Kronen aus Kehl baut seit 40 Jahren Anlagen für die Nahrungsmittelverarbeitung. Die Maschinen zum Kartoffelschälen, Karottenschneiden oder Salatwaschen sind in Küchen und Lebensmittelindustrie weltweit im Einsatz.
VON CHRISTINE WEIS
Ho-Chi-Minh-Stadt ist der Zielort des Paketes am Warenausgang. Es enthält Ersatzteile für die Bandschneidemaschine GS10. So heißt das vollautomatische Fabrikat zum Schälen, Entsteinen und Halbieren von Mangos. Bis zu 40 Früchte schafft sie in der Minute. „Die meisten Betriebe, die in Vietnam Mangos in größeren Mengen verarbeiten, haben eine Anlage von uns“, sagt Stephan Zillgith beim Rundgang durch die rund 4000 Quadratmeter großen Produktionshallen. Der 57-jährige Ingenieur für Verfahrenstechnik ist einer der Geschäftsführer bei Kronen und seit 24 Jahren im Unternehmen. Er weiß, in welchen Ländern die Anlagen von Kronen rund um den Globus von Argentinien bis Australien im Einsatz sind. Selbst auf den Ozeanen sei man präsent, denn die Kombüsen vieler Kreuzfahrtschiffe sind mit „Kronen-Küchenhelfern“ ausgestattet. In etwa 80 Ländern hat die Kronen GmbH eigene Vertreter und im US-Bundesstaat Madison einen weiteren Standort. Hauptsitz und Produktionsstandort ist Kehl. „Die Welt kommt zu uns an den Rhein“, sagt Zillgith. Fast jede Woche seien internationale Interessenten vor Ort.
„Die Welt kommt zu uns an den Rhein“
STephan Zillgith, Geschäftsführer Kronen
Die Firmengeschichte beginnt 1978 mit der Gründung eines Handelsunternehmens für Kleingeräte wie Spülmaschinen für das Hotel- und Gastronomiegewerbe. Ab 1992 wurden die ersten Maschinen für die Salat-, Gemüse- und Obstindustrie hergestellt. Diesen Bereich baute Rudolf Hans Zillgith (80) Ende der Neunzigerjahre zum eigenständigen Unternehmen aus. Neben dem Seniorchef bilden aktuell sein Sohn Stephan Zillgith, dessen Stiefbruder Eric Lefebvre (51) sowie Johannes Günther (51) das Führungsteam der Firma mit 130 Mitarbeitenden. Zuletzt erwirtschaftet Kronen einen Jahresrekordumsatz von rund 19 Millionen Euro. Trotz erschwerter Rahmenbedingungen aufgrund der Pandemie und des Krieges in der Ukraine verzeichneten die Kehler ein Plus von rund einer Million Euro im Vergleich zum Vorjahr. Dem Unternehmen komme zugute, dass die Automatisierung wegen Personalmangel auf dem Vormarsch sei. Zudem setze sich laut Stephan Zillgith der Verbrauchertrend zu bereits vorgeschnittenem Gemüse und verzehrfertigen Salaten oder Früchte immer mehr durch. Kronen zählt nach eigenen Angaben zu den Branchenmarktführern, national wie auch international.
Um unabhängiger von der angespannten Zuliefersituation zu sein, hat Kronen 2020 die WS Edelstahltechnik GmbH in Achern übernommen. Dort sind 20 Mitarbeitende beschäftigt. Sie produzieren Dreh- und Frästeile sowie Messer, die in Kehl verbaut werden. Investiert habe Kronen in den letzten Jahren zudem im Bereich Nachhaltigkeit. Mit der Solaranlage erzeuge man einen Großteil des verbrauchten Stroms selbst, mit dem auch die Mitarbeitenden ihre E-Fahrzeuge laden können.
Von Ananas bis Zwiebeln
Zurück zur Werksführung. Im Showroom stehen die Prototypen und man kann direkt in die Montagehallen schauen, wo die Anlagen hergestellt werden. „Die standardisierten Bandschneidemaschinen für Salat, Gemüse, Kräuter oder Obst sind unser Brot- und Buttergeschäft“, erklärt Stephan Zillgith. Doch Kronen habe sich gerade mit maßgenschneiderten Sonderanfertigungen einen Namen gemacht. Im Fall der Mangos etwa bauten die Kehler einen speziellen Schneideaufsatz in Würfelgitterform. Chicorée-Wurzelschneider, Paprika-Entkerner und eine robotergestützte Anlage zum Entsteinen, Halbieren und Schälen von Avocados sind einige der neuesten Entwicklungen. Avocado gilt als Superfood und erlebt seit einigen Jahren einen Hype. „Vor allem in Großbritannien ist die Avocado-Robotik gut nachgefragt, dort ist die Frucht ein beliebter Sandwichbelag.“ Überhaupt sei die Insel ein wichtiger Markt für Kronen.
