In der Rubrik „Gut beraten“ geht es um Ratschläge, die den Protagonisten im Berufsleben weitergeholfen haben. Für Münsterbaumeisterin Anne-Christine Brehm kam der Ratschlag aus dem universitären Umfeld. Die 41-Jährige erinnert sich.
„Es gibt einen Ratschlag, den ich in einer konkreten, beruflich unsicheren Situation erst gar nicht schätzen konnte, der sich aber letztlich als hilfreich herausgestellt hat. Es ist ein paar Jahre her, gerade waren meine Dissertation in Baugeschichte und der Abschlussband des Forschungsprojektes über gotische Architekturzeichnungen publiziert – und ich war mit der Frage konfrontiert, wie es jetzt für mich beruflich weitergeht.
Meine Forschungen hatten bei mir viele Fragen aufgeworfen, und ich wollte diesen gerne nachgehen und das Thema vertiefen. In dieser Situation habe ich unterschiedliche Ratschläge bekommen – an der Uni zu bleiben oder wieder zurück ins Architekturbüro zu gehen… Wohl der häufigste war, dass es für meine Karriere wichtig sei, nicht in meinem Forschungsfeld zu bleiben, sondern eine neue Epoche zu bearbeiten – am besten das damals populäre und sehr begehrte Thema Nachkriegsarchitektur.
Eigene Interessen statt Trendthemen
Ganz anders hingegen war der Rat meines Doktorvaters: Orientieren Sie sich nicht an Trendthemen, sondern folgen Sie den eigenen Interessen. Denn nur wenn man mit Interesse und Leidenschaft arbeitet, kann man in diesem Feld auch erfolgreich sein. Bei der Entscheidung für die Forschung war klar, dass es nicht einfach wird. Bei den wenigen verfügbaren Stellen gehört immer Durchhaltevermögen, Leidenschaft und zudem auch die nötige Portion Glück dazu.
Mich hat mein Interesse dazu geführt, mich in meiner Forschungstätigkeit auf die Architektur der Spätgotik im südwestdeutschen Raum zu konzentrieren. Dieses Interesse für mittelalterliche Architektur, Bauorganisation und Bautechnik hat mich schon in meiner Forschungstätigkeit an das Freiburger Münster geführt. Und, mit der nötigen Portion Glück und Zuspruch, letztlich auf die Stelle als Freiburger Münsterbaumeisterin, die ich im vergangenen Sommer angetreten habe.“
Protokoll: Daniel Ruda