Bis zu 6,5 Tonnen Salzbrezelchen und -stangen produziert die Mayka Naturbackwaren GmbH aus Schliengen am Tag. Mehr ist zurzeit nicht möglich. Abhilfe soll die größte Investition in der Unternehmensgeschichte schaffen.
VON SUSANNE MAERZ
Der Duft von frischem Laugengebäck liegt in der Produktionshalle in der Luft. Während ein Mayka-Mitarbeiter das Teigrührgerät neu befüllt, verarbeiten vier Produktionsstraßen fertige Portionen. Die erste zischt in kurzen Abständen jedes Mal laut, wenn Brezelchen ausgestochen werden. Das Band transportiert die Teiglinge in die flüssige Lauge. Sie tauchen kurz hindurch, trocknen auf den nächsten Metern, dann rieselt Salz auf sie herab – und ab geht es durch den Ofen. Anschließend werden die fertig gebackenen, noch warmen Knabbereien ebenfalls vollautomatisch portioniert und verpackt. Dabei werden sie erst in die Höhe transportiert und fallen dann durch ein Rohr in die geöffnete Packung. „Da sie noch warm sind, brechen sie nicht“, erklärt Geschäftsführer Manuel Rams und nimmt eine frische 200-Gramm-Packung vom Band.
“Unsere Marke ist die Nummer zwei bei Salzstangen in Deutschland.”
Manuel Rams, Geschäaftsführer Mayka Naturbackwaren, Schliengen
Seit Juli ist der 38-Jährige alleiniger Inhaber und Geschäftsführer von Mayka. 2014 war er als Assistent der Geschäftsführung ins Unternehmen gekommen. In mehreren Schritten hatte er in den vergangenen fünf Jahren die Anteile und Aufgaben von den Firmengründern Willi Mayer und Norbert Michel übernommen, die nacheinander altersbedingt aus dem Unternehmen ausgeschieden waren. Mayer und Michel hatten das Unternehmen 1983 gegründet – zwei Jahren, nachdem Mayers Familie ihre alteingesessene Brezelfabrik in Kandern schließen musste. Diese hatte zuletzt unter der Marke Mayka – sie steht für Mayer und Kandern – Salzbrezeln für Discounter gefertigt. Am Ende hatte sich das nicht mehr gerechnet.
Neustart mit alter Marke
Der Markenname Mayka war das Einzige, was Michel und Mayer aus der Insolvenzmasse herauskauften. Ansonsten starteten sie komplett neu und mit anderer Philosophie. Statt auf Masse setzten sie auf hochwertige und regionale Produkte. Das gilt auch heute noch. Damals waren dies noch keine bekannten Schlagworte, geschweige denn Trends. Aber sie passten zur ersten Biowelle in jenen Jahren. In deren Kielwasser wuchs Mayka in einer von Konzernen dominierten Nische nach und nach zur heutigen Größe. Seit 1989, als erste der Branche, produziert das Unternehmen alle Produkte auch in Bioqualität. 1996 ist es von Kandern in einen Neubau im benachbarten Schliengen gezogen.
Was ist die Besonderheit der Sticks und Brezelchen von Mayka? „Wir verwenden für alle Rezepturen möglichst naturbelassene Rohstoffe und verzichten aus diesem Grund auf Hefe und Aromen“, sagt Marketingleiterin Michaela Abdelhamid. Die Sticks sind zudem dünner als die der Mitbewerber – auf weniger Teig kommt daher mehr gelaugte Kruste – und dunkler. „Sie schmecken laugiger und würziger“, sagt Abdelhamid, die seit 2006 bei Mayka arbeitet. Das Ergebnis des besonderen Geschmacksbilds sei eine „extreme Markentreue der Verbraucher, obwohl man sagt, dass es die heute eigentlich nicht mehr gibt“.
