Dort, wo jetzt das in die Jahre gekommene Gebäude der Tourist-Information in unmittelbarer Nähe zum Kurpark steht, könnte in Bad Krozingen ein Luxushotel (Kategorie Vier Sterne plus) gebaut werden. Dabei spielt das Wörtchen „wenn“ eine bedeutende Rolle.
Gebaut wird nur, wenn der Standort in einem aufwändigen Anhörungs- und Kommunikationsverfahren weitgehend zustimmungsfähig gemacht worden ist. Geplant ist dafür ein Runder Tisch, der eine Empfehlung an den Gemeinderat erarbeiten soll. Und der vor allem die Anregungen und Bedenken der Bürgerinnen und Bürger einbezieht, die auf einer Versammlung im Krozinger Kurhaus geäußert wurden. Das Verfahren läuft unter der Moderation der Mediatorin Ute Kinn aus Ettlingen. Diese Übung ist gewählt worden, weil es um das Projekt eines Hotelbaus im Kurpark in Bad Krozingen heftige Auseinandersetzungen gegeben hat. Das führte letztlich zu einem Bürgerentscheid im Februar 2015, bei dem die Hotelbefürworter krachend unterlagen. Jetzt erneut ein Hotelprojekt, wenn auch an anderem Standort zu forcieren, ist deshalb in Bad Krozingen ein heikles Unterfangen. Zumal die ausgeguckte Grünfläche praktisch direkt an den Kurpark grenzt – dazwischen fließt nur das Flüsschen Neumagen.
Das Luxushotel wird nur dann entstehen, wenn sich überhaupt ein Investor und ein Hotelbetreiber findet. Bislang spricht die Verwaltung lediglich vom Interesse eines Projektentwicklers, das das Vorhaben in die Hand nehmen könnte. Gedacht ist an ein Hotel mit 70 Zimmern und Suiten der gehobenen Kategorie. Vier Sterne plus gibt es bislang nicht in Bad Krozingen und das ist der Zukunftsentwicklung abträglich, meinen Bürgermeister Volker Kieber und Kurdirektor Rolf Rubsamen einhellig. Wenn nämlich nicht qualitativ hochwertig in die touristische Infrastruktur investiert werde, könne Bad Krozingen den Anschluss verlieren. Bislang würden die meisten Gäste Reha-Einrichtungen in Anspruch nehmen. Nur auf den kassenfinanzierten Gesundheits-Sektor zu setzen, berge Risiken in sich. Eine dringend notwendige Steigerung bei Touristen und Tagungsteilnehmern könne es nur geben, wenn dazu die erforderlichen Betriebe vorhanden sind. Kleinere Kongresse müssten bislang in Bad Krozingen abgewiesen werden, sagte Kurdirektor Rolf Rubsamen und Bürgermeister Volker Kieber ergänzt: „Wir müssen uns breiter aufstellen“.
Was bedeutet das Etikett Vier Sterne plus, wollte ein Besucher der Info-Veranstaltung wissen. Dieses Prädikat ist erfüllt, wenn die großzügig bemessenen Komfortzimmer und Suiten Klimaanlage haben, die Rezeption lange geöffnet ist, das Haus beste Wellness-Einrichtungen bietet, ein bis zwei gute Restaurants, eine Bar und bestens ausgestattete Tagungsräume. Der Bedarf für so ein Haus sei unbedingt gegeben – das untermauert laut Rubsamen eine Markt-Studie.
Aber es gibt nicht nur Begeisterung für die Idee. Immerhin fallen Bäume und eine Grünfläche weg an dem zu untersuchenden Standort bei der alten Tourist-Information. „Anstatt auf Bäume und eine Wiese schaue ich dann auf eine Mauer“, klagt eine Diskutantin, die laut eigenem Bekunden erst seit eineinhalb Jahren in Bad Krozingen wohnt und solch eine Veränderung nicht will. Andere sehen in der baulichen Verdichtung ebenfalls ein Problem. Dem wird entgegengehalten, so ein Haus könne nur mit guter Architektur erfolgreich sein und Bad Krozingen müsse auch an nachfolgende Generationen und wirtschaftliche Fortentwicklung denken. Auf den Runden Tisch kommt eine Menge Arbeit zu.
Von Michael Weise