Wenn es sich in Freiburg um Familienunternehmen dreht, gibt es eines mit besonderem Klang, der weit über die Stadtmauern hinaus hallt: Das der Hausbrauerei Feierling, betrieben von Freiburgs „Grande Dame“ des Unternehmerinnentums, Martina Feierling-Rombach.
Von Rudi Raschke
Rund um die historische Stadtmauer befindet sich auch ihr Stammsitz, beim Treffen in der oberen Etage des Gasthauses, das im Wortsinne eine Vorzeige-Brauerei verkörpert, riecht es nach Malz, es wird permanent gebraut. In diesen Tagen ein wenig mehr, erklärt die Hausherrin, weil eine Erneuerung der Anlage mit den Vorräten für den bald öffnenden Biergarten gegenüber in Einklang gebracht werden muss. Das Bier soll ihr nicht ausgehen.
Die von ihr verwendete Redensart, dass sie ihr Handwerk „von der Pike auf gelernt“ habe, ist bei ihrem Brancheninteresse für die Hopfenverarbeitung seit früher Jugend mehr als angebracht: Sie schaute sich in vergleichbaren Betrieben wie der Schwelmer Brauerei in Nordrhein-Westfalen und Lasser in Lörrach um, hospitierte bei Paulaner und Löwenbräu in München und studierte ihr Fach in Weihenstephan. Sie arbeitete schon als Schülerin in der Buchhaltung des elterlichen Betriebs mit und verschob ihren Traum, nach Amerika zu gehen, als der Vater verstarb.
„Eine von uns musste es machen“, sagt sie über die Situation damals, sie ist eine von drei Schwestern. Beharrlich verfolgte sie das Ziel einer Hausbrauerei, weil sie in Freiburg bleiben wollte und sich hier verwurzelt fühlt. Im Jahr 1989 erlebte sie als Unternehmerin etwas, was heute die wenigsten in einem Kalender-Turnus unterbekommen würden: Sie eröffnete die Hausbrauerei, sie heiratete und gründete eine Familie mit später zwei Kindern – und sie wurde später noch „nebenbei“ ins Ehrenamt des Gemeinderats gewählt, dem sie drei Wahlperioden über 15 Jahre angehörte, zweimal wieder gewählt mit der meisten Stimmenzahl aller Kandidatinnen und Kandidaten.
Heute sagt sie nicht nur, dass das spannende Jahre gewesen seien. „Ich ging von Anfang an in die Vollen“, erinnert sie sich an die Jahre, die nur scheinbar ruhiger wurden, als die Kinder groß geworden waren. Ihrem Ausstieg aus dem Gemeinderat folgten neue Projekte, „Aufgaben, die zu mir passen“ wie die Ämter, in denen sie sich für die Sanierung des Augustinermuseums einbrachte oder den Münsterbauverein mit seinen über 5000 Mitgliedern.
Und natürlich den Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU), in dem sie sich seit 2007 als Mitglied engagiert. Karin van Mourik, die sich seit Jahrzehnten dem Consulting von Firmen für den russischen Markt widmet, lernte sie im Freiburger Oberbürgermeister-Wahlkampf fünf Jahre zuvor kennen und sagte irgendwann „du musst mal mitkommen“. Martina Feierling-Rombach wäre nicht sie selbst, wenn sie sich nicht auch in diese Aufgabe mit vollem Einsatz gestürzt hätte, heute ist sie Landesvorsitzende des Verbands Baden. Was sie antreibt, sei der „offene und kollegiale Austausch“ im VdU, die vorbildlichen Mentorinnen-Programme, aber auch die Weitergabe eigener Unternehmerinnen-Ideen: „Was nützt die ganze Erfahrung, wenn ich sie niemand mitteilen kann?“ lautet ihr wichtigster Beweggrund. Sie könne und wolle sich nicht den ganzen Tag am Schreibtisch nur auf die eigene Firma konzentrieren. Der soziale und kulturelle Einsatz, zu dem man getrost auch den für den VdU zählen kann, bedeute ihr einen „Mehrwert, der Sinn gibt für den Betrieb und das Leben.“ Martina Feierling-Rombach arbeitet an einem Ort in Freiburg, der den schönen Namen „Insel“ trägt, ihre Brauerei Feierling trägt ebenfalls die Insel vor dem Namen und man kann sicher nicht sagen, dass sie sich eine solche geschaffen hat, was den Abstand zu Menschen und Gruppierungen aller Couleur angeht. Sie hat bereits als Schülerin des Droste-Hülshoff-Gymnasiums soziale Werke geleistet und sorgt sich bis heute auch um Benachteiligte in den weniger glanzvollen Ecken ihrer Heimatstadt. An der Universität gibt sie ihr Wissen an interdisziplinär interessierte Studenten praxisnah weiter, aber ein klein wenig hat sie sich trotz aller Herausforderungen dann doch eine Insellage verschafft: Auch wenn sie die gefühlte „Mutter des Betriebs“ ist, achtet sie in der eigenen Gaststätte und Brauerei nicht auf Omnipräsenz, sondern auf eine angemessene Work-Life-Balance. Sie verlässt sich auf die Angestellten, von denen drei sogar schon seit der Betriebseröffnung mit von der Partie sind.
In den Häusern, die vom Immobilienbesitz her zu Feierling gehören, Gaststätten wie der „Waldsee“, der „Schlappen“ oder der „Kybfelsen“, hat man nicht das Gefühl, dass Konzept, Karte und Kontrolle aus der Zentrale kommen, sondern Individualität und Laissez-faire als Erfolgsgrundlage gewünscht sind. Das naturtrübe, leicht süßliche Feierling-Bier ist dort nicht im Ausschank erhältlich, es bleibt als Spezialität dem Stammhaus vorbehalten und ist keinen expansiven Fantasien unterworfen. Übrigens auch was die klar eingegrenzte Auswahl in „hell“ und „dunkel“ angeht.
Ob alles in der Familie bleibt? Aktuell schaut es danach aus, nach anfänglichem Zögern haben sich die Kinder dazu entschlossen, den Spuren ihrer Eltern zu folgen: Die Tochter mit einem entsprechenden Bachelorabschluss aus Weihenstephan, der Sohn mit einem VWL-Studiengang. Und ihren Traum vom Reisen, nicht nur in die Vereinigten Staaten, lässt Martina Feierling-Rombach immer wieder zu Taten werden: Sie lässt sich Brauereibetriebe in den USA zeigen und reist demnächst mit „Slow Brewing“, einer Vereinigung der Prädikatsbrauer, nach Padua. Und sie hat sich neben anderen in Cuba, Südafrika, das Baltikum und China umgesehen – allesamt als Unternehmerinnen-Reisen mit dem VdU.
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