Die Unternehmerin Susanne Schulz hat sich etwas Besonderes erfüllt. In ihren eigenen Worten klingt es wie der vielerorts besungene Wunsch nach einem besseren Leben, einem Ausstieg für immer oder auf Zeit, einem dramatischen Ortswechsel: Sie habe ihr „eigenes Ding machen“ wollen sagt sie. Etwas „selbst in die Hand nehmen“ und das mit einem „hohen Freiheitsgrad“. Dabei geht es hier gar nicht um ein Häuschen im Süden oder ein Sabbatical, sondern um Arbeit. Susanne Schulz spricht von ihrer 2014 getätigten Gründung, ihrer Agentur „markeschulz“.
Seit dem Start ihrer eigenen Marke unterstützt sie Unternehmen auf deren digitalen Wegen beim Entwickeln einer Strategie, einer Imageschärfung oder im Markenaufbau. Der Sprung in die Selbstständigkeit war für die von Freiburg aus arbeitende Saarländerin keine Spontanaktion: Nach Agenturstationen in Frankfurt, Barcelona und Freiburg, zuletzt als Senior Art Director, habe sie einen Wissensstand erreicht, dessen Konsequenz die wohlüberlegte eigene Unternehmung war. Und: „Ich wollte mich immer selbstständig machen.“
Die Umsetzung dieser Idee betreibt sie als alleinige Geschäftsführerin mit einem Netzwerk von Freelancern. Je nach Art eines Projekts greift sie auf Fotografen, Programmierer, Texter zurück, für die Gestaltung sorgt sie in der Regel selbst, Susanne Schulz hat Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Strategie studiert.
Ihre Kunden stammen aus der Region, auch aus dem benachbarten Ausland, was sie mit ihnen erarbeitet, entstehe meist aus einem konkreten Anfragethema, sagt Schulz: Sie wünschen zum Beispiel die Entwicklung einer Corporate Website, manchmal auch nur einen Hinweis zur Positionierung. Was sich dann nach ersten Gesprächen häufig so präsentiere, dass „in 90 Prozent der Fälle“ auch Gesprächsbedarf herrsche, was man mit welcher Strategie überhaupt erreichen wolle. Dies werde gemeinsam mit den Auftraggebern in Workshops erarbeitet.
Mit der anschließenden Präsentation neuer Images auf Basis der digitalen Außendarstellung ist für Susanne Schulz der Job meistens nicht abgeschlossen. Ihr Ziel ist es, die Kunden langfristig zu betreuen und mit ihnen eine Entwicklung zu gestalten, selbst offen zu sein für Überraschungsmomente und so in die Firmen reinzuhorchen. Damit diese kein Fertigkonzept „übergestülpt“ bekommen – und auch mal ein „nein“ zu hören bekommen, wenn sich Ideen als wenig geeignet erweisen.
Die „markeschulz“ gewinnt ihre Aufträge überwiegend auf Empfehlung, sagt Susanne Schulz, es sind einige dabei, die reines Business-to-Business-Geschäft betreiben und überhaupt erst spät auf digitalen Plattformen gelandet sind, beispielsweise als Ingenieure und Zulieferer der Fahrradindustrie. Wie der Bereich „Outdoor“ und der damit verbundene Lifestyle, aber auch die dazugehörige Technik im übrigen eine zentrale Branche für die „markeschulz“ ist.
Gerade rund ums Thema Fahrrad brauche es tiefergehende Fachkenntnis sagt Schulz, die selbst in ihrer Freizeit als Mountainbikerin unterwegs ist, die Mitglieder ihres Netzwerks auch, es ist für ihre Glaubwürdigkeit bei diesen Kunden durchaus von Vorteil, zu wissen, wie sich „Fahrwerkskinematik und Setup auf die Bike-Performance auswirken“. Sie sollte hier also gleichermaßen bei den neuesten Technologien rund ums Rad im Rennen bleiben. Wie auch beim Wissen, was sich in der Digitalwelt aktuell dreht.
Dieses Wissen gibt sie als eines der jüngsten Mitglieder auch im VdU weiter. Dort hält sie für die Unternehmerinnen der Region Workshops über facebook und andere soziale Medien ab, auch als Möglichkeit für jene, die noch nie Gelegenheit hatten, sich auf einer entsprechenden Seite umzusehen. Zu ihrem Engagement beim VdU zählt entsprechend auch die Betreuung der facebook-Auftritte für Freiburg und Müllheim.
Zum Unternehmerinnen-Verband kam sie über die „Gründertage Freiburg“ vor zwei Jahren, einer war thematisch Frauen vorbehalten. In dessen Folge lernte sie das Mentoring-Programm kennen, bei dem erfahrene Unternehmerinnen jüngeren Rat geben. Mit Christa Porten-Wollersheim, eine der wichtigen Unternehmer-Persönlichkeiten der Stadt, hat sie sich rund viermal pro Jahr über ihre eigene Gründung ausgetauscht.
Susanne Schulz legt kein so großes Augenmerk auf die Unterschiedlichkeit der Geschlechter, wenn es um Unternehmerinnentum vs. Unternehmertum geht. Sie betont sehr wohl die Atmosphäre in den Sitzungen des VdU, die Transparenz und Offenheit, dies aber nicht als ausgesprochen „typisch weiblich“. Im wesentlichen liefere der VdU ihr vor allem ständige Aha-Erlebnisse, z.B. dank immer neuer „Hidden Championistas“, die sie dort trifft. Ansonsten betrachtet sie die Umgebung als „gar nicht so anders“ im Vergleich zu Veranstaltungen mit Männern, die einen seien vielleicht sachlicher, die anderen emotionaler. Letzteres die Frauen.
Die Mitgliedschaft im VdU war für Susanne Schulz gerade mit Blick auf die Gründung segensreich. Zugleich profitiert der Verband von ihrer Expertise. Als Unternehmerin will sie ein gutes Arbeitsklima schaffen, bei dem sie dank einer guten Organisation darauf baut, dass jeder individuell zur für ihn besten Arbeitszeit ans Werk gehen kann – „es geht ums beste Ergebnis“. Und dass alle zu Wort kommen. Für sie als Dienstleisterin des digitalen Zeitalters einer der Gründe für den stetigen Erfolg deutscher Familienunternehmen.
Die „markeschulz“ hat die Arbeit der Designerin und Beraterin Susanne Schulz nach ihren Angaben um einiges vielfältiger und intensiver gemacht. Zugleich habe sie aber auch dank der Gründung eine sehr gute Work-Life-Balance gefunden. Wozu auch die regelmäßige „Feierabendrunde“ zählt – einmal pro Woche muss sie mit dem Bike auf den Rosskopf oder Kybfelsen hoch. Ihr eigenes Ding.
Von Rudi Raschke
Erschienen in der Ausgabe vom 07/16