Ob Sponsoren, Transfers oder wirtschaftliche Entwicklung allgemein – bei den wichtigsten Finanzthemen sind die vergangene und kommende Saison von Kontinuität geprägt. Abgesehen von den ausbleibenden Einnahmen aus dem internationalen Geschäft.
Text: Susanne Maerz
Das gibt es nur in Freiburg: Der Hauptsponsor des örtlichen Fußballbundesligaclubs erhält wenige Stunden vor der offiziellen Präsentation die Trikots für die neue Saison – und die Unternehmensgründer sowie einige Mitarbeitende bringen je ein Mannschaftsset per Rad zu sozialen Einrichtungen der Stadt. So geschehen beim Freiburger Dienstradleasing-Anbieter Jobrad Anfang Juli. Das Gründerpaar Ulrich und Sandra Prediger schlüpfte zudem selbst in die neuen Trikots, berichtete vom Besuch vieler Spiele der vergangenen Saison und vom guten Kontakt mit Trainern und Spielern. Ulrich Prediger betonte, dass für Jobrad ein Engagement als Hauptsponsor bei keinem anderen Verein infrage gekommen wäre. Das ist Freiburger Wohlfühlidylle pur. Und passt zum Sport-Club selbst, der trotz der internationalen Erfolge der vergangenen beiden Saisons nach wie vor auf nachhaltiges Wirtschaften setzt und nicht mit Rekordspielereinkäufen von sich reden macht, sondern weiter aufs Fördern noch wenig bekannter Talente anderer sowie des eigenen Nachwuchses setzt.
Das zeigt das Beispiel Noah Atubolu, von dem man gut Parallelen zu Julian Schuster ziehen kann. So, wie Schuster in seiner ersten Station als Cheftrainer nicht etwa die zweite, sondern gleich die erste Mannschaft des SC Freiburg verantwortet, wechselte der gebürtige Freiburger Atubolu vor einem Jahr direkt von der dritten als Stammtorhüter in die Bundesliga.
Bei aller Wohlfühlatmosphäre müssen aber auch in Freiburg die Finanzen stimmen. Laut dem Deutschen Institut für Marketing (DIM) zahlt Jobrad dem Sport-Club Freiburg circa vier Millionen Euro pro Jahr. Eine im Ligavergleich geringe Summe. Spitzenreiter ist der VfL Wolfsburg, der laut DIM bis zu 70 Millionen Euro vom Haupt- und Trikotsponsor Volkswagen erhält, gefolgt vom FC Bayern München, dem die Telekom demnach rund 50 Millionen Euro im Jahr überweist. In einer ähnlichen finanziellen Liga wie der SC spielt laut dem Marketinginstitut die TSG Hoffenheim, die von SAP rund 4,5 Millionen Euro fürs Trikotsponsoring bekommt.
Bekanntheit gesteigert als Hauptsponsor
Wie lange der Vertrag zwischen Jobrad und Sport-Club noch läuft, dazu wollten sich beide Seiten auf Nachfrage nicht äußern und verwiesen auf entsprechende Vereinbarungen. Vor einem Jahr war von Jobrad das Wort mehrjährig in Bezug auf die Dauer gefallen. Naheliegend wäre erstmal eine dreijährige Partnerschaft. So lange dauerten jedenfalls die Trikotsponsorings von BfG Bank, Naturenergie, Suzuki und Duravit beim SC. Und die sechs Jahre Schwarzwaldmilch gab es, weil der Vertrag verlängert wurde.
Was das Engagement als Hauptsponsor Jobrad finanziell gebracht hat sei schwierig zu beurteilen, sagte Ulrich Prediger am Rande der Trikotpräsentation. Die Fahrradbranche boomte während der Coronapandemie und steckt jetzt wegen der Folgen des Ukrainekriegs in der Krise. „Wir wachsen immer noch, aber weniger als zuvor. Ohne das Sponsoring wäre das Wachstum sicher viel geringer ausgefallen“, meinte er. Jobrad hat im Jahr 2023 offenbar erstmals über eine Milliarde Euro Umsatz erwirtschaftet. Die neuesten im Unternehmensregister veröffentlichen Zahlen stammen aus dem Jahr 2022. Damals setzte Jobrad rund 990 Millionen Euro um und erzielte ein Konzernjahresergebnis von 25,7 Millionen Euro.
