Für die Jahreshauptversammlung der Mitglieder des SC Freiburg wich der Sport-Club gestern ins Exil nach Merzhausen aus. Im dortigen Forum versammelten sich rund 280 Mitglieder, da der üblicherweise genutzte Freiburger Paulussaal saniert wird. Es war die kürzeste Mitgliederversammlung der letzten Jahre, nur knapp mehr als eineinhalb Stunden benötigte der Verein für seine Jahresberichte und die Bearbeitung dreier Anfragen aus dem Saal. Anträge waren keine gestellt worden, Wahlen waren in diesem Jahr keine angesetzt. Die Entlastung des Aufsichtsrats und des Ehrenrats fand jeweils mit 100-prozentiger Zustimmung ohne Gegenstimme statt.
Zur Harmonie trug der Bericht des Präsidenten, Fritz Keller bei, der einmal mehr die Werte des Clubs und die sportlichen Erfolge rund um den Wiederaufstieg preisen konnte. Keller bedankte sich auch bei Akteuren im Verein, die nicht unmittelbar mit dem Profibetrieb zu tun haben und verwies auf die beachtliche Leistung des Zweitligameisters. Am linken Bühnenrand war die entsprechende Schale auf einem verhüllten XXL-Barhocker ausgestellt. Vor allem kann sich Keller über weiter wachsende Mitgliederzahlen freuen, aktuell sind es 11.100 Menschen, die Jahresbeiträge beim SC entrichten. Damit ist der Verein der zweitgrößte Club in Baden-Württemberg und hat seine Mitgliederzahlen in den vergangen zehn Jahren verfünffacht.
Finanzvorstand Oliver Leki präsentierte einen Umsatz, der vor allem durch gesunkene TV-Erlöse zwar um 30 Millionen zurück gegangen ist, aber immer noch ein stattliches Plus von 2,2 Millionen Euro Gewinn nach Steuern ausweist (Im Vorjahr waren dies nach der Erstliga-Spielzeit 13.2 Millionen). Zugleich unterstrich er einmal mehr, dass der SC in Sachen Stadion-Neubau „voll im Plan“ sei.
Es war an Aufsichtsratchef Heinrich Breit, auch einige Worte zur fußballerischen Gesamtentwicklung angesichts exorbitant steigender TV-Erlöse in den kommenden Jahren zu finden. Er ging nicht nur auf den Verteilungskampf und die größer werdende Schere in den Ligen ein, sondern forderte auch Strukturverbesserungen im deutschen Fußball, nicht nur steigende Gehälter und Ablösesummen. Zugleich ordnete er das SC-Ergebnis als ersten Überschuss in den vergangenen 20 Jahren ein, der nach einem Zweitliga-Gastspiel erwirtschaftet wurde.
Den Schlusspunkt eines komplett aufgeräumten Abends setzte eine Wortmeldung aus dem Publikum – ein Rentner aus Rust ließ es sich nicht nehmen, einen mitgebrachten Mitgliedsantrag „on stage“ zu überreichen, sondern stiftete gleich noch einen goldenen Stein fürs neue Stadion samt aufgeklebten 100-Euro-Schein. Ungewöhnlicher kann bei einer Mitgliederversammlung nicht die Bühne gestürmt werden als beim SC Freiburg.
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