Die Lackiererei in Titisee-Neustadt ist gesetzlich aufgrund seiner Größe eigentlich nicht angehalten, Menschen mit Behinderung einzustellen. Der Familienbetrieb tut es trotzdem – aus Überzeugung.
VON CHRISTINE WEIS
Von den neun Beschäftigten bei Knöpfle-Design haben drei Menschen eine Behinderung. Monja Engler ist eine davon. Ihr fehlt ein Ellbogengelenk, dadurch ist der linke Arm versteift. Schreinerin oder Bauzeichnerin waren ihre Traumberufe. Der Traum platze, weil niemand sie aufgrund ihrer Behinderung einstellen wollte. Schließlich hat die heute 40-Jährige eine Ausbildung zur Fachlackiererin im Betrieb der Eltern absolviert, wo sie heute noch in Teilzeit arbeitet.
Dieses Erlebnis war auch für ihre Mutter Sylvia Knöpfle und ihren Stiefvater Arno Knöpfle prägend. Seitdem steht in ihrem Betrieb soziales Engagement auf der Agenda. Dafür arbeiten sie unter anderem mit der ortsansässigen Förderschule sowie der Agentur für Arbeit zusammen und bieten immer wieder Praktika- und Ausbildungsplätze für Menschen mit Behinderung und geflüchtete Menschen an. Für ihren Einsatz wurden die Knöpfles schon mehrfach vom Integrationsamt für Jugend und Soziales ausgezeichnet. Aber darum geht es ihnen nicht, sondern darum, „dass jeder Mensch eine Chance verdient“, sagt Syliva Knöpfle.
Knöpfle-Design arbeitet mit einer CO2-neutralen Anlage und setzt auf umweltschonende Oberflächenlacke für Autos, Möbel oder Badewannen. Zum Portfolio gehört auch die Fahrzeugaufbereitung, eine Art Wellness fürs Auto. Darauf hat sich der 34-jährige Sebastian Schopp seit 2006 spezialisiert. Er hat eine körperliche und geistige Behinderung. Sein Arbeitsplatz ist mit einer auf ihn abgestimmten Hebebühne und einer speziellen Beleuchtung ausgestattet. „Sebastian benötigt zwar mehr Zeit als seine Kollegen, aber er ist sehr gründlich. Viele Kunden verlangen speziell nach ihm“, sagt Betriebsleiter Arno Knöpfle.
Justin Lindemann ist Auszubildender zum Fachlackierer im dritten Lehrjahr. Er hat eine Lernschwäche und kann sich nur auf eine Sache konzentrieren. „Ich war neun Jahre auf der Förderschule und habe danach meinen Hauptschulabschluss auf der Hans-Thoma-Schule in Titisee gemacht. Ich brauche zum Lernen länger als andere. Mathe finde ich besonders schwierig“, sagt er. In der Werkstatt sitzen die Handgriffe, er mag das feine Anschleifen für sensible Farben wie Silber und die Bearbeitung der kleinen Flächen im Fahrzeuginnern. Die Arbeit mache ihm Spaß, die Kollegen und sein Chef seinen rücksichtvoll und nett. Gerne möchte er nach der Ausbildung hier weiterarbeiten.
Die Integration von Menschen mit Behinderung im Arbeitsalltag brauche Mut und Geduld. „Es passieren auch mal Fehler und es gibt Rückschläge, doch insgesamt lohnt es sich“, fasst Sylvia Knöpfle ihre Erfahrungen zusammen. Sie plädiert dafür, dass mehr Betriebe sich dem Thema Inklusion öffnen und Berührungsängste abbauen. Menschen mit Behinderungen haben Fähigkeiten und Qualifikationen, die sie gerade im Handwerk einsetzen können. Was sie brauchten, sei eine bedarfsgerechte Unterstützung.