Das Bewusstsein für Ökoprodukte im Schlafzimmer kurbelt die Geschäfte von Elza an, die deutschlandweit zu den führenden Herstellern im Bereich Naturbettwaren zählt. Die Elzacher produzieren Matratzen, Lattenroste und Bettwaren. Natürliche Materialien sind für sie kein Trend, sondern waren schon immer ein zeitloser Wert.
VON CHRISTINE WEIS
Ein kleines Wollschaf an der Eingangstür weist den Weg hinein in die Bettenwelt. Der Name Elza spiegelt die Verbundenheit mit der Region. Seit bald 100 Jahren gibt es das Werk in Elzach im Elztal. Ort und Name wurden über die Jahre zum Aushängeschild für Schlafkomfort. Und so steuern täglich einige Kunden auf der Suche nach der passenden Bettstatt den Firmensitz an – vergeblich, denn es gibt keinen Fabrikverkauf. Im benachbarten Fachgeschäft Schwarzwald-Schäfer können sie dann doch fündig werden.
„Wir beliefern ausschließlich Händler wie Betten- und Möbelhäuser, Raumausstatter und Schreinereien“, sagt Geschäftsführer Jürgen Notheis, „für sie bleiben keine Wünsche offen. Wir stellen Matratzen und Lattenroste in allen erdenklichen individuellen Maßen her.“ Rund, schräg, eckig in passgenauen Längen und Breiten. Manchmal wundere er sich, welche Formen ein Ruhelager haben kann. Mehr als 700 Abnehmer aus Deutschland, Schweiz, Österreich sowie den Beneluxländern stehen auf der Kundenliste.
Rund 35.000 Matratzen und Lattenroste liefert Elza jährlich aus. Die Fokussierung auf traditionelles Handwerk und Ökologie trägt die Handschrift von Jürgen Notheis, der 1997 in die Firma eintrat und 2001 die Geschäftsführung von seinem Schwiegervater Eugen Dufner übernommen hat. Der Familienbetrieb ist mit ihm in der dritten Generation. „Exklusive Anfertigungen und umweltzertifizierte, schadstofffreie Naturstoffe ist unser Markenzeichen“, sagt der Firmenchef.
Heute ist Elza mit seinen rund 50 Mitarbeitern bundesweit einer der größten Hersteller im Bereich Naturbettwaren. Lange bevor „bio“, „öko“ und „nachhaltig“ in aller Munde waren, setzen die Elzacher genau darauf: „Wir haben Verantwortung für unsere Natur, und zwar nicht erst seit der Klimawandel spürbarer wird“, sagt Notheis.
Vom Boden zum Bett – von der Spinnerei zur Schreinerei
Die Tradition begann 1924, damals wurde am heutigen Standort die Spinnerei Elza-Textilwerk Gebr. Dufner gegründet. In Spitzenzeiten waren bis zu 300 Mitarbeiter beschäftigt. Hergestellt wurden Garne aus Schafschurwolle, die hauptsächlich für Teppichböden verwendet wurden.
Aus der Zeit stammt die Bezeichnung „Schlumpi“, wie die Einheimischen das Werk heute noch nennen. „Schlumpen“ ist der badische Ausdruck für das Kämmen und Reinigen der Wolle. Teppiche aus den Elzacher Garnen gab es im Bonner Plenarsaal, im Deutschen Dom am Gendarmenmarkt in Berlin, in Hotels, Flugzeugen, Kreuzfahrtschiffen oder Autos.
Weiterhin wurden Polstermaterialien aus gebrauchten Textilien, Hanf, Seegras, Schilf und Tierhaaren aufbereitet. In den 1930er Jahren begann die Herstellung von Matratzen und Lattenroste. Vom Niedergang der Textilindustrie im Schwarzwald seit den 1970er Jahren war auch die Elzacher Spinnerei betroffen, die 2001 ihren Betrieb einstellte. Seitdem liegt der Fokus auf dem Naturmatratzen-Segment.
„Wir stellen Matratzen und Lattenroste in allen erdenklichen individuellen Maßen her.“
Elza Geschäftsführer Jürgen Notheis
„Wir werden in den kommenden Jahren wachsen“, sagt Notheis. Der Bauantrag für die Erweiterung ist gestellt, die Pläne für die Vergrößerung der Produktions- und Lagerfläche um weitere 2000 Quadratmeter liegen auf dem Tisch. Aktuell sind es 5000 Quadratmeter am Standort in der Industriestraße und einem Lager im Ortsteil Prechtal. Mit dem Neu-bau, der vom Elzacher Architekturbüro Eggen realisiert wird, geht auch eine Erhöhung der Produktionskapazitäten einher. Dafür will Notheis in den nächsten Jahren auch Personal aufstocken.
