Das Konzept der Viertagewoche ist nicht neu, ein Handbuch gibt es dafür aber genauso wenig wie klare Vorgaben, meist mangelt es auch an erprobten Beispielen. Für viele Unternehmen ist es daher eher ein Test eines neuen Modells, bei dem man nicht weiß, ob man hinterher zufrieden oder frustriert ist. Zwei Beispiele aus der Region.
Text: Julia Donáth-Kneer
Eine komplette Nacht lag er wach, berichtet Michael Schmid. Der 50-Jährige ist Inhaber und Seniorpartner der 1954 gegründeten Steuerberaterkanzlei Huber-Greiwe-Schmid aus Freiburg-Littenweiler. Grund für die Schlaflosigkeit: Ein Bericht im ZDF über einen Steuerberater aus Dresden, der in seiner Kanzlei die Viertagewoche einführte und seither viel weniger Probleme hat: Recruiting, Krankheitstage, Mitarbeiterzufriedenheit, Teamspirit – alles laufe viel besser als vorher, schwärmte er vor der Fernsehkamera. Und Schmid sah sich den Beitrag gleich noch mal an, machte Notizen und begann zu grübeln.
Michael Schmid hat in seiner Karriere bereits bewiesen, dass er mit Beharrlichkeit weit kommt: Seit 1994 ist er bei derselben Kanzlei tätig – erst als normaler Angestellter, dann als Geschäftsführer, 2003 übernahm er als Inhaber, seit 2017 hat er mit Daniel Meybrunn einen zweiten Inhaber an seiner Seite. Das Beispiel aus Dresden ließ ihn nicht mehr los. Das Konzept der Viertagewoche könnte doch auch seine Probleme lösen. Seit Jahren hatte er Schwierigkeiten, gute Leute zu finden. Es kamen überhaupt keine Bewerbungen mehr rein, egal wie viele Stellenanzeigen er schaltete. „Wir konnten einfach nicht mehr punkten“, erzählt er beim Gespräch in Littenweiler Anfang September. „Alle hatten mehr oder weniger dasselbe im Angebot: ein gutes Team, faire Bezahlung, geregelte Arbeitszeiten, Obstkorb, kostenloses Wasser, Betriebsausflüge, Jobrad und so weiter.“ Wie also abheben im Bewerberdschungel? Er begann Studien zum Thema Viertagewoche zu wälzen, sprach mit Fachleuten, konsultierte eine Arbeitspsychologin.