Die Keramik-Marke Motel a Miio hat Ende Oktober in Freiburg ihr flächenmäßig größtes Geschäft in Deutschland eröffnet. Das junge Unternehmen setzt bewusst auf stationären Handel.
VON CHRISTINE WEIS
Noch letzten Dezember sorgten Bilder von verschneiten Schwarzwaldlandschaften des Freiburger Malers Hermann Dischler in der Gerberau 4 für winterliche Stimmung. Seit kurzem ist dort der Winter dem Sommer gewichen. Jetzt verbreiten in den ehemaligen Räumen der Kunstgalerie Meier Strandfotos und farbenfrohe Becher, Butterdosen, Tassen, Teller, Schüsseln, Schalen oder Vasen auf den Tischen und an den Wänden Ferienflair.
Im Urlaub ist auch die Geschäftsidee für das Keramiklabel Motel a Miio (der Name ist ein Kunstwort und bedeutet „Mitbringsel aus dem Urlaub“) entstanden. Die beiden Münchner Designerinnen Anna von Hellberg und Laura Castien ließen sich in Portugal vom traditionellen Keramikhandwerk begeistern. 2016 verkauften sie die ersten Tassen und Teller in einem Pop-up-Sale in München. Innerhalb kurzer Zeit waren sie ausverkauft.
Heute hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Allach bei München einen Jahresumsatz im zweistelligen Millionenbereich, rund 250 Mitarbeitende und 25 Läden etwa in Amsterdam, Berlin, Basel, Hamburg, Köln, Wien und Zürich. Hergestellt wird das Geschirr nach eigenen Angaben von Familienbetrieben und Manufakturen in Portugal zum Teil nach Entwürfen der Geschäftsführerinnen. Zum Erfolg tragen vor allem auch Online- und Influencer-Marketing sowie temporäre Pop-up-Sales bei.
„Wir sind zuversichtlich, dass die Menschen weiterhin Geld für schöne, nachhaltige und wertige Dinge ausgeben.“
Anna von Hellberg, Geschäftsführerin Motel a Miio
„Die Kundenanfragen nach einem Store in Freiburg im Schwarzwald wurden immer mehr“, sagt Anna von Hellberg. Die passende Immobilie in der top Einkaufslage in Freiburg als reizvolle Stadt im Dreiländereck sowie der erfolgreiche Pop-up-Sale im September im Schaltwerk, der Eventlocation von Jobrad, habe zur Entscheidung für den Standort Freiburg beigetragen. Mit 265 Quadratmetern auf zwei Etagen (inklusive 70 Quadratmeter Lager) ist der Laden flächenmäßig der größte der 16 deutschlandweiten Filialen von Motel a Miio.
Das Geschäft sei gut angelaufen, insbesondere das Eröffnungswochenende hatte großes Potenzial. „Wir wollen mit unseren Stores Menschen in die Stadt locken. Wer im Laden kauft, wird mit 20 Prozent Rabatt belohnt“, sagt von Hellberg, „einerseits entfällt dann das Shipping, aber wir wollen vor allem, dass das Einkaufen ein haptisches Erlebnis ist und der stationäre Einzelhandel weiterlebt.“
Das kanalübergreifende Geschäftsmodell mit Store, Onlineshop und Pop-up-Sales nennt sich Omnichannel und sei auf ihre Zielgruppe zugeschnitten, erklärt von Hellberg. Jeweils 50 Prozent erwirtschaften Off- und Onlinehandel bei Motel a Miio. Die Kunden seien vornehmlich Frauen ab 35 Jahren, die Spaß an stilvollem Geschirr und es zu Hause schön haben wollen.
„Wir wollen mit unseren Stores Menschen in die Stadt locken.“
Anna von Hellberg, Geschäftsführerin Motel a Miio
Von Beginn an seien die Umsätze jährlich gestiegen, im letzten Jahr um 30 Prozent. Gerade in den Pandemiejahren hätten viele sich mit dem portugiesischen Geschirr Urlaubsgefühle nachhause geholt, schildert die Geschäftsführerin. Seit diesem Jahr gingen die Umsätze aufgrund der allgemeinen Preissteigerungen etwas zurück. „Wir sind dennoch zuversichtlich, dass die Menschen weiterhin Geld für schöne, nachhaltige und wertige Dinge ausgeben“, sagt die Unternehmerin“, dafür bieten wir ein breites Sortiment, das für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel etwas bereithalte“.
Von Hellberg erhofft sich ein gutes Weihnachtsgeschäft, und dass auf manchen Gabentischen ihr Geschirr das Fest geschmackvoll bereichere. Gut möglich, dass in den Wohnzimmern dann Portugal auf Schwarzwald trifft.
Wie würde das wohl Dischler gefallen? Seine Bilder finden sich jetzt unweit der Gerberau in der Herrenstraße 38, dorthin ist die Galerie Meier umgezogen, und wie jeden Winter zeigt der Galerist von Dezember bis Februar die Ausstellung „Schnee von gestern und heute“.