Ein Freiburger Unternehmen schließt Lücken bei der Versorgung mit Photovoltaik – auf recht ganzheitliche Art: Bei iAccess kommen von der Finanzierung bis zur Wartung viele Services aus einer Hand.
VON RUDI RASCHKE
Der US-Ökonom Jeremy Rifkin gilt seit Jahrzehnten als einer der Vordenker, wenn es um die Zukunft des Kapitalismus, aber auch der Ökologie geht. Vor über 20 Jahren sagte er in seinem nicht nur heiteren Buch „Access“ voraus, wie sich Eigentum verändert, wenn es nicht mehr um Besitz, sondern um Zugang zu wertvollen Dingen geht. Und Netzwerke an die Stelle von Märkten treten. Heute ist Rifkin vor allem Missionar für einen „Green New Deal“, eine neue Vereinbarkeit von Umwelt und Wirtschaft.
Für die Stromgewinnung aus Sonne hat es gut zwei Jahrzehnte gedauert, bis sich eine Lösung fand, die auf unkomplizierte Weise den Markt der Hersteller, Nutzer und Investoren mit einem einfachen „Access“, also Zugang, vernetzt. Das in Freiburg beheimatete Unternehmen „iAccess“ greift dies auch in seinem Namen auf. Ein ingenieursgetriebener Betrieb mit einem auffallend anderen Ansatz als die vielen Informationsportale zur Solarenergie im Web, die Einsparpotenziale errechnen, ehe sie die Adressen von Handwerkerfirmen nennen.
Strom und Sparen
„iAccess“ bringt diese und weitere Leistungen in einen Kreislauf. Der überdies unabhängig von solarbürokratischen EEG-Reglungen oder Einspeisevergütungen stattfindet. Wie kann das gehen? Michael Rieber sagt, dass seine Vertriebsaktivitäten direkt auf Firmen, teilweise auch Landwirte zielen, die ihre Flächen mit Solarmodulen ausstatten könnten. Der Benefit sei nicht nur die ökologische Stromerzeugung, sondern auch schlicht die Kostenersparnis, die sich für einen Betrieb ergibt.
Als Alleinstellungsmerkmal werde die gesamte Wertschöpfung eines Energieprojekts abgedeckt, nicht nur einzelne Schritte. Es geht also nicht nur um die bloße Auslegung und den Bau einer Anlage, sondern auch um genehmigungsrechtliche Schritte. Und wie dies ohne Eigenkapital der Kunden erarbeitet werden kann. Wer die eine oder andere Photovoltaik-Anlage kennt, die inzwischen abgeschrieben ist, aber auch nicht mehr viel zur Stromerzeugung beitragen kann, weiß, was gemeint ist.
Es geht initial um Standort, Montage und Finanzierung, im Lauf der Jahre aber eben auch um Pflege und Wartung. Diese Schritte will „iAccess“ abdecken. Und neben der dezentralen Stromgewinnung ein Unternehmen auch bei Batteriespeichern beraten, bei Fragen der Lastspitzenreduzierung und sogar beim Vermeiden von kleinsten Netzschwankungen mit Hilfe moderner Solartechnik. „Diese Ausfälle passieren quasi in allen Stromnetzen, wenn auch nur an wenigen Sekunden im Jahr, aber mit großen potenziellen Schäden“, erklärt Rieber.
Kurze Netzschwankungen oder Spannungsabfälle können in manchem Werk Produktionsschäden in siebenstelliger Höhe anrichten, beispielsweise bei der Fließband-Lackierung eines Sportwagens oder wenn die Steuerungstechnik bei einem Arzneimittelhersteller ausfällt. Wer sie technisch verhindern kann, mit eigener Photovoltaik plus neuester Batterietechnologie, gewinnt mehr als nur die gesparten Stromkosten. Die Eigenstromversorgung eigne sich für tatsächlich jeden, der Strom bezieht, sagt Rieber.
Schnelle Montage auf vorhandenen Flächen
Besonders energieintensive Unternehmen mit einem konstanten Strombedarf am Tage oder sehr grossen Dachflächen seien quasi „no brainer“, Fälle, wo man nicht lang überlegen muss. Das Geschäftsmodell von iAccess basiert auf der schnellen Montage auf vorhandenen Flächen, auch um hier kurzfristig Kostenersparnisse anbieten zu können.
In Erweiterungsszenarien können mit iAccess auch Fragen zu Baurecht und Anpachtungen externer Flächen angegangen werden, sagt Michael Rieber, der mit seinem solaren Full-Service selbstbewusst auftreten kann. In der Verbindung von einem klar aufgesetzten Projektmanagement mit der Eigeninitiative von Nutzern sieht er bei den solaren Einsatzmöglichkeiten noch einiges an Potenzial: Nicht nur bei Parkplatzüberdachungen auf Firmenflächen, sondern auch in einer erweiterten Agrophotovoltaik.
Wo für gewöhnlich Himbeeren zum Beispiel ohnehin schon durch viel Folieneinsatz und mit Berieselung vor der Sonne geschützt werden, ist auch ein Solarmodul dafür denkbar. In Japan werden selbst stillgelegte 18-Loch-Golfplätze mit Panelen bestückt, wie eine Drohnen-Fotografie hinter Riebers Schreibtisch zeigt. Die Finanzierung sieht ein Leasing-Modell vor, das sich für beide Seiten rechnet, „unsere Kunden fahren damit besser als wenn sie selbst loslaufen“, sagt Rieber.
Innerhalb der Holding, die von ihm als alleinigem Gesellschafter geführt wird, gibt es ein Tochterunternehmen in Japan, dort arbeiten 35 Mitarbeiter, in Deutschland sind es 12. Die Gruppe erwirtschaftet rund 100 Mio. Umsatz im Jahr, den Großteil davon aktuell noch in Japan. Insgesamt sind bislang Anlagen mit einer Leistung von über 100 Megawatt entstanden, bereits in Planung für Europa, Asien und Australien sind weitere 260 MWp.
In der Region Südbaden wird beispielsweise gerade ein Projekt mit einem großen Autozulieferer entwickelt. Die Zeiten für Photovoltaik seien gut, sagt Michael Rieber zu Ende des Gesprächs, im Bund wie im Land. Anders als bei der heftigen Debatten ausgesetzten Windkraft gibt es wenig politischen Vorbehalt bei der Solarenergie. Für seine Mission sei es an der Zeit, Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen. Für sauberen, günstigen Strom sei dafür praktisch „null Aufwand“ einzubringen. Das war in der Solarszene keineswegs immer so.