Die klassischen Geldinstitute sind in Nöten: die Zinsen sind im Keller und so wie es ausschaut, wird die EZB ihre Politik in naher Zukunft kaum verändern. Betroffen sind ziemlich alle – die Deutsche Bank ebenso wie Sparkassen und Volksbanken. In Freiburg sind nun Pläne bekannt geworden, dass die ‚Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau bis zu 20 Filialen schließen werde und im Laufe der nächsten Jahren 150 Mitarbeiterstellen abbaue. Was in der „Badischen Zeitung“ nach einem Kahlschlag beim größten südbadischen Geldinstitut klingt, ist in Wahrheit schon längst Geschäftspolitik. In einem Interview mit „netzwerk südbaden“ hatte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, Marcel Thimm, bereits im Juni vergangenen Jahres angekündigt, dass man das Filialnetz dem „veränderten Kundenverhalten“ anpassen werde. Tatsächlich, so Thimm damals, seien im Laufe der Jahre bereits 24 von einst 94 Geschäftsstellen geschlossen worden. Dass nun weitere Filialen aufgegeben werden, hat natürlich auch damit zu tun, dass immer mehr Kunden ihre Bankgeschäfte online erledigen. Ähnlich hat der Sparkassenchef im Juni 2015 die Situation im Personalbereich beschrieben. Anfang des Jahrtausends habe die Sparkasse noch 1100 Mitarbeiter beschäftigt (in Vollzeitstellen umgerechnet) jetzt – im Juni 2015 – seien es noch 900 (ebenfalls in Vollzeitstellen umgerechnet). Thimm damals: „Wir gehen davon aus, dass sich dieser Abschmelzungstrend fortsetzen und sogar noch etwas beschleunigen wird.“ Durch die moderne EDV seien die Prozesse immer weniger personalaufwändig. Fakt ist auch, dass die Sparkasse beim Abbau von 150 Stellen über fünf Jahre gestreckt keine Kündigungsschreiben verschicken muss – die Personalreduzierung wird durch die Demografie ermöglicht, also ältere Mitarbeiter werden ausscheiden und nicht ersetzt. Gleichzeitig setzt die Sparkasse nach wie vor darauf, Auszubildende zu rekrutieren, die in der Regel auch übernommen werden. In Wahrheit gehört gerade die Sparkasse in Freiburg zu den am breitesten aufgestellten Sparkassen in Deutschland. Man muss nach Überzeugung von Marcel Thimm neue Geschäftsfelder erschließen, wenn man den Herausforderungen des veränderten Marktes begegnen wolle. Bereits im Juni 2015 hatte der Sparkassenchef bei gleichbleibenden Bedingungen ein Sinken der jährlichen Zinsmarge zwischen 6 und 8 Millionen Euro prophezeit – mit der ausrechenbaren Folge in wenigen Jahren keine positiven Ergebnisse mehr erzielen zu können. Eben deshalb müsse die bis heute äußerst erfolgreiche Sparkasse neue lukrative Geschäftsfelder erschließen.
Vor diesem Hintergrund sind Brancheninsider überzeugt, dass bald ganz andere Diskussionen entstehen werden. Es wird um Fusionen gehen, gerade in Baden. Während in Württemberg starke Kreissparkassen den Markt beherrschen, gleicht das Bezirkssparkassennetz in Baden eher einem Flickenteppich. Es gibt noch winzige eigenständige Institute wie beispielsweise in St. Blasien, die von den Unbilden des Marktes ebenso betroffen sind wie die Großen. Dass sich etwas bewegt im Markt, hat sich am 1. Januar dieses Jahres am Bodensee gezeigt. Die regionalen Sparkassen von Singen-Radolfzell und Stockach haben sich zu einem Institut zusammengeschlossen – nun ist die neue Sparkasse mit einer Bilanzsumme von nun 3.14 Milliarden Euro auf Platz 100 von noch insgesamt 416 Sparkassen in Deutschland gerückt. Ende 2016, davon sind Kenner des Marktes überzeugt, werde die Zahl von 416 Sparkassen der Vergangenheit angehören. Und auch die vielfach sehr kleinen Volksbanken dürften einen ähnlichen Weg gehen – sich zu größeren Einheiten zusammenschließen, um den Herausforderungen eines völlig veränderten Marktes besser begegnen zu können.