Die Mitglieder des Marketingclubs Ortenau/Offenburg treffen sich etwa einmal im Monat und tauschen sich über Marketingstrategien, Persönlichkeitsentwicklung oder ähnliche Themen aus. Wer mitmachen darf, worum es den Netzwerkern sonst noch geht und was die Ortenauer besonders macht, darüber spricht Duschan Gert, Präsident des Marketingclubs.
Interview: Susanne Maerz
Was unterscheidet Ihr Netzwerk von anderen?
Duschan Gert: Das Besondere sind die Herzlichkeit, das Miteinander und die familiäre Atmosphäre zwischen den Clubmitgliedern und dem Führungsteam, also Vorstand und Beirat. Wir haben im Marketingclub einfach Freude zusammen. Man fühlt sich wie zu Hause. Bei unserer Jahresauftaktversammlung habe ich zum Beispiel alle 65 Teilnehmer zur Begrüßung in den Arm genommen.
Dann waren das alles langjährige Mitglieder?
Gert: Nein, auch neue. Ich versuche immer, die Nähe zu geben, die wir heutzutage oft nicht mehr finden. Das machen meine Teamkollegen genauso. Wir sind ja in der Region der größte Club, wir haben 327 Mitglieder aus über 200 Unternehmen. Natürlich gibt es auch bei uns Wechsel, neue Mitglieder kommen und ältere gehen. Schon allein, weil Menschen umziehen. Aber unsere Mitgliederzahl ist seit Jahren in etwa konstant. Das ist bei anderen Netzwerken und Marketingclubs nicht so. Und das spricht für uns, für unsere Themen und Veranstaltungen.
Liegt der Schwerpunkt dabei immer auf dem Marketing?
Gert: Nein, unsere Programmstruktur ist vielfältig. Das Thema unserer Jahresauftaktveranstaltung war beispielsweise Vertrieb. Es ging um Erfolgsfaktoren für mehr Umsatz und Gewinn. Klaus-J. Fink, einer der Top-Speaker in Deutschland zu diesem Thema, hat dazu referiert. Das war sicher ein Highlight in diesem Jahr. Aber wir haben auch Veranstaltungen zu Themen wie Persönlichkeitsentwicklung, die man privat wie geschäftlich anwenden kann. Aus manchen Vorträgen nehme ich nur einen Satz mit, aber der prägt dann mein Handeln.
Sind alle Ihre Mitglieder Marketingexperten?
Gert: Nein, wir sind ein gemischtes Netzwerk und haben eine Kombination aus regionaler und überregionaler Verankerung. Die meisten kommen natürlich aus Marketing und PR, haben ihre eigene Agentur oder sind angestellt. Aber es sind auch Inhaber oder Geschäftsführer von Unternehmen darunter, die eine Marketingabteilung haben. Ebenso Vertreter von Banken, Hidden Champions, Start-ups, einer Non-Profit-Organisation. Und ein Dekan zählt zu unseren Mitgliedern, der bei unseren Veranstaltungen Neues lernt und das in seine Arbeit in der evangelischen Kirche einbringt. In unserer Reihe Marketing vor Ort besuchen wir Unternehmen, um nicht nur ihr Marketing-, sondern auch ihr Businesskonzept vorzustellen, von der Produktentwicklung bis zum Vertrieb. Davon profitieren wir alle. Viele unserer Mitglieder kommen, weil sie einfach etwas Neues lernen wollen. Auch beim Marketingpreis sieht man das Know-how der unterschiedlichen Unternehmen.
Was ist am Marketingpreis so besonders?
Gert: Kein anderer Marketingclub in Baden-Württemberg vergibt einen solchen Preis und richtet dafür jedes Jahr so eine große Galaveranstaltung mit bis zu 340 Gästen aus. Ohne Sponsoren wäre das gar nicht möglich. In ganz Deutschland machen es nur fünf bis sechs andere Clubs, weil es ein Riesenaufwand ist und auch viel Know-how erfordert.
Warum gab es den Marketingpreis vergangenes Jahr nicht?
