll umgehen und der Gesellschaft etwas zurückgeben möchten. Ich beschäftige mich schon seit einigen Jahren mit dem Gedanken einer Stiftung und habe deshalb eine Fortbildung zur Stiftungsmanagerin bei der Stiftungsakademie Berlin gemacht. Unsere ersten Aktionen waren kleine Herzensprojekte wie die Woche der Freundlichkeit mit den Stadtpiraten, bei der Flüchtlingskinder Geschenke für Obdachlose gebastelt haben. Das Ziel der Prediger-Stiftung: Wir möchten in unserer Region mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln die Welt ein kleines Stück besser machen. Dabei hilft mir meine Erfahrung als Unternehmerin: Loslaufen, auch wenn das Konzept noch nicht perfekt ist. Ich betrete mit der Stiftung wieder Neuland. Und darauf freue ich mich.
Protokoll: Kathrin Ermert