Seit 1880 wird in Lörrach Schokolade hergestellt, seit 1901 heißt sie Milka. Philippe Suchard gründete einst die Schokoladenfabrik. Heute gehört sie zum internationalen Konzern Mondelêz und ist einer der größten Arbeitgeber in der Kreisstadt. Bis zu 4,5 Millionen Tafeln pro Tag: Eine Erfolgsgeschichte in lila.
VON CHRISTINE WEIS
Wie findet der Geschmack von Omas Apfelkuchen in die Schokolade? Passt Popcorn, Brausepulver und gesalzenes Karamell zu Schokolade und sorgt die Mischung für Partystimmung? Mit solchen Fragen beschäftigt sich die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Milka-Schokoladenfabrik in Lörrach. Hier werden neue Produkte ausgetüftelt und von der Idee bis zur Industrie- und Marktreife gebracht.
Jährlich gibt es neue, limitierte Tafelsorten. Aktuell sind das vier Alpenmilch-Schokoladentafeln mit „zarten Botschaften“ („Immer für Dich da“). Was sich von den limitierten Editionen bewährt, kann ins Standartsortiment von rund 30 Sorten aufgenommen werden, wie zum Beispiel die Kombination mit Oreo-Keks – eine Lieblingssorte von Kerstin Brohl. Sie ist seit 2020 Standortleiterin vom Schokoladenwerk in Lörrach, das seit 2013 zu dem US-amerikanischen Lebensmittelkonzern Mondelēz International mit Sitz in Illinois gehört. Weitere bekannte Mondelēz-Marken sind u.a. Cadbury, Daim, Philadelphia, Oreo, TUC oder Toblerone.
Kerstin Brohl ist seit zehn Jahren bei Mondelēz. Nach Zwischenstationen bei Toblerone (Schweiz) und Cadbury (England) kam sie 2017 zurück ins Dreiländereck, wo ihre berufliche Karriere als Wirtschaftsingenieurin direkt nach dem Studium begann. „Die Standard-Schokoladentafel, die wir hier produzieren, ist eines der wichtigsten Produkte im Portfolio von Mondelēz. Die lange Tradition des Standorts ist einzigartig und das Werk innerhalb des Unternehmens das größte seiner Art in Europa“, sagt die 33-Jährige. Sie wohnt mit ihrer Familie in Lörrach. „Mein zweieinhalbjähriger Sohn weiß schon, was Milka ist und würde mich gerne jeden Tag zur Arbeit begleiten.“
„Wir schenken unseren Konsumenten Glücksmomente.“
Kerstin Brohl, Standortleiterin vom Schokoladenwerk Milka in Lörrach
Von der kindlichen Vorstellung einer Schokoladenfabrik mag die industrielle Realität mit ihren hohen Sicherheits-, Qualitäts- und Hygienestandards, hochtechnisierten Anlagen, vollautomatischen Verpackungs- und Transportsystemen mit Robotik weit entfernt sein. Das süße Produktionsergebnis wecke bei allen Altersgruppen Emotionen, so sieht es Kerstin Brohl: „Wir schenken unseren Konsumenten Glücksmomente.“
Von der Bohne zur Tafel
Die Rezeptur von Milka ist geheim, die Zutaten sind es nicht und bestehen aus Kakao, Zucker und Milchpulver, hergestellt aus Milch aus der Alpenregion. Die Kakaobohnen kommen von der Elfenbeinküste, aus Ghana sowie Indien, Indonesien, Brasilien und der Dominikanischen Republik. Dabei bezieht Milka in Lörrach Kakao aus dem nachhaltigen Beschaffungsprogramm Cocoa Life. Im Jahr 2020 hat Mondelēz 68 Prozent des Kakaos für alle seine Schokoladensorten nachhaltig beschafft. Der Anteil soll sich in Zukunft erhöhen.
Die Kakaobohnen werden geröstet, geschält, gemahlen, gepresst mit Milchpulver und Zucker vermischt sowie gewalzt. Dann wird die Masse bis zu 48 Stunden conchiert, ein Rührverfahren, das die Schokolade cremig macht. Auf diese Weise stellen die Lörracher täglich bis zu 4,5 Millionen Tafeln her, rein rechnerisch kommen so auf jeden der 500 Mitarbeiter 9.000 Tafeln. 70 Prozent der Produktion gehen in den Export.
