Seit bald einem Jahr ist Eberhard Fugmann Präsident des SC Freiburg. Über einen, der zurückhaltend auftritt und vor allem den Dialog sucht.
VON DANIEL RUDA
Es hängt noch an der IT, Ende August soll es aber so weit sein, dann kann SC-Präsident Eberhard Fugmann nach bald einem Jahr im Amt in sein Büro im Europa-Park-Stadion ziehen. Beim Fototermin in der Arena an der Achim-Stocker-Straße ist es auf der Verwaltungsebene oben unter dem Dach gut zu sehen, es liegt in Höhe der Mittellinie. Es soll kein repräsentatives Büro zur Selbstdarstellung werden, betont Fugmann. „Es geht um einen Arbeits- und Besprechungsraum, in dem man sich begegnen kann. Für mich soll es auch ein Raum verlässlicher Präsenz werden“. Der ehrenamtliche Präsident will künftig zu festen Zeiten da und verfügbar sein.
Die beiden Vorstände Oliver Leki und Jochen Saier haben ihre größeren Büros einige Meter weiter links auf Höhe der Eckfahne. Nicht nur Fugmann, auch weitere Mitarbeiter aus der Verwaltung sind derweil noch nicht an die neue Adresse umgezogen.
Angekommen beim SC Freiburg ist er indes schon längst, sagt der 68-Jährige, der zum Gespräch ein paar Tage vorher auf seinem heimischen Balkon in Herdern mit Blick ins Grüne empfängt und Kuchen besorgt hat. Die Zeit seit seiner Wahl im vergangenen Oktober sei schnell vorbeigegangen, sagt er, es war ja auch viel los seither.
Ein Büro in der Verwaltung, um Präsenz zu zeigen
Auf der einen Seite der sportliche Erfolg der Mannschaft von Christian Streich mit der tollen Bundesligasaison samt Qualifikation fürs europäische Geschäft und vor allem dem Abenteuerwochenende Pokalfinale in Berlin. „Dass die Saison so erfolgreich war, hat natürlich auch mich gefreut“, sagt Eberhard Fugmann und erzählt wie jeder Freiburger, der in Berlin dabei war, geradezu selig von seinen Eindrücken. Wie sich die Fans gezeigt und verhalten haben, wie er auf einem Bankett mit dem neuen DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf und Lothar Matthäus ins Gespräch kam, vom aufregenden Spiel und dem unglücklichen Ende, nachdem er am Spielfeldrand stand und einen Moment mit Christian Streich hatte, von der anschließenden SC-Feier in Kreuzberg und auch vom Empfang in Freiburg am Tag danach.
Es waren besondere Tage in Berlin. Auf der anderen Seite waren die Premierenmonate als Präsident für Fugmann geprägt von seiner eigenen Tour durch den Verein, dem Kennenlernen und auch dem Ausfüllen seines neuen Amts. „Ich wollte erstmal ein Gefühl für den SC bekommen, die Menschen treffen, die für ihn arbeiten und das Betriebsklima spüren“, erzählt der ehemalige Schulleiter des Freiburger Rotteck-Gymnasiums, der schon seit über 30 Jahren Mitglied beim Sportclub ist. Diesem Verein nun aber vorzustehen, das ist eben eine andere Nummer. Seine Rolle habe er aber nun gefunden.
Es ist die eines Kommunikators und Zuhörers, der vor allem den Dialog mit den Mitgliedern und Fans sowie den Mitarbeitern suchen und führen will. In das operative Geschäft ist der Präsident beim SC Freiburg seit einer Satzungsänderung schon länger nicht mehr eingebunden. Was bei Vorgänger Fritz Keller wohl auf wenig Gegenliebe stieß, ist für Eberhard Fugmann, der von seinem öffentlichen Auftreten und Gebaren während 90 Minuten Fußball ohnehin das Gegenteil seines Vorgängers ist, eine für ihn passende Aufgabe und Rolle.