Hat Jobrad seine Ziele erreicht, die es mit dem Trikotsponsoring verbunden hat? „Der normale Fußballfan ist nicht unbedingt fahrradaffin“, antwortete Prediger. „Wir wollten mit dem Sponsoring erreichen, dass uns Menschen kennenlernen, die sonst nicht so viele Berührungspunkte mit dem Fahrrad haben. Das hat das Sponsoring gut unterstützt.“
Laut Unternehmensangaben hat Jobrad seine Markenbekanntheit seit seinem Einstieg beim Sport-Club in der fußballinteressierten Bevölkerung um 50 Prozent gesteigert. Wer weiß, dass Jobrad Hauptsponsor des SC ist, vergebe zudem höhere Imagewerte als diejenigen, die das Sponsoring nicht kennen. In der vergangenen Saison ist laut Informationen von Jobrad zudem die Zahl der Deutschen, die den Dienstradleasinganbieter als Sponsor des SC Freiburg wahrgenommen haben, um 131 Prozent gestiegen.
Nicht nur in Deutschland, auch europaweit ist der Sport-Club durch die zweite Teilnahme an der Europa League in Folge mehr wahrgenommen worden. Natürlich hilft dies beim Finden und Binden von Sponsoren. So haben langjährige Businesspartner des Vereins wie Rothaus, BGV, Hilzinger und Carado ihr Engagement verlängert. Und das Freiburger Unternehmen Lexware baut sein Engagement nach und nach aus: Seit der Saison 23/24 als Exklusivpartner – das ist die zweithöchste Sponsorenstufe, auf der derzeit neun Unternehmen stehen – sowie Ärmelsponsor bei den Profis. Lexware ist auch Supporter des eFootball-Teams, Sponsor der SC-Frauen und seit der neuen Saison zudem Nachfolger von AHP Merkle als Hauptsponsor der Freiburger Fußballschule. Zu den langjährigen Partnern zählt auch die Badenova. Sie ist seit der Saison 2016/2017 Hauptsponsor der SC Frauen. Der aktuelle Vertrag läuft noch bis zur Saison 25/26. Mit der Partnerschaft sind wir überaus glücklich, da wir eng und vertrauensvoll mit Management und Team zusammenarbeiten”, heißt es auf Nachfrage vom Unternehmen.
Weiter lange Wartelisten im VIP-Bereich
Die verschiedenen Businesspartner des SC Freiburg treffen sich an Spieltagen im VIP-Bereich. Dort war vor einem Jahr von langen Wartelisten die Rede, wie im gesamten Stadion. Ist die Nachfrage im Hospitalitybereich immer noch so groß? „Wir haben unseren Gesamtumsatz in den vergangenen vier Jahren verdoppelt. Das Europa-Park-Stadion ist seit drei Jahren, also seit dem Umzug, durchgehend im Heimbereich ausverkauft. Und wir haben sowohl bei den Dauerkarten als auch im Businessbereich weiterhin lange Wartelisten“, sagte Finanzvorstand Oliver Leki auf Nachfrage.
Der Businessbereich ist zudem nach wie vor zwischen den Spieltagen als Veranstaltungsort gefragt. Ein Beispiel: Ende Juni richteten der Ladenbauer Kramer aus Freiburg-Umkirch, die Obere Metzgerei Franz Winterhalter aus Elzach und der Freiburger Großküchenausstatter Schafferer zum zweiten Mal ihre gemeinsame Hausmesse samt Stadionführungen dort aus. Mehr als 1000 Kunden, Lieferanten und Freunde begrüßten die Veranstalter im Stadion und wollen es wieder tun. „Jetzt ist es Tradition“, sagte Peter Winterhalter, dessen Unternehmen Stamm-Caterer des Vereins ist und der sich über die gute Resonanz freute.