Gert: Wir haben gemerkt, dass wir nicht die nötige Man- und Womanpower dafür hatten. Außerdem haben sich Wechsel im Führungsteam angekündigt. Das haben wir inzwischen um drei Personen vergrößert. Und wir sind gerade dabei, neue Kriterien für die Preisvergabe und ein anderes Konzept für die Galaveranstaltung zu erarbeiten. Die findet am 4. Januar 2025 statt, und wir feiern dabei sowohl das 25-jährige Jubiläum unseres Marketingclubs als auch 10 Jahre Marketingpreis.
Wie wird man Mitglied, welche Kriterien haben Sie?
Gert: Es gibt ein Bewerbungsverfahren. Zunächst kann man übers Clubsekretariat nachfragen, von Clubmitgliedern eine Empfehlung bekommen oder als Gast zweimal teilnehmen, bevor man sich entscheidet, Mitglied zu werden. Bei den Führungsbesprechungen oder im Vorstand entscheiden wir dann darüber. Uns ist der Mensch wichtiger als seine Position. Die Interessenten müssen daher auch nicht im Marketingbereich arbeiten. Und die Motivation mitmachen zu wollen, darf nicht sein, Kunden zu gewinnen. Wir mögen keine Akquise auf unseren Veranstaltungen. Sicherlich entstehen im Laufe der Zeit auch geschäftliche Kontakte, einfach weil man sich kennt. Aber wichtiger ist die Netzwerkbildung, der persönliche Austausch und das Stärken der Gemeinschaft. Menschen zu verbinden und Marketing erlebbar zu machen, das ist unser Slogan und auch unser Credo.
Was geben die Mitglieder?
Gert: Nicht jeder muss etwas geben. Es geht uns darum, die Marketinggemeinschaft zu stärken und Verständnis dafür zu wecken, wie wichtig Marketing ist. Wir veranstalten dieses Jahr zum Beispiel zum ersten Mal das neue Format Meet and Greet mit unseren Mitgliedern – eine Art Speed-Dating, bei dem man zwei Minuten Zeit hat, um sich und seine Tätigkeit vorzustellen. Man bekommt Einblicke in verschiedene Unternehmen und in deren Marketing und gewährt auch selbst welche.
Sie sind seit 2001 Mitglied im Marketingclub, seit 2011 Präsident und stecken viel Zeit und Arbeit in das Ehrenamt. Was treibt Sie an?
Gert: Der Marketingclub ist eine Herzensangelegenheit für mich, weil ich auch spüre, dass etwas zurückkommt. Zum einen von unserem Team, zum anderen auch von unseren Clubmitgliedern. Ich bin dankbar, dass ich so ein glückliches Leben hatte und möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben. Außerdem bereichert der Marketingclub mein Leben. Ich habe selbst so viel gelernt bei den verschiedenen Veranstaltungen – für mich persönlich und für meine Arbeit.
Duschan Gert (63) ist seit 2011 Präsident des Marketingclubs Ortenau/Offenburg. Der Marketingexperte hat viele Jahre in leitenden Positionen bei Edeka Südwest und den Töchtern Ortenauer Weinkeller und Schwarzwald-Sprudel gearbeitet. Der Werbeslogan von Edeka „Wir lieben Lebensmittel“ geht auch auf Duschan Gert zurück. Vor einem guten Jahr hat er sich als Key Expert selbständig gemacht und berät Unternehmen zu ihren Strukturen sowie ihrer Strategieentwicklung und begleitet sie bei der Umsetzung.
Der Marketingclub Ortenau/Offenburg wurde vor 25 Jahren auf Initiative des Verlegers Hubert Burda in Offenburg gegründet und hat derzeit 327 Mitglieder. Sie kommen aus rund 200 Unternehmen zwischen Rastatt und Freiburg, die meisten von ihnen aus der Ortenau. Zu den meist zwölf Veranstaltungen im Jahr kommen im Schnitt 83 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Ortenauer Club ist einer von bundesweit rund 60 regionalen Marketingclub mit zusammen rund 12.000 Mitgliedern. In der Region gibt es noch den Marketingclubs Lago in Konstanz, den Marketingclub Schwarzwald-Baar mit Sitz in Villingen-Schwenningen sowie die Macs Marketing Community Freiburg/Südbaden.