„Die meistverkaufte Sorte ist Alpenmilch, gefolgt von den Nussvarianten und Milka Oreo“, sagt Brohl, „bei Tafelschokolade sind wir in Deutschland die Nummer eins, das liegt am besonders zarten Schmelz“. Laut dem Statistik-Portal Statista ist Milka der Marktführer unter den Herstellern und lässt Ritter Sport oder Lindt hinter sich. Wie viel Umsatz Milka verbucht, gibt Mondelēz nicht gesondert an. Insgesamt hat der Konzern 2021 einen Netto-Umsatz von rund 29 Milliarden US-Dollar.
Tradition: Die lila Kuh ist 50 Jahre alt
Milka nahm seinen Anfang mit Philippe Suchard. Der Schweizer Zuckerbäcker und Geschäftsmann gründete 1826 in Serrieres bei Neuenburg eine Schokoladenfabrik und erfand mit dem Mélangeur eine Maschine, die Kakao und Zucker zu einer feinen Konsistenz vermengt. Suchard machte aus der bitteren und festen Schokolade ein gefälliges Genussmittel. 1880 verlegte er die Produktion nach Lörrach.
Den Namen Milka schuf der Gründer 1901 aus den Anfangsbuchstaben von Milch und Kakao – und seitdem ist auch die Verpackung lila. Die Farbe ist mittlerweile eine geschützte Marke, die in der Lebensmittelindustrie kein anderer verwenden darf. 1972 kreierte die Agentur Young & Rubicam die lila Kuh. Ein Jahr später wurde sie zur zentralen Werbefigur und hatte ihren ersten TV-Auftritt. Im kollektiven Bewusstsein der Verbraucher ist die lila Kuh fest verankert.
Lörrach – Schokoladenstandort mit Tradition
Die Feier zum 120-jährigen Milka-Jubiläum fiel aufgrund der Pandemie im letzten Jahr ins Wasser. Mondelēz ist sich dennoch eine Aktion ausgedacht und im Herbst mit Lastenrädern Schokolade in der Innenstadt verteilt. In den Vor-Coronajahren gab es jährlich ein Schokoladenfest mit Bühnenprogramm und Spielstationen. „Wir schätzen die Zusammenarbeit mit der Stadt Lörrach sehr und arbeiten auf einer guten Basis zusammen“, betont Brohl.
Mit 500 Mitarbeitern ist Milka ein wichtiger Arbeitgeber. Dass die Grenznähe zur lohnstarken Schweiz aus Personalsicht schwierig sein kann, daraus macht Brohl keinen Hehl. Vielmehr sei das für sie Ansporn. „Wir bieten unseren Mitarbeitern Entwicklungs- und Karrierechancen sowie zeitgemäße Arbeitsweisen in autonomen Teams und flache Hierarchien. Die meisten der Auszubildenden bleiben nach der Lehre im Betrieb.“ Die Beschäftigten würden sich stark mit dem Unternehmen identifizieren. Es herrsche ein gutes Betriebsklima, das sich auch an der geringen Fluktuation von Personal zeige. „Wir haben viele Familien, die seit Generationen bei Milka arbeiten.“
Um einem Fachkräftemangel vorzubeugen, investiere man in Ausbildungsprogramme und Kooperationen mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Lörrach (DHBW) in den Fächern Elektrotechnik und Wirtschaftswissenschaften.
„Mondelēz ist einer unserer größten Arbeitgeber in Lörrach, der sich auch im Bereich Ausbildung stark engagiert und bei Ausbildungsbörsen präsent ist“, sagt Marion Ziegler-Jung, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Lörrach (WFL). Sie erläutert die Verwurzelung der Stadt mit dem Schokoladenhersteller an einigen Beispielen, wie der Kindertagesstätte Villa Lila und dem Schokoladen-Rundgang in Lörrach. Lörrach und Schokolade haben eine gemeinsam lange Geschichte. „Immer für Dich da“ gilt auch für die Gemeinde.
3 Kommentare
Warum gibt es eigentlich die köstliche Suchard Milka Mokka nicht mehr.
Es kann sie kein anderer Schokoladenhersteller ersetzten!!
Sie fehlt uns sehr.
Sehr geehrte Damen und Herren, Ihre Schokolade ist für mich und meiner Familie die Beste. Habe eine Frage, ich würde sie bitten eine neue Sorte auf den Markt zubringen, mit Mohn mit oder ohne Rosinen. Das wäre toll. Mit freundlichen Grüßen Anita Raube
Liebe Frau Raube,
Ihr Vorschlag hört sich frein an. Bei uns ist er allerdings nicht an der richtigen Stelle. Am besten, Sie wenden sich direkt an Milka. Herzliche Grüße.