Liebe Leserinnen, liebe Leser,
als Fußballfan weiß ich: Wenn die Hand des Schiedsrichters in die Gesäßtasche greift, heißt das rote Karte. Als sie zur Weltmeisterschaft 1970 eingeführt wurde, hatten die meisten Menschen noch Schwarzweißfernseher. Der unterschiedliche Aufbewahrungsort der gelben und roten Karte in der Brust- und der Gesäßtasche sollte allen klar zeigen, ob es um eine Verwarnung oder einen Platzverweis geht. Daher rührt auch der Ausdruck Arschkarte.
Dass auf unserem Cover eine rote Karte zu sehen ist, heißt nicht, dass es in dieser Ausgabe um Fußball geht, auch wenn gerade die Europameisterschaft läuft (unseren SC-Schwerpunkt planen wir wie immer zum Saisonauftakt im August). Die rote Karte steht vielmehr für den Mangel an Respekt, über den derzeit viele in Wirtschaft und Gesellschaft klagen. Unsere Redaktion hat sich an allerlei Orten und bei unterschiedlichen Leuten umgehört, wie respektvoll es zugeht: in Industrieunternehmen und Gastrobetrieben, im Krankenhaus und Rettungsdienst, bei der Stadtreinigung, bei Arbeitgebern und Gewerkschaften, Psychologen und Coaches. Die Redakteurinnen haben zu Ehrenamt, Siezen/Duzen, Sexueller Belästigung, Bildung, Ressourcenverbrauch und weiteren Themen recherchiert. Die Aussagen sind viel zu komplex, als dass sich daraus die pauschale Botschaft der zunehmenden Respektlosigkeit ableiten ließe. Am besten lesen Sie die Texte und bilden sich Ihre eigene Meinung.
Lesenswert sind wie immer auch die Unternehmensberichte – unter anderem über Emils Bio-Manufaktur, die Oberbadische Bettfedernfabrik und das Hotel Nouri. Außerdem lege ich Ihnen das Porträt der Grenzstadt Rheinfelden und das Interview mit dem Wirtschaftsprofessor Lars Feld zum jüngst erschienenen Asterix-Wirtschaftsbuch ans Herz, ebenso wie die Artikel über Hangrutsche im Schwarzwald und die Colmarer Ausstellung „Farben – Reich – Schön“.
Viel Vergnügen beim Lesen, wünscht Ihnen
Ihr Daniel Schnitzler – Herausgeber Netzwerk Südbaden