Das Beratungsunternehmen „Grüne Effizienz“ ist neu in Freiburg auf dem Markt. Erklärtes Ziel: Prozesse bei Firmen digitaliseren und dabei den Klimawandel beachten.
Spinat-Bananen-Mandel-Smoothie, Häppchen auf grasgrünen Servietten und ein Ambiente aus Holz. Bei der Gründungsfeier des Unternehmens „Grüne Effizienz“ in der Ökostation in Freiburg stellten die Gründer Dr. Kristina Birn und Tim Haas Mitte März ihre Geschäftsidee vor: Effiziente, wirtschaftliche und schnelle Betriebsabläufe durch gezielte Beratung und entsprechender Hardware etablieren und dabei noch etwas Gutes für das Klima tun. Beispielsweise indem auf Papier im Rahmen der Digitalisierung verzichtet wird und somit Prozesse stabiler gemacht und besser kontrolliert werden können.
Der Markenauftritt von „Grüne Effizienz“ ist konsequent und das nicht nur wegen Smoothies und der Wahl des Ortes. Auch für den Schriftzug wurde eine spezielle, von Architekten entwickelte Druckschrift verwendet, die 33 Prozent weniger Farbe als klassische Schriftarten benötigt. Die Form des Logos erinnert zwar an den Musikkanal Viva, statt blau und gelb sind die Dreiecke aber grün und schwarz. Eine Assoziation: Kiwi-Koalition. Zufall oder gewollt? Fakt ist, weder in der Ökostation in Freiburg, noch auf Landesebene scheint Wirtschaft und Ökologie ein gravierender Widerspruch zu sein. Im Gegenteil. Klimaschutz habe inzwischen viel mit nachhaltigem Wirtschaften zu tun. Das betrifft auch Unternehmen. Die Gründer argumentieren beispielsweise: Jeder Ausdruck, jede veraltete Hardware trage zu einer negativen Entwicklung der CO2-Bilanz bei, koste Firmen, insbesondere den Mittelstand Geld und den Eisbären überlebenswichtige Quadratzentimeter seiner Eisscholle.
Das sind Entwicklungen, die Zukunftsforscher als Megatrend bezeichnen und unter einem großen Begriff zusammenfassen: „Neo-Ökologie“. Wissenschaftler gehen davon aus, dass solche Trends Gesellschaft, Politik und Wirtschaft und damit auch den Mittelstand und das gesamte Wirtschaftssystem prägen und dadurch verändern werden. Wachstum beispielsweise werde in Zukunft verstärkt im Zusammenhang mit Ökologie und gesellschaftlichem Engagement verstanden. Eine Business-Moral könnte sich etablieren, weil Unternehmen auch selbst zunehmend auf ressourcenschonendes Wirtschaften angewiesen seien. Auch Märkte und Konsumverhalten sind im Wandel begriffen. Geschäftsführer Tim Haas, der zuletzt beim Bürospezialisten Streit Service & Solution GmbH & Co. KG in Hausach im Schwarzwald in leitender Funktion gearbeitet hat und ursprünglich Forstwirtschaft studierte, ist überzeugt: „Wir müssen nachhaltiger handeln, auch und insbesondere im Geschäftsleben. Wenn jeder Mitarbeiter auf Papierfaxe verzichtet, spart das ganz erheblich CO2 sowie Kosten ein.“ Nachhaltigkeit durch die Digitalisierung von Geschäftsprozessen zu erreichen ist jedoch nur ein Aspekt. Es geht dem Unternehmen „Grüne Effizienz“ auch um ein Change-Management. Also darum, gezielt strategische Veränderungen anzuvisieren und ein Umdenken anzuregen sowie Offenheit für Digitalisierung zu erzeugen. Denn alleine die Hardware zu wechseln reiche oftmals nicht aus. Ein Unternehmen sollte zunehmend effizienter und flexibler agieren können, auf der Grundlage von IT-basierten Prozessen. Das steigert die Handlungsfähigkeit und hat positive Auswirkungen auf die CO2-Bilanz. Die These: Erfolgreiche Unternehmen und nachhaltiges Wirtschaften hängen miteinander zusammen. Das habe auch damit zu tun, dass die ansteigenden Datenmengen organisatorisch digital bewältigt werden müssen. Papierstapel ordnen, abheften und sortieren birgt Fehlerquellen und ist ineffizient. Die neue Technik mit entsprechender Software hingegen bringe Lösungen. Wann sich jedoch die neue Hardware amortisiert und ob der Ressourcenverbrauch und der Energieaufwand zur Herstellung dieser Geräte mitberücksichtigt wird, oder in die Bilanzen eben nicht eingerechnet wird, blieben als Fragen an diesem Abend unbeantwortet.
Fest steht, der Slogan ‚think global, act lokal‘ (denke global und handle lokal) schallt heute nicht mehr allein aus der Ecke von Umweltaktivisten. In den 60er Jahren riefen sie es, um den Einfluss des Einzelnen trotz Globalisierung deutlich zu machen. Geschäftsführerin Dr. Kristina Birn, erfahren mit IT-Prozessanalysen sagt, dass große Veränderungen nur durch viele kleine Schritte begonnen werden können. Das gilt nicht nur für Umweltaktivisten, sondern gerade auch für einzelne Mitarbeiter eines Unternehmens: „Wer gemeinsam zusammenwirkt, kann mehr bewegen. Das geschieht aber durch Überzeugung und weniger durch harte Vorgaben oder gar Verbote. Natürlich rettet man nicht gleich die Welt, aber Veränderungsprozesse sind die Summe aus dem Engagement jedes Einzelnen, egal ob es um den globalen Klimawandel geht, oder um die Veränderungen in Unternehmen.“