Die Freiburger Personalberatung „Bestminds“ hat sich in zehn Jahren zu einer stattlichen Größe im regionalen Recruiting entwickelt. Was sie hier generell anders machen – und was die gegenwärtige Situation mit der Branche macht.
VON RUDI RASCHKE
In diesen Tagen spricht man wie gehabt mit Unternehmen, nur eines ist nicht wie immer: es lässt sich vielerorts nicht wie sonst einschätzen, wie das Geschäft sich im vergangenen Jahr entwickelt hat. Eher rückläufig, weil gewisse Produkte und Dienstleistungen nun mal kaum abgefragt werden konnten in der Pandemie? Oder mit Zuwächsen, weil genau dieses Unternehmen gefragt war?
Vermutung beim Treffen mit den Bestminds-Chefs Christian Männlin und Siegfried Faix: Es war vermutlich nicht einfach im Personalwesen? Die Antwort: Die Mischpositionierung mit viel Medizintechnik, Pharma, Gesundheitswesen und IT habe sich als „Fluch und Segen“ erwiesen bei der Personalfindung fürs Unternehmen. Aber auch damit gab es ein beachtliches Plus von zehn Prozent beim Umsatz. Jahrzehnt nach Gründung einen mittleren siebenstelligen Millionenbetrag.
Dass die Medizintechnik (anders als die Pharmaindustrie) je nach Produkt eher erschwerten Zugang zu Kliniken hatte und personell nicht kollektiv aufstockte, konnte also kompensiert werden. Unter anderem auch mit internationalen Aufträgen. Freiburg ist dabei als zentrale Adresse mit mehreren Satelliten, „sehr attraktiv, aber nicht der Haupteinsatzort“, was die Standorte der Kunden angeht, sagt Siegfried Faix.
Die richtige Personalsuche
Zur Kundenstruktur gehören außer Start-ups, Mittelständlern und Konzernen neuerdings auch private Bildungseinrichtungen, die beispielsweise neues Lehrpersonal im Hochschulbereich für Humanmedizin mit Bestminds finden. Ihre Suche, die mit einem gehaltsabhängigen Honorar vergütet wird, kann bei Männlin, Faix und ihren Kollegen zwischen zwei Wochen und einem Dreivierteljahr dauern. Nicht ganz unerheblich dabei ist für beide, dass sie möglichst früh bei der Gestaltung der Ausschreibung von der Partie sein können, wenn die Findung erfolgversprechend sein soll.
Das Unternehmen versteht sich als „nah am Markt“ und will den engen Austausch mit seinen Auftraggebern. Nah an den Branchen, das bedeutet beispielsweise, dass Faix selbst jahrelang in Medizintechnik-Unternehmen die Leitung inne hatte, bevor er die Seiten wechselte. Männlin dagegen ist IT’ler mit einer Ausbildung in Elektrotechnik und BWL. Für beide geht es viel mehr darum, den Gegenstand der ausgeschriebenen Tätigkeit zu verstehen als nur die Bedürfnisse der Personalabteilung auf der anderen Seite des Konferenztischs.
Damit kann das Unternehmen für sich reklamieren, dass es mit Fachexpertise Profile bei der Personalsuche schärft, statt mit „Schema F“ unterwegs zu sein. Und weil alle Partner den Branchen entstammen für die sie suchen, finden sich die 70 bis 80 Fach- und Führungskräfte jährlich bisweilen auch manchmal in ganz anderen Umfeldern als den erwarteten.
Dann kann der Kandidat aus „Feld A“ ein Kandidat für die Stelle in „Feld B“ werden und umgekehrt. Eine Beweglichkeit, die schlichte Personalsuchen in der HR-Welt von Unternehmen gewöhnlich nicht kennen. Das Wort „Headhunter“ fällt in den Räumlichkeiten an der Basler Straße nicht. Siegfried Faix sagt, es gelte, „Menschen auf Potenziale zu prüfen statt entlang von Checklisten“. Damit sieht sich Bestminds im gegenwärtigen Wandel der Arbeitswelt gut aufgestellt.
Der Fachkräftemangel halte ohnehin an, sagt Christian Männlin. Bewältigt werden muss er aktuell mit Gesprächen vom Homeoffice aus. Die frühere Reise zu den Auftraggebern, bei denen seine Personalberatung auch ein wenig den Geist eines Unternehmens erspüren konnte, findet von daheim oder aus dem Büro statt. Dass der Sinn oder Purpose der suchenden Firmen klar heraus gestellt werden sollte, scheint aber wichtiger denn je. „Gute Kandidaten überlegen es sich derzeit gerade zweimal“, sagt Männlin.
Umso wichtiger ist die eigene Datenbank, in der potenzielle Angestellte für höhere Aufgaben gespeichert sind. Mehr als 10.000 Kontakte umfasst sie, aber entscheidend ist nicht die schiere Quantität. In den Zwischenräumen zwischen großen internen Personalabteilungen und Human-Ressources-Fabriken will Bestminds mit Individualität punkten, wie sie es über zehn Jahre getan haben. Mittelgroß, eigenständig, ansehnliche Leistungen: Mit ein Grund, warum sie ihr Selbstverständnis im Vergleich mit großen Läden als „Beratungs-Boutique“ bezeichnen.