Einer der Hauptgründe, warum Therese Koop von Floristik & Baumschule Hils-Koop beim Verband deutscher Unternehmerinnen Mitglied ist: Sie liebt den Kontakt mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Branchen.
Von Katharina Müller
Mit schnellen, geschickten Handbewegungen nimmt Therese Koop zwei Äste zwischen die Finger, verbindet sie miteinander, steckt mit der anderen Hand eine Blüte dazwischen. Ein hohes Gerüst aus Blumen und Zweigen, kunstvoll miteinander verbunden.
Zufrieden betrachtet die 55-Jährige das Kunstwerk und erklärt: „Wir machen hier nicht einfach Blumenverkauf, sondern ganz unterschiedliche Dekorationen, je nach Anlass und nach den Wünschen der Kunden“. Dabei ist Kreativität gefrag
t, nicht nur wegen Farbe, Form und Proportion der aufwendigen Anordnungen von Blumen, sondern auch bei den Hilfsmitteln:
Der sogenannte Rödler beispielsweise ist ein Werkzeug aus dem Bau- und Dachdeckerhandwerk den sie benutzt, um Drähte blitzschnell einzudrehen und miteinander zu verbinden. Auf so etwas komme man nur, wenn man sich mit anderen Berufen auseinandersetze. Ein Grund, warum sie seit fünf Jahren Mitglied beim Verband deutscher Unternehmerinnen ist: „Ich bin da gerne dabei. Dort kommt man mit Menschen verschiedener Branchen in Kontakt und erfährt immer wieder von neuen Ansätzen, wie man mit Herausforderungen im Unternehmeralltag umgeht.“
Bei ihr endet Kreativität nämlich nicht damit, Blumen auszuwählen, um in eine Vase zu stellen. Als sie von der Schweiz nach Freiburg kam, gründete sie eine Floristinnen-Gruppe, die sich von einem Berater coachen ließ, um sich professionell aufzustellen und sich letztlich mit dem Unternehmen zu spezialisieren. Doch den Hunger nach Neuem stillte das nicht. Schließlich bekam sie über Kunden Kontakt zum VdU, der ihr den Austausch mit Frauen in der Selbständigkeit ermöglichte. Auch hier gibt es Angebote und Möglichkeit sich weiterzuentwickeln. Therese Koop ist der kreative Entwicklungs- und Entstehungsprozess das Wichtigste, denn er ist es, der die Befriedigung und die Freude bringe und auch glücklich macht.
Zur Demonstration schlägt sie auf dem Tisch liegende großformatige Bildbände auf und zeigt die vielen Ideen, die ihr Team für Hochzeiten schon umgesetzt hat. Daneben gibt es auch Familienfeiern, Firmenevents sowie Beerdigungen.
Gerade Hochzeiten seien ein Bereich, in den viele Paare seit einigen Jahren schon bereit sind viel zu investieren. Die Hochzeiten werden größer, über 100 Personen seien inzwischen Durchschnitt. Schmuck für das Haar, den Hals, aber auch kunstvoll gebundene Armbänder mit kleinsten Blüten. Nicht zu vergessen Herzen, wo Eheringe kunstvoll präsentiert werden sowie Raum- und Tischdeko, oder mit Blüten verzierte Kirchenbänke.
Insbesondere auf die Arbeiten ihrer Azubis ist die Unternehmerin stolz. Sie selbst ist ehrenamtlich als Vorsitzende im Prüfungsausschuss der Floristen bei der IHK tätig, im eigenen Betrieb legt sie Wert darauf, auch jenen Bewerbern eine Chance zu geben, die beispielsweise mit einem Förderschulabschluss woanders abgelehnt wurden: „Noten und woher jemand kommt hat nichts mit der Kompetenz, mit der Fingerfertigkeit und der Kreativität zu tun“, sagt sie. „Vielmehr kommt es mir auf ein Gefühl für Ästhetik, Begeisterung für das Handwerk und auf eine hohe Sozialkompetenz an“, sagt sie.
Aufgewachsen im Aargau, dekorierte sie schon als Kind liebend gerne mit ihrer Mutter das ganze Haus mit Blumen. „Mit Herzklopfen habe ich dem Gang in Blumengeschäfte entgegen gefiebert“. Später entschied sie sich aber für ein Lehramtsstudium. Eine Vernunftentscheidung vielleicht, denn nach einigen Praxisjahren nahm sie sich ein Sabbat-Jahr: „Ich dachte ,mein Verlangen, mich mit Blumen zu beschäftigen, sei nach dieser Zeit befriedigt und ich könnte das Verlangen ein für alle Mal begraben.“
Doch das Gegenteil trat ein: Nach dem einjährigen Praktikum im Blumenladen entschied sie sich für die Ausbildung zur Floristin, lernte ihren Mann kennen und eröffnete in Freiburg mit ein paar Sträußen und Topfpflanzen 1997 das Geschäft neben der Baumschule ihres Mannes. Schon im zweiten Jahr erste Großaufträge – bis heute läuft es sehr gut. Gerne würde sie auch noch weitere Personen einstellen, „die Auftragslage würde das locker zulassen“, der Fachkräftemangel macht ihr allerdings einen Strich durch die Rechnung. Während sie all das erklärt, sprüht sie förmlich vor Begeisterung. Dass sie jetzt dort angekommen ist, wo schon immer ihre Leidenschaft lag, das merkt nicht nur sie, sondern auch derjenige, dem sie es erzählt.
Mit ihr zusammen arbeitet ein fünfköpfiges Team: Seit 15 Jahre eine Meisterin der Floristik, dann die nach drei Lehrjahren übernommene Auszubildende und weitere Festangestellte, die auch alle fast ebenso lange dabei sind. „Ich war selbst lange im Angestelltenverhältnis und bin Mutter zweier Söhne, ich weiß welche Bedürfnisse Mitarbeiter haben“, zudem werde darüber heute viel gesprochen, über das Thema tausche sie sich auch im VdU aus.
Sie will ihren Mitarbeitern flexible Arbeitszeiten anbieten und kann das auch – die Auftragsarbeiten mit langer Vorlaufzeit lassen es zu – lediglich eine Frage der Organisation. Nicht nur den Wechsel der Jahreszeiten erlebt das Team gemeinsam, „auch die Veränderungen unserer Branche haben wir mitgemacht und die sich ändernden Trends aufgegriffen. Dazu besuchen wir auch gemeinsam Floristikschulungen“, eine Art der Weiterbildung. Der Trend, so sagt sie, geht zum Natürlichen, Städter mögen derzeit insbesondere die nach ländlicher Idylle aussehenden Sträuße, jene, die nach natürlicher Vielfalt aussehen.
Beklagen will sie nicht, dass viele Leute ihre Schnittblumen nicht mehr im Blumenladen, sondern im Lebensmittelhandel kaufen. „Ich finde Veränderungen nicht schlimm, sondern sehr spannend. Ich bin so weg vom Tagesgeschäft, hin zu Blumendekorationen von Events gekommen. Man kann diese Veränderungen aufgreifen und daraus etwas Neues schaffen. Das fordert heraus und es regt dazu an, nachzudenken oder Visionen zu entwickeln und umzusetzen. Das macht dann richtig Spaß.“