Das dänische Architekturbüro Cobe gewinnt den Wettbewerb für den Neubau der Firmenzentrale Dr. Falk Pharma im Quartier Güterbahnhof in Freiburg. Das Projekt im modernen Industrielook mit Fassaden- und Dachbegrünung, öffentlichen Aufenthaltsflächen sowie Gastronomie will mehr sein als ein Arbeitsplatz.
VON CHRISTINE WEIS
Der Umzug von Dr. Falk Pharma von der grünen Wiese in Hochdorf ins urbane Güterbahnhofsgelände in Freiburg ist auch eine Reise in die Arbeitswelt der New Work, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Das hört man deutlich in den Statements von Carola Falk und ihres Bruders Martin Falk bei der Präsentation des Entwurfs des Neubauprojekts. Die Gestaltung des Arbeitsplatzes habe dabei eine wichtige Funktion. Kreative, innovative Ideen entstehen im Austausch und in Begegnung mit anderen – in Räumen und in einer Umgebung zum Wohlfühlen.
Das entstehende Falk-Areal im Freiburger Norden soll ein solcher Ort sein, das betonen die Geschwister Falk. Die Nachkommen des Firmengründers Herbert Falk sind geschäftsführende Gesellschafter der Immobiliengesellschaft Lifa Breisgau, die zur Falk Gruppe gehört und als Bauherrin auftritt. Der Neubau entsteht auf dem knapp 9000 Quadratmeter großen Grundstück gegenüber der historischen Lokhalle mit ihrer regen Gründerszene.
Circa 100 Millionen kostet die neue Arbeitswelt, die das Architekturbüro Cobe aus Kopenhagen realisiert und deren Fertigstellung auf Ende 2025 datiert ist. Auf etwa 40 Prozent der Gesamtfläche von 18.500 Quadratmetern werden als Hauptmieterinnen Dr. Falk Pharma sowie die Wissenschafts-Plattform Falk Foundation mit insgesamt etwa 250 Arbeitsplätzen einziehen. Weitere rund 8000 Quadratmeter sind zur „Freundvermietung an gleichgesinnte Firmen“ bestimmt. Vorgesehen sind zudem Gastronomie sowie Seminar- und Veranstaltungsräume. Synergien und produktives Miteinander verspreche man sich auch aufgrund der Nähe zur Universität, Forschungseinrichtungen, Unternehmen aus dem Lifesience Bereich und dem vielfältigen Quartiersumfeld.
Gebäude als Einladung zum Austausch
Der Entwurf von Cobe habe aufgrund der flexiblen Nutzung des Gebäudes und der Flächen überzeugt. „Die offene Halle schafft eine besondere Innenraumatmosphäre und verbindet die Stockwerke luftig miteinander. Das fördert zusätzlich die Kommunikation und erzeugt eine hohe soziale Arbeitsqualität“, sagt Carola Falk. Das fünfstöckige Gebäude in Holzhybridbauweise hat die Form zwei ineinander verschränkter Atrium-Blöcke mit zwei Lichthöfen. An der vorgestellten rostroten Stahlkonstruktion sollen Pflanzen hochranken. Die Pergolen über der Dachterrasse werden ebenfalls begrünt. Vorstellbar ist dort auch ein Gemüsegarten, der das Lokal im Erdgeschoss versorgen könne.
Eine Dachseite ist mit Photovoltaikmodulen bedeckt. Parkplatze für Autos und Fahrräder gibt es in der Tiefgarage. Nach Einschätzung von Martin Falk werden Fahrräder zukünftig mehr Stellfläche als Autos beanspruchen. Auch in Fragen der Mobilität stelle man sich zukunftsfähig und flexibel auf.
„Uns war es wichtig, dass die Architektur des Gebäudes gut in daswachsende Quartiersumfeld passt.“
Martin Falk, Geschäftsführer Lifa Breisgau
Um das Gebäude herum gibt es drei freie Plätze. Jener zur Lokhalle hin kann für Veranstaltungen genutzt werden und soll nach Fertigstellung an die Stadt übergeben werden. „Uns war wichtig, dass die Architektur des Gebäudes gut in das wachsende Quartiersumfeld passt und als neuer Baustein vor allem offen sein soll, das heißt zugänglich und einladend für die gesamte Nachbarschaft und Besucher“, betont Martin Falk. Für Baubürgermeister Martin Haag sei das Areal ein Gewinn für die Stadt und passe ästhetisch und ökologisch zu Freiburg. Er hob besonders die öffentlichen Räume hervor, die einen Mehrwert für den Stadtteil darstellten.
Von den neun eingereichten Entwürfen hat sich die Jury, die auch den Bürgerverein des Stadtteils Brühl-Beurbarung miteinbezogen hat, einstimmig für Cobe entschieden. Die Berliner Barkow Leibinger und Gewers Pudewill, Sacker Architekten aus Freiburg oder auch Ingenhoven (Düsseldorf), der das Neue Rathaus entworfen hat, waren weitere prominente Teilnehmer, die aber nicht zum Zug kamen.
Hochdorf, der aktuelle Standort des internationalen Spezialisten für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen, wird Dr. Falk Pharma voraussichtlich ganz aufgegeben. Der Bereich Logistik zieht nicht in die urbane Welt um, sondern werde zukünftig in Gewerbepark Breisgau in Eschbach angesiedelt. Dort auf der grünen Wiese baut das zur Falk Gruppe gehörige Pharmazieunternehmen Losan Pharma gerade seinen zweiten Standort.