Tradition ist es beim Sport-Club auch, dass der Verein die Umsatzzahlen für die zurückliegende Saison erst bei der Mitgliederversammlung im Herbst präsentiert. Auf dieses Prozedere verwies Oliver Leki auf die Frage nach der wirtschaftlichen Entwicklung und antwortete daher lediglich allgemein: „Wir werden wieder hervorragende Finanzzahlen präsentieren, die belegen, dass der Sport-Club auf einem stabilen und gesunden Wachstumskurs ist. Das ist die Grundlage dafür, dass wir uns sportlich weiterentwickeln und unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden können.“
In den vergangenen Spielzeiten hatte der SC stets Rekordwerte bei Umsatz und Ergebnis präsentiert. Im Geschäftsjahr 2022/23, dem sportlichen Ausnahmejahr mit Europa-League-Achtel-, DFB-Pokal-Halbfinale und Platz 5 in der Bundesliga, setzte der Verein 175,3 Millionen Euro um und erzielte einen Jahresüberschuss von 16,1 Millionen Euro. In der Vorsaison waren es ohne europäischen Wettbewerb aber mit DFB-Pokalfinale 114,9 Euro Umsatz und 2 Millionen Euro Gewinn gewesen. Für die Saison 23/24 ist trotz frühen Pokalaus’ in der zweiten Runde, aber einer Extrarunde Europa-League (zwar keine Prämie mehr als Gruppenerster, dafür zwei Play-off-Spiele) und den laut dem Portal Transfermarkt 38 Millionen Euro Transfererlöse für Rechtsaußen Kevin Schade und Torwart Mark Flekken erneut mit einem ähnlich guten Niveau zu rechnen.
Was die nächste Saison finanziell bringt
In der Saison 24/25 ist dagegen ohne europäischen Wettbewerb ein Rückgang absehbar, auch wenn noch unklar ist, wie hoch er ausfallen wird. Ungewisse Größen sind neben dem Ranking in der Bundesliga der Erfolg im DFB-Pokal und die Transfererlöse. Die aktuelle Transferperiode läuft noch bis 30. August. Roland Sallais Marktwert bezifferte das Portal Transfermarkt auf 15 Millionen Euro. Ein Wechsel deutete sich bei Redaktionsschluss an, stand aber noch nicht fest.
„Sicher hätte auch ich gerne eine dritte Saison im Europapokal gespielt, weil es einfach tolle Erlebnisse waren. Wir arbeiten alle dafür, maximalen sportlichen Erfolg zu haben“, sagte Oliver Leki zum knapp verpassten europäischen Wettbewerb und fügte hinzu: „Ein Verein, der regelmäßig europäisch präsent ist, wird in der Öffentlichkeit außerdem nochmal ganz anders wahrgenommen. Und klar hat die europäische Bühne erhebliche wirtschaftliche Relevanz und hilft darüber hinaus bei der Verpflichtung möglicher Neuzugänge. Insofern ist es ärgerlich, dass wir es nicht geschafft haben.“
Wie blickt der Finanzvorstand auf die neue Saison? „Grundsätzlich bin ich positiv gestimmt. Es ist uns zu einem frühen Zeitpunkt gelungen, mit Eren Dinkçi und Patrick Osterhage zwei vielversprechende Spieler nach Freiburg zu holen. Außerdem haben wir wieder eigene Talente in den Profikader integriert. Und unser sportlicher Bereich arbeitet zudem weiter an Verstärkungen“, erläuterte Leki. Wichtig werde ein guter Start in die neue Saison mit allen Leistungsträgern sein, damit die Mannschaft mit dem neuen Trainer Stabilität und Sicherheit bekomme. „Dann können wir wieder eine gute Saison spielen, und das ist auch unser Anspruch.“