Nicole Kurek gehört zum Vorstand der Sick AG und verantwortet beim Waldkircher Sensorhersteller das Ressort People & Culture. Dass die 48-Jährige sich in ihrem Berufsleben an diese exponierte Führungsposition gearbeitet hat, hat auch etwas mit ihrer ersten Vorlesung als Studentin zu tun. Ein Satz daraus ist ihr bis heute im Gedächtnis geblieben.
„Gleich zu Beginn meines Studiums an der Universität in Saarbrücken sagte ein Professor in der ersten Vorlesung in meinem Hauptfach Erziehungswissenschaften einen Satz, der mich seitdem mein ganzes Berufsleben lang begleitet: Nur wenn wir unsere Komfortzone verlassen, lernen und wachsen wir! Die Idee dahinter ist, dass wir unser Potenzial dann am besten erkennen und nutzen, wenn wir Herausforderungen annehmen und an ihnen lernen. Der Professor hat eine bewusst provokative Formulierung gewählt und vermutlich auch dadurch meine Aufmerksamkeit nachhaltig gewonnen. Dieser Satz hat mich als junge Studentin bewegt und ist seither ein wichtiger Begleiter für meine persönliche Entwicklung.
“Verlasse deine Komfortzone”
Das Bild dahinter ist so einfach wie logisch: in der Komfortzone ist man sicher und folgt seinen Routinen, es findet kaum Wachstum statt. Dagegen wird man in der sogenannten Stretchingzone mit Herausforderungen konfrontiert, mit Neuem und Unbekanntem. Hier tritt Lernerfolg ein, entsteht Wachstum, neue Herangehensweisen und Methoden werden entwickelt und verinnerlicht. Dadurch bilden wir neue Sicherheit. In der sogenannten Panikzone hingegen herrscht zu viel Stress, hier sind wir überfordert.
In meiner Funktion bei Sick ermutige ich – ähnlich wie einst mein Professor mich ermutigt hat – Menschen, Neues auszuprobieren, sich auf neue Perspektiven einzulassen und ein möglichst diverses Netzwerk aufzubauen. Darin sehe ich großes Innovationspotenzial für jeden einzelnen Mitarbeitenden und für das Unternehmen. Zusammengenommen entstehen so innovative Ideen und Produkte, die Großes bewirken.
Neues wagen, viel lernen
An jenen Satz meines Professors habe ich mich auf meinem eigenen Weg bei Karriereentscheidungen immer wieder erinnert. Im Alter von 30 Jahren teilte ich einem damaligen Vorgesetzten bei BMW meinen Wunsch mit, eine Führungsrolle im Personalwesen zu übernehmen. Wenig später leitete ich ein Team von 17 Sachbearbeitern – an dieser Stelle brauche ich nicht zu gendern –, die alle älter waren als ich. Sowohl für jenes Gespräch als auch für die Übernahme der Funktion habe ich meine Komfortzone verlassen, habe Neues gewagt, und unglaublich viel gelernt.
An solchen Situationen bin ich in meiner Karriereentwicklung gewachsen. Ich habe für mich gelernt: in der Herausforderung liegt der Reiz und die Chance, unser Potenzial zu leben.“
Protokoll: Daniel Ruda