Blickt man auf das Bauhandwerk, bekommt man bezüglich der Veränderungsdynamik gewisse Zweifel. So findet man auf den Baustellen nach wie vor die Maurerkelle und das Lot, das man zum Beispiel schon auf Bildern aus dem Mittelalter kennt. Dies soll nicht als despektierlich eingestuft werden, denn schließlich entstanden im Mittelalter unfassbare Bauten, wie zum Beispiel unser Freiburger Münster, gerade mit diesen Werkzeugen. Natürlich wird heute vermehrt Lasertechnik statt Lot eingesetzt. Auch findet man auf den Baustellen große und kleine Kräne, die den Maurern rückenschonend helfen, Steine zu versetzen. Der Spritzmörtelbewurf, den schon die alten Römer kannten, wurde mechanisiert. Es gibt die Putzmeister-Betonpumpen und andere Neuerungen. Aber ist das alles? Auch die Kammern und Innungen kennt man – außer dem Elektrohandwerker – als Gilden und Zünfte schon seit dem Mittelalter. Gefühlte zwanzig oder mehr verschiedene Gewerke und Fachhandwerker müssen Hand in Hand zusammenarbeiten. Oft entstehen daraus Fehler, die korrigiert werden müssen. Zeitliche Leerläufe, weil ein Gewerk auf das andere warten muss sind ebenfalls nicht selten. Nachbesserungen und lange Bauzeiten führen zwangsläufig zu höheren Kosten. Jetzt startet die Handwerkskammer Freiburg, analog zur Industrie, das Handwerk 4.0. Man darf gespannt sein, ob die Digitalisierung des Handwerkes (hört sich an, wie ein Paradoxon) den Sprung aus der mittelalterlichen Tradition schafft und dadurch das Bauen effizienter und kostengünstiger gestalten kann. Dazu braucht es natürlich auch die Architekten (wieder eine Kammer), die Baumittelindustrie und den Gesetzgeber, der die Bauvorschriften auslichten sollte. Denn die Bauwirtschaft muss innovative und nachhaltige Lösungen und Ansätze finden, um den komplexen ökologischen und ökonomischen Anforderungen des 21. Jahrhunderts richtig zu begegnen. Das Bauen braucht Veränderung.
Veränderung ergibt sich auch beim Autor. Ende April scheide ich aus dem Berufsleben aus und werde mich einem neuen Lebensabschnitt mit Hingabe widmen. Deshalb ist dies nun meine letzte Kolumne. Es hat Spaß gemacht, Kolumnist zu sein und ich bedanke mich bei meinen Leserinnen und Lesern für das Interesse und sage Lebewohl.
Es grüßt Sie herzlich Ihr Thomas Schmidt
Thomas Schmidt ist Geschäftsführer der Sparkassen-Immobilien-Gesellschaft mbH Freiburg. Die Immobilientochter der größten Sparkasse in Südbaden ist gleichzeitig auch der größte Immobilienmakler der Region. Thomas Schmidt, der die Sparkassen-Immo seit vielen Jahren leitet, gilt als profunder Kenner der Immobilienszene in Südbaden. So betreibt die Sparkasse die Immobilienvermittlung seit mehr als 40 Jahren. Thomas Schmidt ist davon überzeugt, dass sich das Bild des Maklers in den nächsten Jahren erheblich verändern werde – der Makler als Berater wird in der unübersichtlichen Immobilienszene immer wichtiger.