„Die Verkehrs AG neu aufstellen“, so umriss Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon in einer Pressekonferenz am 5. Oktober die Idee für einen „Perspektivplan“, mit dem die Konsolidierung der Finanzen des Öffentlichen Nahverkehrs in Vorbereitung ist. Hintergrund sind die schweren Millionendefizite von im Schnitt rund 20 Millionen Euro, die das Geschäft mit Bus und Bahn jährlich einfährt. Dieses reißt auf Dauer auch ein immer größeres Loch in die Stadtwerke-Bilanz. In der sind die Gewinne aus der badenova-Beteiligung der Stadt mit den Verlusten von Bädern, ÖPNV und anderen städtischen Gesellschaften verrechnet. (netzwerk südbaden berichtete)
„Ungebremst“, so der OB, wäre ein 30-Millionen-Defizit im Jahr 2030 zu befürchten. Da die VAG in Folge ihrer Investitionen (an fünf Stadtbahnlinien in den vergangenen 15 Jahren) bereits Kredite im hohen Millionenbereich bedient, sei das Stadtwerke-Kapital schon angegriffen worden, mit der Konsolidierung würde auch einer drohenden Insolvenz der Stadtwerke entgegen getreten.
Für den Ersten Bürgermeister Otto Neideck´ist der größte Investitionsdruck durch das erweiterte Schienennetz bis 2019/20 abgebaut. Man wolle sich dann den Betrieb der VAG anschauen und über Optimierungen nachdenken. Zugleich werde wohl eine Diskussion über die unterschiedlichen Beträge, die von Stadt und Umlandgemeinden in den Regio-Verkehrsverbund Freiburg (RVF) fließen, stattfinden. (Im RVF gilt die gemeinsame Regio-Karte, die 1984 als „Umwelt-Karte“ für die Stadt eingeführt wurde und als Monatsticket seit 1991 auch für die nähere Umgebung gilt.) Neideck erwartet aber auch vom bundesweiten „Dieselgipfel“, dass der Öffentliche Nahverkehr möglicherweise besser bezuschusst werden könnte.
Für die VAG skizzierten die Vorstände Stephan Bartosch und Oliver Benz, dass auch das Liniennetz im Zuge der Konsolidierung zu überdenken sei und die eine oder andere Angebotsverdichtung von Linien zurückgefahren werden könnte. Insgesamt weise die VAG im bundesdeutschen Vergleich eine der größten Marktdurchdringungen bei niedrigsten Erlösen auf. Hierüber ist Freiburgs OB übrigens auch im „Clinch“ mit seinem gründen Verkehrsminister-Kollegen Winfried Hermann in Stuttgart. Der bezeichne die Tarife zur Förderung der Umweltfreundlichkeit als „Flatrate“.
Wie genau die jetzt in Angriff genommene Konsolidierung nun aussehe, außer mit den genannten Maßnahmen zur Optimierung und möglicherweise Erlössteigerungen, wollte am Tag der Präsentation der Perspektivplan-Ideen noch keiner der vier allzu genau verraten. Otto Neideck erklärte, man habe sich in der Vergangenheit „nicht übernommen“.
Tatsächlich dürften aber die entscheidenden Einsparungen daher kommen, dass einfach keine weiteren Straßenbahn-Linien (abgesehen von einer zum geplanten Stadtteil Dietenbach) mehr in Angriff genommen werden. Die seit etlichen Jahren diskutierte Trasse in den Stadtteil St. Georgen dürfte damit vom Tisch sein. Deutlich wurde am Rande aber auch, dass der bereits erfolgte Neubau der fünf Linien zwar großteils mit Zuschüssen vom Land bestritten werden konnte, die daraus folgenden Mehrkosten für Personal und Straßenbahnen jedoch ebenfalls zu den hohen Defiziten zu Lasten der Stadt beitrugen.
Die von der VAG Ende der 90er Jahre favorisierte und durch einen Bürgerentscheid mit zu geringer Wahlbeteiligung zustande gekommene neue Linienführung am Rotteckring würde vermutlich heute auch niemand mehr neu initiieren. Sie erschließt die Innenstadt und die Unterwiehre mit einer eigenen Straßenbahn, die nur rund 100 Meter westlich der bestehenden entlang von Kaiser-Joseph-Straße und Basler Straße auf neu verlegten Schienen verläuft.