Seine Aussagen polarisieren, schockieren und reiben auf und das ganz ohne die klassischen politischen Kategorien. Bernd Raffelhüschen, einer der Gastredner an diesem Abend, Anfang November, geht es um Provokation und um Aufmerksamkeit, indem Dinge anders dargestellt werden als üblich.
Von Katharina Müller
Das funktioniert, weil Raffelhüschen Wirtschaftswissenschaftler ist. Herr der Schaubilder, Liebhaber der Statistik. Er kann nicht nur besonders gut rechnen wie er von sich selbst sagt, sondern eben auch besonders gut reden. Ein Auftritt irgendwo zwischen Schmähkritik und Satire, Begeisterung und Empörung. Und doch herrscht gute Laune an diesem Abend im Restaurant Dattler, das Publikum mag es: Schock, Lachen, Schock, Lachen. Es geht aber nicht nur um die Immobiliensituation in Freiburg, Raffelhüschen fordert für Deutschland eine Einwanderungspolitik und thematisiert auch die Alterspyramide, dabei zeigt er mit dem Finger auf das Publikum: „Sie hier, sie sind zu alt. In ein paar Jahren Pflegefälle“, und dann fügt er gewollt süffisant hinzu: „Ich meine nicht Sie persönlich, sondern sie als Durchschnitt“, und lacht. Man fragt sich ab und zu, ob bei dem Professor für Finanzwissenschaft auch der Vorlesungssaal jedes Mal zur Bühne wird und dröge Semesterinhalte zu unterhaltsamen Parodien. Auch an diesem Abend, bei den ersten Freiburger Immobiliengesprächen wird empört geschnaubt, aber eben auch gelacht. Diejenigen, die Provokation nicht als Diskursbeschleunigung verstehen, müssen entrüstet sein. Eintritt fürs Kabarett hat hier niemand bezahlt.
Rund 80 Gäste waren zum Immobiliengespräch „Hochhinaus“ gekommen, ausgelassene Stimmung, interessante Vorträge, ein Erfolg. Trotz oder gerade auch wegen des polarisierenden Redners. Provokation hat eben Konjunktur, gerade in Zeiten, da Aufmerksamkeit ein knappes Gut ist.
Hugo Sprenker erläutert den Auftritt von Bernd Raffelhüschen: „Natürlich geht es auch darum, mit diesen Aussagen die Leute zum Nachdenken anzuregen und Informationen auch mal zu hinterfragen oder von einer anderen Warte aus zu betrachten.“ Die Einkommensverhältnisse haben sich tatsächlich verändert, Menschen verdienen heute mehr.
Für dass, was man heute bekomme, hätte man früher mehr ausgeben müssen – bemessen am Faktor Zeit, nicht am reinen Geldwert. Freiburg sei da allerdings die Ausnahme, die Einkommen sind hier weniger gestiegen als im Bundesdurchschnitt. Und das Immobilienthema ist hier sensibel, der enge Markt erzeuge eine schwierige Situation, die ebenso ein besonderes Fingerspitzengefühl erfordere. Auch als Makler.
Bei Sprenker und Röder geht es gerade nicht um den reinen Verkaufsfokus: „Wir verstehen uns nicht als typisches Maklerbüro, sondern beraten in erster Linie und versuchen auch herauszufiltern, was der Kunde für Vorstellungen hat, zum Beispiel, was mit der Liqudität danach passieren soll“, so Sprenker. Wenn erforderlich, wird die Immobilie und die aktuelle Lebenssituation des Klienten mit analysiert. Gutachten, und eben auch Generationenberatung.
Der Ratschlag „keine Veräußerung“ der Immobilie, wie Sprenker es fachgemäß nennt, könne dabei durchaus vorkommen. Es sind über 30 Jahre Erfahrung, die eine solche Einstellung prägen. Nicht nur im Immobiliengeschäft. Hugo Sprenker war auch in der Vermögensberatung tätig, der passende Background:
Beraten, Rat geben, aber auch Wissen weitervermitteln, an seinen dreißigjährigen Kollegen Raoul Röder zum Beispiel, Mitgesellschafter bei Sprenker und Röder, der langfristig die Nachfolge antreten werde. Nichtsdestotrotz gelte weiterhin das Prinzip: Weder Bauen, noch Veräußern, das war schon immer das Credo. Röder bringt die klare Fokussierung des Immobilienbüros auf den Punkt und erklärt: „Wir beraten konsequent nur eine Seite, nämlich unseren Kunden und Auftraggeber.
Ein Makler, der wie üblich versucht, beide Anliegen, Käufer und Verkäufer, zu vereinen, der kommt in Interessenskonflikte, wie bei Rechtsanwälten oder Steuerberatern eben auch. Das beste Ergebnis beratend oder finanziell könne so nicht erreicht werden, so Röder. „In Österreich und der Schweiz ist das absolut gängig, vor allem in England haben eigentlich beide Seiten Berater, die auf Augenhöhe verhandeln“. Intern werde derzeit auf den Generationenwechsel im eigenen Haus hingearbeitet. Hugo Sprenker ist immer noch da, aber er betont auch: „Ohne Veränderungen einen Betrieb führen, geht nicht. Wir haben jetzt einen jungen, frischen Geist, ich muss das akzeptieren und im Beratungs- und Vermittlungssegment loslassen können, doch die Bewertung von Immobilien bleibt vorerst weiter in meinen Händen.“