Der größte Auftrag in der Firmengeschichte mit einem Volumen von über drei Millionen Euro kam im letzten Jahr aus dem Vereinten Königreich: der Kunde ist ein Frischprodukte-Hersteller, der Artikel eine komplette Salatverarbeitungslinie. Hierbei sind vereinfacht erklärt, mehrere Maschinen und Förderbänder in einer Reihe verkettet. Das Endprodukt ist ein verzehrfertiger Mix im Kunststoffbeutel mit verschiedenen Blattsalaten und Gemüsestiften. Von Kehl wird der Produktionsstatus der Maschine mittels Smart Technik rund um die Uhr dokumentiert. „Mit diesen Daten können wir die Abläufe noch effizienter gestalten und vorausschauend die Wartung steuern, so dass es zu keinen Ausfällen kommt“, erläutert Stephan Zillgith.
Kohlbohrer und Hygiene
„Unsere Kunden sind Frischeprodukte-Hersteller, Fertiggerichte-Hersteller, Konservenindustrie, Großküchen und Restaurants“, sagt Zillgith, „aber auch der kleine Burgerimbissketten oder Food-Start-ups, die Karotten und Kraut zu Kimchi verarbeiten, gehören dazu.“ Der Marktanteil in den EU-Ländern liege bei 50 Prozent. Deutschland sei nach wie vor der größte Absatzmarkt. Steigende Märkte verzeichnete Kronen 2022 in der Schweiz, in Kanada, Australien und Finnland. Die Niederländer bezeichnet Zillgith als enorm innovativ im Bereich frisches Convenience Food. Selbst geschnittene Zwiebeln finde man dort im Supermarkt.
Bei Kronen kennt man die länderspezifischen Essgewohnheiten und die Veränderungen in der Branche. Eine Tofuwaschmaschine ist ebenso im Portfolio wie der Spiralenschneider für Zucchinispaghetti sowie eine Anwendetechnik für die Verarbeitung von mundgerechten Melonen- und Ananasscheiben oder ein Zestenschneider für Fruchtschalen. Die Klassikerlinien sind verschiedene Modelle zum Schneiden von Kartoffeln bis Kohlrabi. Daneben gibt es etliche weitere Maschinen wie den Krautstrunkbohrer, Kartoffel- und Apfelschäler, die Handstanze für Gemüsesticks, der Traubenentstieler sowie Systeme für Verpackungen und zur Trocknung.
„Hygiene ist aktuell eines der wichtigsten Themen in der Lebensmitteltechnik.”
Eric Lefebvre, technnischer Leiterund GEschäftsführer Kronen
„Hygiene ist aktuell eines der wichtigsten Themen in der Lebensmitteltechnik“, sagt der technischer Leiter Eric Lefebvre. Er komme gerade von einem Besuch des INP (Leipnitz Institut für Plasmaforschung und Technologie) aus Greifswald zurück, mit dem Kronen kooperiert. „Wir sind mit weiteren Einrichtungen etwa der Uni Gent, der Uni Hohenheim und einschlägigen Experten im Austausch.“ Im Fokus des Hygienekonzeptes stehe das Waschen der Freshcut-Produkte sowie die Reinigung der Maschinen. Neben der Lebensmittelsicherheit und Gesundheit der Verbraucher ist für Lefebvre der ökonomische Aspekt wichtig. „Beim einem optimierten Reinigungsvorgang lassen sich Energie, Zeit, Wasser und Reinigungsmittel einsparen“, sagt der 51-Jährige. „Damit gewähren wir unseren Kunden maximale Hygiene und wirtschaftliche Effizienz“.
Am 28. und 29. September lädt Kronen Kunden und Interessierte ein. Auf dem Programm stehen Werksführungen, Livevorführungen der Anlagen und Vorträge von Experten etwa zu den Themen „Schnittsalate innovativ waschen und entkeimen“. Vielleicht gibt es auch Mangos in Würfelgitterform.