Kleineres Sortiment
Geschäftsführer Rams war und ist es wichtig, das Unternehmen im Sinne der Gründer weiterzuführen, wie er betont. Sein Motto: „Traditionen bewahren, aber es zugleich in die Moderne führen.“ So hat Rams verschiedene Biochips und -popcorn, die Partner für Mayka produziert hatten, aus dem Sortiment genommen. Sie hätten sich nicht rentiert. Rams setzt ausschließlich auf Salzsticks und -brezeln. Von den zehn Produkten sind vier Bioland-zertifiziert, die übrigen werden konventionell hergestellt. „Es ist ein sehr kleines Sortiment in der Nische.“
In der Nische ist Mayka allerdings erfolgreich: Der Umsatz ist seit 2014 um circa 60 Prozent gewachsen und bewegt sich nun laut Rams im „höheren einstelligen Millionenbereich“. 35 Frauen und Männer sind bei Mayka beschäftigt, die meisten von ihnen arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb in der Produktion.
„Unsere Marke ist die Nummer zwei bei Salzstangen in Deutschland“, sagt Rams. Marktführer ist – mit gehörigem Abstand – Platzhirsch Lorenz Bahlsen aus Hessen. Ähnlich sieht es bei den Brezelchen aus. Bei diesen liegt Huober aus der Nähe von Stuttgart vorne. Etwa drei Viertel des Umsatzes macht Mayka mit Salzstangen, die bundesweit über den Lebensmitteleinzelhandel vertrieben werden. Vor allem bei Rewe, Edeka und Kaufland – die beiden letzteren mit Schwerpunkt im Süden und Südwesten. Lediglich vier bis fünf Prozent des Umsatzes entfallen auf die Bio-Produkte. Würde es nach Rams und Abdelhamid gehen, wäre es viel mehr. Es sei aber sehr schwer, mit Bioprodukten im klassischen Lebensmittelhandel gelistet zu werden, sagen sie.
Ob bio oder konventionell: Mayka bezieht nach wie vor alle Rohstoffe möglichst aus Baden-Württemberg. So kommt das Mehl von der Schwarzwälder Mühlen GmbH aus Horb am Neckar, die auch eine Mühle in Waltershofen betreibt und das Getreide aus der jeweiligen Region bezieht. Die Lauge kauft Mayka von der Firma Pfisterer bei Heilbronn.
„Wir können derzeit die Nachfrage des Handels nicht im gewünschten Umfang bedienen.“
Michaela Abdelhamid, Marketingleiterin Mayka Naturbackwaren, Schliengen
Neue Produktionsstraßen für mehr Wachstum
Derzeit fordern Manuel Rams die steigenden Preise für Weizen, aber auch Energie heraus. Gleichwohl hat er Anfang Juli die größte Investition der Unternehmensgeschichte in die Wege geleitet: Für drei Millionen Euro soll bis Mitte nächsten Jahres die Fertigung erweitert werden. Die Maschinen für zwei neue Produktionsstraßen – eine für Brezeln und eine für Sticks – sind bestellt. Sie sollen im derzeitigen Lager aufgebaut werden, das dafür vorerst zu einer Spedition ausgelagert und dann in eine Produktionshalle umgebaut wird. Fünf weitere Mitarbeiter sollen eingestellt werden.
Erst vergangenes Jahr hatte Mayka die vierte, rund eine halbe Million Euro teure Produktionsstraße eingeweiht. Sie reicht inzwischen nicht mehr aus: „Wir können derzeit die Nachfrage des Handels nicht im gewünschten Umfang bedienen“, sagt Abdelhamid. Sie sieht für das Unternehmen „noch unglaubliches Marktpotenzial“ und betont: „Wir wollen weiter wachsen.“ Bis zu sechseinhalb Tonnen Brezelchen und Sticks produziert Mayka derzeit am Tag. Das sind etwa zwei Lkw voll. In circa einem Jahr könnten es bis zu zehn Tonnen werden.