Stay Informed hat eine App für die Kommunikation von Kitas und anderen sozialen Einrichtungen entwickelt. Die Coronapandemie hat dem Unternehmen aus Freiburg einen kräftigen Schub verliehen. Weiteres Wachstum und ein neuer Geschäftszweig sind geplant.
VON SUSANNE MAERZ
Welche Telefonnummer muss ich wählen, um mein Kind krank zu melden? Wo liegt der Infozettel für das Sommerfest? Und wann war nochmal die Rückmeldefrist für den Ausflug? Dem ganz normalen Chaos vieler Eltern hält die Stay Informed GmbH mit ihrer gleichnamigen App entgegen. Und das mit Erfolg: Rund 15 Prozent aller Kindergärten oder Kindertagesstätten (Kitas) in Deutschland nutzen sie inzwischen, berichtet Prokurist Lothar Ganter. „Und es werden immer mehr.“
2013 hatte sein Schwiegersohn Peter Horner, inzwischen Geschäftsführer von Stay Informed, die Idee zur Unternehmensgründung. Und zwar aus eigener Erfahrung – oder besser gesagt eigenem Leidensdruck heraus. Seine beiden Kinder gingen in Au bei Merzhausen in die Kita, und Horner und seine Frau suchten immer wieder nach verloren gegangenen Zetteln und ärgerten sich darüber. Also sah sich Horner, selbst Programmierer, nach einer passenden Software um, die einfach zu bedienen war und unabhängig von einem Verwaltungsprogramm der Einrichtung funktionierte.
„Es gab aber nichts auf dem Markt“, erinnert sich der heute 51-Jährige. Deshalb entwickelte er selbst eine App. Seine Arbeit als Entwickler von Trainingssoftware für staatliche Institutionen in seiner Heimat, die er von seinem Arbeitszimmer aus erledigt hatte, fuhr der gebürtige Australier erst herunter und gab sie schließlich auf.
Gemeinsam mit dem Schwiegervater
Doch was nützt ein guter Programmierer ohne den passenden Vertriebsmann? Einen solchen hatte Peter Horner schnell gefunden: Sein Schwiegervater Lothar Ganter, inzwischen 75, war damals gerade ein paar Monate im Ruhestand und sagte sofort zu. Mehr als 30 Jahre lang hatte er bei der Erzdiözese Freiburg als Referatsleiter für das Bibliothekswesen gearbeitet. Bei rund 350 kirchlichen Bibliotheken hatte er unter anderem die EDV eingeführt und weiterentwickelt. Und er kannte viele katholische Kindergärten, die sich oft Tür an Tür zu den Bibliotheken befinden. Vor allem aber wusste er, wie man erfolgreich Überzeugungsarbeit leistet, wenn es um den Wechsel zum Digitalen geht.
Diese Erfahrung war hilfreich, wie sich zeigen sollte: „Am Anfang war es schwer, die Kitas zu überzeugen, auf eine App umzusteigen“, erinnert sich Horner an die Zeit nach der Firmengründung. 2014, im ersten Jahr konnte das junge Unternehmen gerade einmal drei Kitas als Kunden gewinnen – darunter die der eigenen Kinder, im zweiten Jahr sieben weitere. Inzwischen sind es mehr als 10.000 in ganz Deutschland, mit einer hohen Dichte im Hexental und Umgebung. Und die Zahl der Nutzer ist auf rund 790.000 gestiegen. Für diese ist die App kostenlos. Die Einrichtungen zahlen rund 50 Cent pro Kind.
In den ersten drei Jahren verdiente die Stay Informed GmbH kein Geld, machte aber auch keine Schulden. Inzwischen erwirtschaftet das Start-up einen sechsstelligen Jahresüberschuss. 2017 kam der erste Angestellte dazu, und Horner mietete ein kleines Büro in Merzhausen an. In den drei Coronajahren ging das Unternehmen dann durch die Decke: Das Gros der Kunden, etwa 9000, kam während der Pandemie dazu, als Kita-Leitungen schnell und unkompliziert mit den Eltern kommunizieren können mussten, weil einzelne Gruppen oder ganze Einrichtungen zum Teil von heute auf morgen geschlossen wurden oder wieder schrittweise öffnen konnten.
Natürlich ist eine schnelle Kommunikation auch per Rundmail möglich. Dann sei aber nicht gewährleistet, wo die Daten gespeichert würden, berichtet Horner. Ein Grund, warum viele Kitas Kunden von Stay Informed wurden, wie er berichtet. Denn die App ist datenschutzkonform und cloudbasiert, das heißt, die Daten werden in deutschen Rechenzentren gespeichert. Zudem ist sie einfach zu bedienen und der Kundenservice ist kostenlos. Diese Punkte hebt Geschäftsführer Horner hervor. Sie seien ihm nach wie vor wichtig. Die Umsätze wuchsen in den Coronajahren um jeweils etwa 100, seither um 20 Prozent jährlich. Prokurist Ganter spricht von einem „gesunden Wachstum“, das auch weiterhin geplant sei.
Heute arbeiten für Stay Informed 30 Mitarbeitende in Deutschland. Dazu kommen etwa ebenso viele externe Programmierer weltweit. Den Festangestellten bietet das Unternehmen Benefits wie beispielsweise freie Getränke, ergonomische Arbeitsplätze, eine Betriebsrentenversicherung, kostenloses Parken in der Tiefgarage sowie einen Tischtennis- und Tischkickerraum, den es in dem neuen Domizil in der Basler Straße in Freiburg gibt. Dorthin, in eine gemietete Etage mit einer Fläche von 850 Quadratmetern, ist das Unternehmen im Sommer gezogen.
Neuer Geschäftszweig, weiteres Wachstum
Da das Unternehmen derzeit noch nicht den kompletten Platz benötigt, soll ein Teil erstmal untervermietet werden. Auch in den bereits bezogenen Büros gibt es noch freie Schreibtische und damit Platz für neue Mitarbeitende. Fünf bis acht Neueinstellungen plant Peter Horner für 2024, für den Vertrieb genauso wie die IT. Denn Stay Informed hat sich weiteres Wachstum durch einen neuen Geschäftszweig beziehungsweise Kundenkreis zum Ziel gesetzt: Pflege- und andere soziale Einrichtungen, bei denen es ums Kommunizieren von Nachrichten und Terminen mit Bewohnern und Angehörigen geht.
Peter Horner sagt: „Die Grundidee ist zwar für Kitas entstanden, aber man kann die App genauso gut für andere Einrichtungen verwenden.“ Bereits jetzt zählen neben Kitas einzelne Grundschulen und Träger von Schulkindbetreuungen wie das Jugendhilfswerk in Freiburg zu den Kunden. Doch die erwartete Resonanz gab es laut Horner in diesem Bereich nicht. Dagegen würden Pilotprojekte mit Trägern von Pflegeeinrichtungen vielversprechend laufen. „Nächstes Jahr wollen wir Gas geben“, kündigt er an.