Freiburgs erstes Küchenstudio ist heute noch ein Familienbetrieb, Marc Boehlkau von “Die Küche” in Freiburg erklärt, was sich in Sachen Trends geändert hat und worauf es in modernen Küchen heute ankommt.
VON KATHRINA MÜLLER
An die erste moderne Einbauküche, die so genannte Frankfurter Küche, erinnert in der Wallstraße, wo heute noch immer das 1973 eröffnete, erste Küchenstudio in Freiburg liegt, nichts mehr. Schon der Eingangsbereich ist sehr großzügig, offen, weitläufig und mit dem Designanspruch von heute umgesetzt. Damals sollten die verschiedenen Arbeitsschritte optimiert werden, gemessen an der Zeitersparnis für die Hausfrau zum Wohle der eigenen Familie. Das Ergebnis: Die Küchen waren kleine abgeschlossene Räume, mit kurzen Wegen und dicht beieinanderliegenden Geräten. Heute ist die Küche kein Ort der schon in der Planung auf maximale Effizienzausrichtung designt wird. In der Hierarchie aller Wohnräume rangiert die Küche an erster Stelle, gefolgt von Bad und Schlafzimmer. Ein Wohlfühlort und für viele das neue Statussymbol, auch zentraler Ort der Kommunikation, wichtig im Leben, ob mit Familie oder Freunden und bei vielen fundamental für die Esskultur, meist mit hohem Anspruch an Ästhetik und Funktionalität.
Diese Entwicklung hin zu verschiedenen individuellen Bedürfnisse konnten bereits in den 70er Jahren Möbelhäuser alleine nicht mehr abdecken und so etablierten sich die Küchenstudios. Bis heute ist Freiburgs erstes Küchenfachgeschäft ein Familienbetrieb geblieben: Marc Boehlkau, gelernter Schreinerfachmann und Inhaber von „Die Küche“ hat den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Er kennt die Entwicklungen genau und sorgt mit seinem Team von 12 Mitarbeitern für das Wohlfühlen zuhause. Er sagt, dass die Küchen größer geworden seien, Wohnküchen inzwischen oft Standard seien und dass dies auch an den Neubauten liege, wo die Grundrisse eine strikte Trennung zwischen Wohnzimmer und Esszimmer oft aufheben würden.
Das Wichtigste sei, so Boehlkau, dass sich die Kunden in der Beratungssituation und erst Recht im Nachhinein in der eigenen neuen Küche über Jahrzehnte hinweg wohlfühlen. Um zu erspüren, zu erfragen und zu erfahren, was seine Kunden wollen, dafür sei Menschenkenntnis und Erfahrung notwendig. Dass ihm die Arbeit mit Menschen liegt, das spürt man, an der Art wie der zweifache Vater zuhört, erklärt und reflektiert: „Eigentlich lassen sich alle, die hierherkommen gerne an die Hand nehmen, das ist ein Vertrauensverhältnis, das bei meinen Stammkunden manchmal schon über Jahre hinweg besteht.“ Bei seinen Eltern haben schon einige ihre Küche machen lassen, deren Kinder kommen nun auch zum ihm. Er achte darauf, sich vor Ort die Begebenheiten anzusehen, auch wenn die Aufträge aus dem Ausland kommen. „Das ist zwar nicht ständig der Fall, aber das sind unsere Highlights im Tagesgeschäft.“ Dann setzt er sich selbst oder einer der langjährigen Mitarbeiter in den Flieger: Berlin, Paris, Malta und Kopenhagen waren „nahe“ Ziele, Taiwan und Hongkong schon ein bisschen weiter. Wie sehr Einrichtungskonventionen und Design kulturell geprägt seien, stelle er auf solchen Reisen immer wieder fest. Spülmaschinen beispielsweise gebe es in den wenigsten Ländern, eine Selbstverständlichkeit, auf die hier niemand verzichten würde.
Nicht mehr so gefragt seien hingegen Mikrowelle, der Dampfgarer allerdings schon, der spiegele auch den gesellschaftlichen Trend für gesunde Ernährung wider. Kein Wunder, denn wer sich Bio-Produkte leiste, der wolle auch eine adäquate, schonende Zubereitung. Genau deshalb erklärt Boehlkau, sei ihm wichtig, das umzusetzen, was gewünscht wird. Er lacht: „Natürlich gebe ich auch mal meine Meinung dazu ab, wir sind ja in erster Linie Berater. Dazu gehört natürlich auch, von manchen Dingen abzuraten oder zumindest deutlich zu machen, dass ich es so nicht machen würde.“ Seine eigene Küche, die jetzt 12 Jahre alt ist, könne er noch immer gut leiden, obwohl sie orange ist und viele denken, dass man sich an der Farbe satt sehe. Absolute Neuheiten gebe es im Design wenig, „die Trends wiederholen sich, das meiste gab es schon, mit kleinen Unterschieden“, sagt Boehlkau.
Die Hochglanzküchen in Weiß waren schon vor 20 Jahren beliebt und wenn man in den Präsentationsräumen des Studios umhergeht, dann sieht man, dass auch heute noch immer Farben gefragt sind: Spritzschutz in grünem Glas, Grautöne, aber auch Materialien wie Holz sind Ausstellungsmodelle, natürlich in anderer Verarbeitung als Früher, mit natürlicher Maserung statt lasiert und abgesetzt wie beim Landhausstil und an den Wänden hängen großformatige Fotografien in schwarz-weiß. Neuheiten gebe es vielmehr in technischer Hinsicht, die Outdoor Küchenelemente lassen sich nämlich inzwischen ganz einfach an den Gartenschlauch anstecken und die klassische Rollenverteilung sei auch spätestens mit dem Grill namens Big Green Egg, mit dem man auch kochen, Pizza- oder Kuchen backen kann, aufgelöst. Er lacht und sagt: „Wenn ein Paar hierherkommt, dann entscheiden meistens beide gemeinsam. Dass sich das Paar während unserer Beratung beginnt richtig zu streiten ist selten, kam aber auch schon vor“, aber Marc Boehlkau ist sich sicher, das wenn eine Trennung danach stattfand, dann werde das vermutlich nicht nur an der Küche gelegen haben.