Matratzen-Markt im Umbruch
Verkaufsleiter Volker Kirn beobachtet auch den Endkundenmarkt genau: Der Onlinehandel lege im Bettenbereich weiter zu. Dabei professionalisieren sich die Shops fortlaufend. Konfiguratoren errechnen das ideale Schlafsystem für Körperbau, Liegegewohnheiten, Allergien oder Verspannungen und bieten zudem Beratung und Rückgabe-recht an. „Die Vorstellung, dass der Onlinehändler bequem auf dem Sofa sitzt, stimmt nicht. Wahrscheinlich hat er sogar einen höheren Invest als manch stationärer Händler“, vermutet Kirn und verweist auch auf kostenintensive Suchmaschinenoptimierung und Programmierleistungen.
Ladengeschäften mit persönlichem Service, haptischem Erleben und dem Vorteil des Probeliegens attestiert Kirn dennoch eine gute Zukunft. Viele von ihnen würden seit der Pandemie einen eigenen Onlineshop aufbauen und diese Hybride seien erfolgsversprechend. Elza profitiert in den letzten Jahren von einem zunehmenden Umweltbewusstsein der Konsumenten, dem die Branche folgeleiste. „Es findet ein Umdenken in weiten Teilen der Gesellschaft statt, viele wollen wissen, aus was ihr Bett besteht und wo es hergestellt wird“, sagt Kirn, „bei uns gibt es Qualität aus dem Schwarzwald“.
Manufaktur ist bei Elza kein Marketing-Sprech, sondern beginnt direkt hinter den Eingang mit dem Türsteher-Schaf. In Handarbeit wird dort alles hergestellt, was zum Elza-Bett gehört. In der Näherei werden Matratzen-Bezüge gesteppt und genäht. Die Stoffe bestehen aus Baumwolle, Vliese sind unter anderem aus Schurwolle oder Tencel, eine Cellulosefaser aus Holz – alles-kontrolliert biologische und nachwach-sende Rohstoffe. Schreiner zimmern aus Buchenholz Lattenroste in Standard- und Sondermaßen. Für ein metallfreies Bett fertigen sie auch den Verstellmechanismus für Kopf und Fuß aus einer Holzrasterung.
Im Lager stapeln sich meterhoch die Matratzenkerne aus Naturlatex und Kokos. 90 Prozent aller Matratzen sind aus zertifizierten ökologisch-biologischen Materialien. Latex wird in Kautschukbaumplantagen in Südostasien gewonnen. Die nachwachsende Rinde der Stämme wird angeritzt, so dass der klebrige Milchsaft abfließt. „Wie beim Cappuccino wird diese Milch aufgeschäumt und dann in Formen gegossen und wie ein Kuchen gebacken“, erklärt Notheis das Verfahren. Die Formen in unterschiedlichen Mustern bilden die Matratzenkerne.
Notheis betont, dass sie seit Jahrzehnten mit denselben Lieferanten zusammenarbeiten. Stoffe und Vliese beziehen sie etwa von der Schwäbischen Alb und aus dem Odenwald; der Latexlieferant hat seinen Sitz in Belgien. Einige synthetische Schaumstoffmatratzen finden sich dennoch im Lager, daraus macht Volker Kirn keinen Hehl. Diese werden beispielsweise von Schreinern nachgefragt. Diese Kunden wolle man nach wie vor bedienen und sie gleichzeitig von der Ökovariante überzeugen. Gerade gibt es noch eine Ausnahme: „Wir haben unseren Produktionsplan kurzfristig erweitert und Sonderschichten eingeplant, um Schaumstoffmatratzen für die Menschen in der Ukraine zu fertigen“, sagt Notheis.
Die Matratzen werden nach Truskavetz gebracht. In der Kleinstadt in der Westukraine unweit von Lviv (Lemberg) suchen zehntausende Menschen Zuflucht. Initiator dieser Hilfsaktion ist Gewichtheber und Steuerberater Jürgen Braun aus Neustadt. Beim Abschied am Eingang mit dem Wollschaf kommt Braun herein und berichtet von dringend notwendigen Betten für die Binnenflüchtlinge im Kriegsgebiet. Über den Baden-Württembergischen Gewichtheberverband habe er seit Jahren direkte Kontakte in die Ukraine, was sie von dort berichten, mache ihn fassungslos.