Der EuroAirport Basel – Mulhouse – Freiburg ist einer der Treiber für den Tourismus im Dreiländereck und Schwarzwald. Zu Besuch bei Direktor Matthias Suhr auf ein Gespräch über die Bedeutung und die nahe Zukunft des Flughafens.
Von Rudi Raschke
Auch wenn der EuroAirport dem einst gleichgroßen in Strasbourg-Entzheim längst den Rang abgelaufen hat und heute fast achtmal so hohe Passagierzahlen schreibt: Matthias Suhr will nicht von einem „enormen Wachstum“ sprechen, sondern nennt es „normal“ in der Größenordnung eines EU-Flughafens: In Nicht- EU-Ländern sei das Wachstum größer als die knapp acht Prozent des EAP, die großen Drehkreuze im benachbarten Zürich, aber auch in Paris und Frankfurt wachsen dagegen auch wegen ihrer Kapazitätsgrenzen deutlich geringer. Rund 8,5 Millionen Passagiere werden Ende 2018 von Basel-Mulhouse aus den Abflug gemacht haben – 70 Prozent davon stammen aus der Region, aber der Rest ist die stattliche Anzahl jener, die hierher kommen: Davon wiederum knapp ein Drittel zur Geschäftsreise, der Rest für Urlaub.

Das zwischenzeitliche Geschäft mit Lang- und Mittelstrecke gibt es in Basel-Mulhouse aktuell fast nicht mehr, die innereuropäischen Ziele werden vor allem von Easyjet betrieben, das einen Anteil von rund 60 Prozent am Airport bespielt. Easyjet hat das Reiseverhalten in Südbaden deutlich verändert: London wird von der orangefarbenen Airline von Basel aus auf vier von fünf Airports im Großraum angesteuert. Mit 800.000 Passagieren ist es die Top-Destination unter 100 verschiedenen Zielen, die für eine stattliche Vielfalt „ab Basel“ sorgen. Vielfalt und Preise sind auch der Grund, warum kaum noch Reisende aus dem Dreiländereck für Europa-Strecken nach Zürich pendeln müssen, der Airport hat sich damit regional gut verankert. Der scheinbar hohe Anteil einer Airline – bei kleineren Regionalflughäfen bestreiten Einzelne bis zu 90 Prozent – stellt dagegen mittelfristig kein Problem dar: Würde Easyjet sich warum auch immer, auch in Folge eines harten Brexits, zurückziehen, könnten andere Linienanbieter das Vakuum füllen und Reisen nach London, Wien oder Saloniki anbieten.

Suhr sagt zwischen den Zeilen, dass er sich neben der institutionellen (und stimmrechtlosen) Einbindung mit Freiburgs OB und der Regierungspräsidentin im Aufsichtsrat durchaus mehr Nähe zu Freiburg vorstellen könnte. Dass die ÖPNV-Fahrt vom dortigen Hauptbahnhof zum Airport früher mit 80 Euro und heute noch 45 Euro immer noch fast gleich viel kostet wie ein Flug ab Basel, schien hier neben zahllosen Passagieren zuletzt nur Bernd Dallmann, den früheren Chef der Freiburger Wirtschaftswerbung, zu ärgern. Die Stadt bringe sich vor allem in Umweltfragen sehr aktiv ein, sagt Suhr. Mittelfristig wird sie trotzdem mit einer besseren Bahnanbindung profitieren, unter Umgehung des Badischen Bahnhofs in Basel soll der EuroAirport über den Schweizer SBB mit weniger Umstiegen und schneller zu erreichen sein. Auch das dürfte die heterogen motivierten Reisen von und nach Südbaden weiter anschieben: Vom Städtetrip über Kultur und Wellness bis hin zum Europa-Park sind es etliche.
Dieses Jahr werden rund 38 Millionen für die Infrastruktur am Rande der Rollfelder ausgegeben, in den nächsten drei Jahren ist noch einmal ein Beitrag in dieser Höhe zu erwarten, sagt Suhr. Damit will er die zu erwartenden Kapazitäten bewältigen, die hausinternen Verkehrsflüsse verbessern, die bestehenden Gebäude optimieren. Er rechnet mit einem geringeren Wachstum nach der aktuellen Phase, mit rund neun bis zehn Millionen Passagieren jährlich in der Zukunft. Die Frage wird sein, wie sich die politische Lage in England, in den USA, aber auch in Italien auf das örtliche Reiseverhalten auswirken. Zum Tourismus der Grenzregion trägt der EuroAirport auch insofern bei, dass sich auch gut ausgebildete Saisonarbeiter in Gastronomie und Hotellerie heute häufiger einen Heimflug nach Osteuropa leisten könnten, sagt der Airport-Chef. „Auch davon profitieren wir“. Insgesamt liegt die Auslastung bei Flügen von und nach Basel stetig über 80 Prozent. Ein vernünftiges Marketing vorausgesetzt, „können Sie also vom Start weg davon ausgehen, dass die Maschinen zu mehr als drei Vierteln belegt sind“. Beispielsweise beim neuen Angebot mit Iberia nach Madrid, das auch Anschlussmöglichkeiten nach Südamerika bietet. Eine gute Garantie für neue Destinationen des EuroAirports – aber eben auch für Reisen hierher. „Die Flieger sind voll.“