„Der Entwurf ist Klasse.“ Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon machte bei der öffentlichen Präsentation des Entwurfs für ein neues Sportclub – Fußballstadion keinen Hehl aus seiner persönlichen Begeisterung.
Von Uli Homann
Er ist mit der Bestnote für den Entwurf aber nicht allein: der Aufsichtsrat der zuständigen Objektträgergesellschaft von SC Freiburg und Stadt Freiburg hat das Modell eines großen Düsseldorfer Architektenbüros einstimmig ausgewählt. Bauen soll die familiengeführte Osnabrücker Köster GmbH, als „Totalunternehmer“ beauftragt und auf einen Rundumpreis von 76 Millionen Euro verpflichtet.
Es sind Größen im Stadionbau, die Freiburg engagiert hat. Köster hat unter anderem die Bay Arena in Leverkusen renoviert, die VW-Arena in Wolfsburg gebaut und die extrem steile Stehplatz-Nordtribüne im Dortmunder Stadion errichtet. Das Bauunternehmen kommt auf einen jährlichen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro und beschäftigt 1800 Menschen. Die Architekturfirma HPP mit 430 Architekten zeichnete verantwortlich für die Stadien auf Schalke und in Nürnberg, baut derzeit zwei Stadien in Shanghai und hat auch das Fußball-Museum in Dortmund im Auftrag des Deutschen Fußballbundes realisiert. Die Entscheidung für den gewählten Entwurf ist jetzt nach Wahrung einer vierwöchigen Einspruchsfrist unumkehrbar, sagte Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag, nicht zum Zuge gekommene Bewerber sind endgültig im Abseits.
Projektleiter Antonio Vultaggio von HPP sieht im außer bei der Stehplatztribüne in zwei Ränge unterteilten Entwurf bislang im Stadionbau einzigartige Strukturen. Das Stadion wird komplett barrierefrei sein und ist von seiner Konstruktion so angelegt, dass praktisch beim Eintritt unter das Vordach rundum häufige Sichtbeziehungen zum extra etwa fünf Meter unter dem Niveau des Bauwerks angelegten Spielfeld möglich sind. Das Stadion hat bewusst keine Außenhülle, sondern ist im Viereck von einer lichten und transparenten Struktur von Stützpfeilern aus Stahl umrahmt.
Das Dach, dass diese Pfeiler tragen, überspannt rundum eine „nach außen offene Promenade“. Egal ob VIP-Karten-Besitzer oder Stehplatzbesucher, an den vier Ecken der Arena finden alle die gleiche Zugangssituation vor. SC Präsident Fritz Keller: „Man sieht sofort, dass das ein Fußballstadion ist. Das wird eine tolle Heimat für alle SC-Fans“. Und der Hauptweg zum SC-Stadion soll symbolträchtig sein, gesäumt von Rotlaub-Bäumen und einem hell gepflasterten Weg – gehalten also in den Vereinsfarben rot-weiß.
Platz gibt es im 25 Meter hohen Stadion für 34 700 Fußballfans. Um die tolle Atmosphäre aus dem Schwarzwaldstadion in den Neubau zu übertragen, ist der Anteil an Stehplätzen mit 36 Prozent ( 12 400 Stehplätze) für ein modernes Stadion bewusst erstaunlich groß bemessen. Wo heute die Fans noch auf der Nordtribüne dicht gedrängt auf den Stehrängen im Schwarzwaldstadion für Stimmung sorgen, wird an deren Stelle im neuen Fußballtempel die Südtribüne treten. „Sie ist so steil angelegt, wie es nur geht“, sagt Architekt Antonio Vultaggio und erinnert an die „gelbe Wand“ in Dortmund, die die Köster GmbH gebaut hat.
Ein Grund für den Stadionneubau sind angestrebte bessere Vermarktungsbedingungen: Die werden laut Oliver Leki, dem beim SC für den Stadionbau verantwortlichen Vorstand, mit der Verdopplung der VIP-Plätze von 1000 auf 2000 erreicht. Dazugehörige VIP-Lounges finden sich auf der Haupttribüne auf zwei Ebenen. Oben unter dem Dach über der Haupttribüne sind 20 Logen untergebracht mit den vorgelagerten Sitzplätzen, die jeweils in separaten Räumen zehn Besuchern Platz bieten fürs Fußballgucken und für exklusive Bewirtung. VIPs und Logenmieter sollen deutlich mehr Einnahmen in die Kasse spülen – das ist eines der wichtigsten Ziele des Sportclubs.
Das Stadion soll im Nordwesten Freiburgs neben dem vorhandenen Flugplatz entstehen – mit bester Anbindung an S-Bahn und Straßenbahn, gut erreichbar für Radfahrer und für Autofahrer mit weitgehend ampelfreier Zufahrt von der Autobahn A 5. Baubürgermeister Martin Haag: „Es wird eines der größten Gebäude in Freiburg, und das mitten in der Stadt.“ Im weiteren Verfahren wird mit Klagen gerechnet, deren Auswirkungen auf die Baufertigstellung derzeit kaum absehbar sind.
Dennoch fordert die Stadt die Köster GmbH auf, schnellstmöglich einen Bauantrag für Stadion, angrenzende Trainingsplätze und die geplanten Parkplätze zu stellen. Läuft alles reibungslos, könnte der erste Spatenstich in einem Jahr fällig sein, meint Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon. Er schränkt aber ein, dass es im Rechtsstaat keine Möglichkeit gibt, „Einfluss auf die Dauer von Gerichtsverfahren und Gerichtsentscheidungen zu nehmen.“ Der SC strebt laut seinem Sprecher Philipp Walter eine Eröffnung des Stadions zur Winterpause der Spielzeit 2019/2020 oder zum Beginn der Spielzeit 2020/21 an. Und SC-Trainer Christian Streich freut sich:“Der Sportclub bekommt wieder eine schöne enge Hütte“.