Preisgekrönt und erfolgreich: Die Agentur Schleiner + Partner aus Freiburg wird überregional beachtet, mit ihren Kampagnen und mit einer App, die nicht nur Informationen bietet, sondern auch noch ein herausragendes Design hat.
Von Katharina Müller
Johann Wolfang Goethe, der Dichterfürst, war im Jahr 2014 in allen Straßen des Landes auf illegal aufgehängten Plakaten zu sehen, mit Laptop und der Frage, ob er wohl auf diese Weise Faust III geschrieben hätte. Die Idee für diese Guerilla-Marketing-Kampagne stammte von der Werbeagentur Schleiner + Partner aus Freiburg. Die Agentur bietet in der heutigen Zeit mehr als klassische PR und Werbung. Sie versteht sich als Kreativagentur und strategische Unternehmensberatung.
Das übergeordnete Ziel mit der Guerilla-Kampagne im öffentlichen Raum war, die Besucherzahlen des „Technoseum“ in Mannheim zu steigern und die Markenbekanntheit zu erweitern.
Der Ansatz: Kreativität entsteht durch verschiedene Perspektiven. In der heutigen Zeit erfordern die unterschiedlichen medialen Kanäle, die es zu bespielen gilt, Kooperation von Vertretern ganz verschiedener Disziplinen. Designer, Texter, Konzeptioner, New Media Consultants und Programmierer, aber auch Soziologen sind dabei gefragt. Prof. Dr. Martin Ludwig Hofmann ist neben Fritz Klieber und Michael Schleiner Geschäftsführer der Freiburger Agentur. Schleiner und Hofmann sind Geisteswissenschaftler, Schleiner mit einem Studium der Geschichte und Germanistik, Hofmann hat einen Abschluss in Soziologie, Politikwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre. Er sagt: „Unsere Interdisziplinarität hat zunächst vor allem mit der Komplexität unserer Aufgaben zu tun“, es gebe einen speziellen Ansatz dafür, das sogenannte Design Thinking. „So gelingt es uns, auch Marken strategisch auszurichten, sie sinnlich und visuell umzusetzen, also erlebbar zu machen. Dazu braucht man aber schon auch einen langen Atem: Markenführung entspricht eher der Anstrengung eines Marathonlaufs als der eines Sprints.“
In Zeiten permanenten medialen Rauschens mache die kreative Lösung den Unterschied:
Für den Baustoffhersteller Maxit hat die Agentur einen wildgewordenen Hausbesitzer mit einem Föhn auf seine Hausfassade losgelassen, für NaturEnergie von Energiedienst wurde ein Stromkunde der Konkurrenz grün vor Wut, mit dem Rat, lieber grün zu wechseln, statt sich grün zu ärgern.
Und für die Rettung des Freiburger Münsterturms hat Schleiner+Partner Bundestrainer Joachim Löw für einen ganz besonderen WM-Tipp gewonnen. Die Beispiele machen deutlich: Nur was sich vom Chor des Immergleichen abhebe, habe die Chance, wahrgenommen zu werden. Der Rat für Formgebung hat offenbar genau beobachtet, was Schleiner + Partner hervorbringt und den German Design Award Special 2017 an die Agentur verliehen – eine der wenigen Auszeichnungen, auf die man sich nicht bewerben kann. Neben nationalen und internationalen Auszeichnungen erhielt die Agentur zudem den European Excellence Award, die höchste Auszeichnung für PR-Kommunikation auf europäischer Ebene seit 2014 drei Mal in Folge, bei den Kreativ-Rankings wie beispielsweise vom deutschen PR-Journal (2016) belegt Schleiner + Partner Platz 33 in Deutschland und Platz 1 in Baden-Württemberg.
Früh habe die Agentur auch den Digitalisierungstrend gespürt und sich auf die digitale Marketing-Kommunikation eingestellt. Michael Schleiner, der 1989 die Agentur gründete, sagt, dass strategische Kommunikation inzwischen in der Regel auch digital umgesetzt werde. „Markenauftritte, die nicht auch digital ausgerollt werden, sind heute kaum mehr denkbar.“ Dabei seien responsive Web-Auftritte, also an mobile Endgeräte angepasste Seiten, Bewegtbild-Inhalte, Social Media und mobile Apps meist integ
rale Bestandteile, die ineinandergreifen. „Insellösungen helfen keiner Marke. Das erhöht den Bedarf an einer stringenten strategischen Ausrichtung. Denn die Zunahme der Möglichkeiten, über verschiedene Kanälen zu kommunizieren, erhöht auch die Gefahr, dass Maßnahmen verpuffen.“
Über verschiedene Kommunikationslösungen würden aber nicht allein Besucherzahlen im Museum, sondern eben auch im Sales- und B2B-Bereich steigende Absatzzahlen anvisiert. Ein Arbeitsfeld, das bis in die strategische Unternehmensberatung reichen kann, wenn es beispielsweise um Produkt- oder Personalentwicklungsfragen sowie um Unternehmensstrategien geht. Dabei, so Hofmann, sei aber stets die Wertschöpfung durch Kommunikation wichtig, denn „kreative Gestaltungslösungen sind für uns kein Selbstzweck, sondern sie dienen immer einem übergeordneten Ziel.“ (km)