Vor allem mit der Entwicklung von Visualisierungssystemen, die etwa bei chirurgischen Eingriffen in der Medizin dank kleiner Kameras Bildaufnahmen aus dem Körperinneren von Patienten ermöglichen, hat Schölly Fiberoptic Erfolgsgeschichte geschrieben. Kürzlich hat das Denzlinger Familienunternehmen die Mehrheit seiner Geschäftsanteile an den Tuttlinger Medizintechniker Aesculap abgegeben. Für „Gut beraten“ erinnert sich die 71-jährige Chefin Regula Schölly in diesem Zusammenhang auch an einen Ratschlag aus ihrem Elternhaus.
„Es gibt einen Satz, der hat mich durch mein ganzes Leben begleitet, vor allem durch mein unternehmerisches. Meine Mutter hat ihn mir mit auf den Weg gegeben, er ist mir immer im Kopf geblieben: Verlange nie etwas von jemand anderem, das du selbst nicht bereit bist zu tun.
Er hat mich vor allem dahingehend geprägt, dass ich versucht habe, gegenüber unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen eine Vorbildrolle einzunehmen. Mehr als 550 Beschäftigte arbeiten inzwischen für die Firma. Diesen Anspruch zu verkörpern, war manchmal gar nicht einfach. Es gab auch Zeiten, die waren schwierig und da galt es, sich durchzubeißen und nicht aufzugeben. Das war auch immer eine Botschaft, die für mich in diesem Satz steckte.
“Verlange nie etwas von jemand anderem, das du selbst nicht bereit bist zu tun.”
Dieser ratschlag ihrer mutter begleitet Regula Schölly durchs leben
Wofür ich meinen Eltern bis heute dankbar bin, und da könnte man den Satz meiner Mutter ja zunächst auch anders interpretieren, ist der Umstand, dass sie mich damals nicht gedrängt haben, das Familienunternehmen zu übernehmen. Ich wollte das nicht und sie haben es akzeptiert.
Und da schließt sich nun der Kreis für mich. Mein Mann und ich haben das auch nie von unseren Kindern verlangt. Selbst wenn man es gut meint, es funktioniert nie, Menschen in Positionen zu drängen, in denen sie sich nicht sehen. Nach dem Tod meines Mannes vor fünf Jahren bin ich nun sehr froh, dass die Unternehmensnachfolge geregelt ist. Mit dem Verkauf der Mehrheitsanteile an die Firma Aesculap, die als Gesellschafter schon lange dabei war, ist die Zukunft gesichert.
Meine Kinder haben ihr eigenes Leben, der Firma geht es gut, und gerade bin ich zum zweiten Mal Oma geworden, das erfüllt mich mit großem Glück.“
Protokoll: Daniel Ruda
Dieser Beitrag ist zuerst in der netzwerk südbaden-Printausgabe vom Mai 2021 erschienen.