Ist die Privatwirtschaft eine Sphäre, in der unsere Stimmungen, Gefühle und Affekte nur wenig zählen oder sogar möglichst wenig zählen sollten? Keineswegs! Ein wirtschaftsphilosophischer Gastbeitrag über das ambivalente und zugleich hochaktuelle Thema Gefühle in der Wirtschaft.
Text: Philippe Merz und Frank Obergfell
Auf den ersten Blick mag es naheliegen, die Welt der Wirtschaft und die der Gefühle getrennten Sphären zuzuordnen: Gerade in der Wirtschaft scheint es darum zu gehen, rational zu entscheiden, sauber zu kalkulieren und eigeninteressiert zu handeln. Es geht um kluge Geschäftsmodelle, messbare Ziele, eindeutige Resultate und möglichst effiziente Wege dorthin. Wo Zahlen herrschen, ist für Gefühle kein Platz. Wo harte Fakten zählen, sind weiche Faktoren zweitrangig. Doch je genauer wir dieses Narrativ betrachten, desto fragwürdiger wird es. …