Künstliche Intelligenz verändert unseren Alltag, unsere Arbeit und die Forschung. Sabine Gerster, Professorin an der Hochschule Offenburg, erklärt im Interview, welche Entwicklungen ihr Sorge bereiten – und welche nicht.
Interview: Julia Donáth-Kneer
Frau Gerster, was sollte man über die Algorithmen hinter der KI wissen?
Gerster: Ein Algorithmus beschreibt eine Anleitung, die zu einem vorhersehbaren Ergebnis führt, ähnlich einem Kochrezept. Bei identischen Eingaben bleibt das Ergebnis stets gleich. Künstliche Intelligenz hingegen basiert zwar ebenfalls auf Algorithmen, jedoch zeichnen sich KI-Systeme dadurch aus, dass ihre Algorithmen kontinuierlich dazulernen – sei es durch vom Menschen gesteuertes Training oder autonomes Lernen. Dieser Lernprozess beruht auf umfangreichen Daten, den sogenannten Trainingsdaten. Je nachdem, welche Daten dem KI-System als Grundlage dienen, werden unterschiedliche Ergebnisse erzielt. Das ist auch in der Wissenschaft so: Ein Wissenschaftler kommt in seiner Studie zu jenem Ergebnis, ein anderer mit seiner Studie auf ein anderes.
Ist das problematisch?
Gerster: Nein, zunächst nicht. Ich sehe vor allem ein Problem in der Vergöttlichung der künstlichen Intelligenz. Damit meine ich, wie wir darüber sprechen. Zum Beispiel „Die KI wird nie müde“ oder „Die KI hat immer eine Antwort“. Das ist erstens unangemessen und gibt zweitens den Menschen das Gefühl, dass sie da gar nicht mithalten können. HIER WEITERLESEN…