Der deutsch-schweizerische Künstler David Stegmann war ein Virtuose mit der Spraydose und ist es jetzt mit dem Pinsel. Über einen, der seinen Weg von Hausmauern zur Leinwand fand – und wie sein Pandemie-Jahr verlief.
VON RUDI RASCHKE
Kalligrafie, Graffiti, wandfüllende „Murals“, informelle Malerei, abstrakte Landschaften: Der Sohn eines Künstlers kam früh mit der Bildenden Kunst in Berührung und hat viele Entwicklungsschritte hinter sich, dem Genre Graffiti begegnete er bereits mit elf Jahren. „In der Malerei ist es eine schwierige Frage ‚angekommen zu sein‘“, sagt er im Gespräch.
Für den 38-jährigen Stegmann entwickelt sich alles im Sinne einer „Reise“. Wohl wissend, dass manche Künstler sich über Jahrzehnte am gleichen Thema abarbeiten, darüber ihr Markenzeichen finden, sagt er übers Malen: „Die Malerei ist für mich wie ein innerer Zwang, niemals stehen zu bleiben – der Weg ist das Ziel.“ Man müsse dabei nur darauf achten, sich nicht zu verlieren oder zu früh auszusteigen. Und: „Ein Bild sagt einem nicht, ob es fertig ist.“ Die Suche nach Perfektion bleibe immer eine Reise.
Was sein eigenes Wissen über Kunst angeht, sagt er, dass man Geschichte und Handwerk der Malerei kennen müsse, aber nicht ins Nachahmen verfallen solle. Die Kunst gleiche hier einem Rad – in der Funktionalität bereits erfunden, aber doch ständig individualisierbar.
In der Region kennen die Menschen von ihm die abstrakten Landschaften, oft vor einem glatten, fließenden Hintergrund ein pastos-plastischer Farbauftrag. Auch überregional hat Stegmann schon zahlreiche Ausstellungen gestaltet, der Aktionsradius reicht bis ins australische Adelaide.
Gegenwärtig sei seine Malerei jenseits von Farbe eher monochrom geprägt, sagt David Stegmann, für ihn „die Königsdisziplin“, weil schnelle Effekte und Ergebnisse erschwert würden. Jenseits aller stilistischen Fragen zeige sich aber stets, dass Sammler, die ihn schon länger begleiten, ungeachtet der aktuellen Ausrichtung einen „roten Faden“ erkennen können.
Was den Kunstbetrieb, speziell jenen des Pandemie-Jahres 2020 angeht, sagt er, dass es sich nicht lohne, in Abhängigkeit von Märkten zu produzieren. Sondern auf Individualität zu setzen. Der gebürtige Freiburger Stegmann arbeitet mit der Staufener „Galerie K“, die auch eine Dependance in Barcelona betreibt, in einem familiären Umfeld. Sie ist auf dem Markt auch mit Arbeiten von Namen wie Alfonso Hüppi und Dirk Sommer vertreten. Für Dinge wie Marktwert und Preise, sagt David Stegmann, sei „ein gradliniger Werdegang des Künstlers zwingend erforderlich“.
“Entgegen meiner Befürchtungen stiegen die Anfragen nach dem Lockdown an. Das Jahr war glücklicherweise sehr gut, was Verkäufe betrifft.“
David Stegmann über das Corona-Jahr
Sein Jahr 2020 war vielversprechend gestartet. Er war auf der artKarlsruhe noch mit seiner Galerie vertreten. Danach fiel alles aus, Ausstellungen wurden auf unbestimmte Zeit verschoben. Die nächsten, die feststehen, finden in Wien und Kärnten statt, Verhandlungen für ein Solo in New York laufen, sagt er, aber da geht es um die Jahre 2023 oder 2024.
Weil in Deutschland Galerien anders als Museen dem Einzelhandel zugerechnet werden, sind sie (noch) geöffnet. An der heimischen Gruppenausstellung „Kunstwinter2020“ in der Galerie K, nimmt er teil. Auch an anderen Orten laufen noch Gruppenausstellungen mit seinen Bildern.
„Als der erste Lockdown verordnet wurde, war ich sehr skeptisch, was zukünftige Verkäufe angeht“, sagt er zum Abschluss des Gesprächs. „Doch entgegen meiner Befürchtungen stiegen die Anfragen nach dem Lockdown an. Das Jahr ist glücklicherweise sehr gut, was Verkäufe betrifft.“ Und, ganz unabhängig von Markt und Kunstbetrieb, resümiert er: „Ganz besonders freue ich mich darüber, dass einige meiner Arbeiten ihren Platz in guten Sammlungen gefunden haben.“