Sie sind in Freiburg und Furtwangen angesiedelt, in Offenburg und Weil – und ihre Abnehmer in der ganzen Republik oder dem Rest der Welt. Unternehmen, die hier mit unterschiedlichen Ausprägungen Künstlicher Intelligenz arbeiten. Sie digitalisieren Maschinen, Steuerbelege, Medizinbefunde oder regionale Ansiedelungen. Mit Software, die aus sich selbst immer mehr Daten generiert. Wir stellen acht spannende KI-Firmen: Averbis gehört dazu.
VON CHRISTINE WEIS
Schätze mit wertvollem Wissen schlummern ungenutzt in den riesigen unstrukturierten Datenmengen von klinischen Studien, medizinische Befunden, Röntgenaufnahmen, Laborwerten oder Forschungsberichten. Die Freiburger IT-Firma Averbis hat sich darauf spezialisiert, diese Schätze zu bergen. Mit Text-Mining- und Machine-Learning-Technologie strukturieren und analysieren sie Daten so, dass aus ihnen neue Erkenntnisse gewonnen werden können.
Geschäftsführer Philipp Daumke, Mediziner und Informatiker, erklärt die Methode am Beispiel von seltenen Krankheiten, die schwer zu diagnostizieren sind, wie die Stoffwechselkrankheit Morbus Fabry. Hat der Arzt die Möglichkeit, gezielt Befunde aus umfangreichen Quellen auszuwerten, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer richtigen Diagnose und Behandlung. Damit vermeidet man medizinische Anwendungsfehler. Daumke hat eine klare Vision: „Wir wollen mit KI das Leben von Patienten verbessern.“
Es ist für ihn unumstritten, dass die Technik keinen Mediziner ersetze; sie sei aber eine wichtige „Entscheidungsunterstützung“. Zirka 8000 seltene Krankheiten gibt es aktuell. In vielen Fällen vergehen Jahre, bis die Krankheit erkannt wird. Auch die Medikamentensicherheit lässt sich durch die Technik erhöhen. „Man hätte viele Leben retten können, wenn das Auftreten von Herzinfarkten in Verbindung mit dem Schmerzmittel Vioxx weltweit systematischer dokumentiert und ausgewertet worden wäre.“ Die intelligenten IT-Programme sparen Zeit und vermeiden Fehler. So unterstützt beispielsweise eine selbstlernende Spracherkennungssoftware den Mediziner bei der Dokumentation und Kodierung.
Daten sollen der Forschung nutzen
Patientendaten sind sensibel: Da hebt der Datenschutz besonders mahnend den Finger. Daumke sieht das Thema differenziert: „Datenschutz blockiert in Teilen die Forschung. Der kranke Mensch hat keine Angst um seine Daten, er will geheilt werden.“ Er begrüßt daher die Medizininformatik-Initiative unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Diese arbeitet derzeit an einheitlichen Datennutzungskonzepten. Dadurch wird die Barriere zwischen Patientenversorgung und medizinischer Forschung durch IT-Lösungen fallen. Daten aus der Krankenversorgung sowie der klinischen und biomedizinischen Forschung werden dann standortübergreifend ausgetauscht.
Vom Start-up zum Marktführer für Textanalyse-Software
Die Studienfreunde Philipp Daumke und Kornél Markó starteten ihr Unternehmen 2007 als Ausgründung der Uni Freiburg. Kontinuierlich aus Eigenmitteln gewachsen, hat die Firma heute 25 Mitarbeiter und ist auf dem Weg zum Marktführer für Textanalyse-Software.
Anfänglich wurden Individualprojekte etwa für die Weiße Liste der Bertelsmann Stiftung umgesetzt. Mittlerweile bietet Averbis standardisierte Produkte an. „Wir fühlen uns immer noch als ein Start-up, obwohl wir das wohl nicht mehr sind“, sagt Daumke beim Cappuccino auf der Dachterrasse mit Münsterblick. Man legt hier nicht nur Wert auf guten Kaffee, sondern auf auch auf ein gelingendes Miteinander und flache Hierarchien. Und Gesundheit spielt nicht nur bei ihren Kunden eine Rolle: Daumke und Markó wollen, dass sich ihre Mitarbeiter wohlfühlen und die Work-Life-Balance gelingt.