„Ich hatte mir das aber lange gar nicht zugetraut“, erinnert er sich an die Monate nach dem Abgang Kellers in Richtung DFB-Spitze, als er immer wieder angesprochen worden war: „Ebi, das wäre doch ein Job für dich.“ Nach seiner Pensionierung 2018 hatte er schon ehrenamtlich im sogenannten gesellschaftlichen Engagement des Verein rund um den Förderverein der Fußballschule gewirkt, zuvor hatte er vor dem Bürgerentscheid zum Stadionbau eine BI gegründet, und als Rotteck-Rektor mit dem SC zusammengearbeitet, Fugmanns Name war intern also bekannt.
Nach langem Zögern traute er sich das Amt zu
Viele trauten es ihm nun zu, den obersten Repräsentanten des Sportclubs zu geben, er selbst dachte, dieses besondere Ehrenamt würde eine regional oder gar überregional bekannte Person aus Wirtschaft oder Politik übernehmen. Umso länger das Amt verwaist blieb – am Ende waren das rund zwei Jahre – und umso öfter der Ehrenrat auf ihn zukam, desto mehr reifte in ihm der Gedanke: „Doch, mit meinen Fähigkeiten und Erfahrungen könnte ich das, als Schulleiter musste ich auch viel moderieren, mit unterschiedlichen Akteuren sprechen und versuchen, alle unter einem Dach zu versammeln. Wenn sie mich wirklich fragen, würde ich es machen.” So kam es dann auch und Fugmann wurde souverän gewählt.
Sechs sogenannte Mitgliederforen hat er seither veranstaltet, es waren jeweils Abende mit etwa 30 Mitgliedern, an denen intensiv über den SC und seine Themen gesprochen wurde. Oft ging es dabei um das neue Stadion und dessen kleinere Macken wie den mangelnden Platz rund um die Getränkestände. Die Impressionen, die Fugmann aus diesen Abenden mitnahm, seien wertvoll für ihn. „Das war sowohl inhaltlich als auch atmosphärisch sehr gelungen“, sagt der leidenschaftliche Läufer. Weitere Dialogformate könnten folgen.
Auch mit Fans will er in Kontakt treten, für Transparenz wolle er dabei stehen, sich vor Gesprächen nicht wegducken, sondern mit offenem Visier und einer positiven Grundeinstellung an die Sache herangehen. Gerade arbeitet er mit einem Kollegen aus der Verwaltung an der Konzeption eines „Club-Fan-Dialogs“.
Draht zu Mitarbeitern, Mitgliedern und Fans
Rund 35 Stunden in der Woche widme er sich seiner Aufgabe als Präsident, schätzt er. Er sitzt in Arbeitsgruppen zu Themen wie dem Frauenfußball oder einer Nachhaltigkeitsstrategie, absolviert interne Besprechungen und öffentliche Termine, besucht Spiele und sucht den Dialog, wie er immer wieder betont. „Das Amt euphorisiert mich immer noch. Ich bin sehr glücklich darüber und fühle mich unheimlich wohl in dieser Rolle.“
Auch Themen mit Konfliktpotenzial begegnen ihm – etwa der Fakt, dass die Gremien des Vereins überwiegend von Männern und im Schnitt 70-Jährigen dominiert sind, was bei der Mitgliederversammlung kritisiert wurde. Dass er wichtige gesellschaftliche Veränderungen durchaus reflektiert, lässt er durchblicken. Öffentlich äußern kann er sich zu anderen Organen des Vereins nicht.
Als die Linzertorte gegessen und zwischenzeitlich der Sonnenschirm zum Regenschutz umfunktioniert worden ist, sagt Eberhard Fugmann zum Abschluss: „Meine Erwartung an mich selber ist die, dass ich mit der Zeit sowohl intern als auch extern zu verschiedenen Themen als eine Stimme des Vereins wahrgenommen werde.“