Der Star im Musée Unterlinden in Colmar ist der Isenheimer Altar. Nun kommen 60 Exponate altdeutscher Malerei in der Ausstellung „Farben – Reich – Schön“ dazu, mit Bildern von Lucas Cranach, Albrecht Dürer, Hans Baldung Grien und Martin Schongauer. Darunter Neuentdeckungen, ein spektakulärer Fund und Aktionen für Familien.
Text: Christine Weis | Fotos: Santiago Fanego
Diese Entdeckung hat das Zeug zur kunsthistorischen Sensation: Vor kurzem wurde in Frankreich ein „neuer Dürer“ aufgespürt. Und zwar im Zuge des Forschungsprogramms zur deutschen Malerei aus dem Mittelalter und der Renaissance in Frankreich namens Repertoire des Peintures Germanique (Repeg). Das 42 auf knapp 58 Zentimeter große Tafelbild „Die Kreuzigung Christi mit dem Stifter Kaspar zu Rhein“ ist auf 1492/1493 datiert. Bislang ordnete die Fachwelt das Werk im Museum Jeanne d’ Aboville in der Gemeinde La Fère im Nordosten Frankreichs dem Colmarer Künstler Martin Schongauer zu. „Das ist ein Albrecht Dürer“, rief Bodo Brinkmann erstaunt in die Runde der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Begutachtung des kleinformatigen Bildes in La Fère. So erzählt es seine Ehefrau Isabelle Dubois-Brinkmann bei der Führung im Musée Unterlinden Anfang Mai, wo es in der Ausstellung „Farben – Reich – Schön“ (Colour, Gloire et Beauté) bis Ende September zu sehen ist. Kunsthistorikerin Dubois-Brinkmann leitete das vierjährige Repeg-Projekt. Sie erklärt, was für Dürer sprechen soll. Demnach übersteige das Werk die Qualität Schongauers etwa in der Modellierung der Füße des Gekreuzigten und in der Darstellung seines Gesichtsausdrucks. Auch die Datierung 1492/1493 sei ein Indiz, da Dürer zu der Zeit in Basel war. Der Nürnberger Maler und Kupferstecher wollte wohl auch sein Vorbild Schongauer besuchen. Doch er war zu spät. Als er nach Colmar kam, war Schongauer gerade gestorben. WEITERLESEN