Der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld hat sich das neue Asterix-Buch „Pecunia non olet“ näher angeschaut und berichtet darüber.
Interview: Ralf Deckert
Wer seinen lateinischen Zitatenschatz aufmotzen will, greift gern zu Asterix und Obelix. Aber mit Lebensweisheiten wie „Alea iacta est“ („Der Würfel ist gefallen“) und „veni, vidi, vici“ („Ich kam, sah und siegte“) ist es nicht getan. Auch beim Thema Wirtschaftswissenschaften geben die Geschichten der Gallier einiges her. Den Beweis erbringt aktuell das Asterix-Buch „Pecunia non olet“ („Geld stinkt nicht“), in dem Sachbuchautor Bernard-Pierre Molin von der Antike bis in die Gegenwart reichende Regularien der Ökonomie mithilfe von Passagen aus Asterix-Bänden. Wir haben das Buch zusammen mit dem Freiburger Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld unter die Lupe genommen.
Herr Professor Feld, der Asterixband Pecunia non olet zeichnet Wissenschaftsgeschichte und Begriffe aus der Wissenschaftslehre anhand der Asterix-Comics nach. Wie fundiert ist das Buch aus fachlicher Sicht geraten?
Lars Feld: Zwar würde ich nicht behaupten wollen, dass die Zusammenhänge alle völlig richtig wiedergegeben werden. Aber „Pecunia non olet“ ist erstaunlich fundiert und informativ. Wer Asterix über die Jahre verfolgt hat, wundert sich darüber allerdings nicht.
Vor allem von Unternehmern hört man immer wieder, dass das Thema Wirtschaft zu wenig Aufmerksamkeit in Schulen genießt. Warum ist das so? Und hilft so ein Büchlein, solche Wissenslücken zu schließen?
Feld: Wo das geringe Interesse von Kultus-, Schul- und Bildungsministerien am Thema Wirtschaft bei der Erstellung der Curricula herkommt, kann ich nicht sagen. Ich habe viel Verständnis dafür, dass Kernfächer in der Schule unterrichtet werden und viel Platz einnehmen – Deutsch, Mathe, Fremdsprachen, Naturwissenschaften. Dass in der Sozialkunde, in Powi, oder wie der Bereich Politik, Wirtschaft, Gesellschaft auch immer genannt wurde und wird, in der Vergangenheit so geringe wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse vermittelt wurden, bleibt mir dennoch ein Rätsel. Wirtschaft schien immer auf den Gegensatz zwischen Keynes und den Monetaristen hinauszulaufen, beim Lehrpersonal zumeist mit unverhohlener Sympathie für Keynes. Das ändert sich aber gerade. Insbesondere in Baden-Württemberg findet mittlerweile eine fundiertere wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung für das Lehramt statt. Ein Büchlein wie Pecunia non olet kann viel Anschauungsmaterial für einen lockereren Unterricht bereithalten. Mein leider zu früh verstorbener Lehrer Werner Pommerehne nutzte die Obelix GmbH & Co. KG gerne für seine Vorlesungen.
Angebot und Nachfrage stehen im Mittelpunkt dieser Geschichte, in der Obelix den Markt mit Hinkelsteinen überflutet. Ein Produkt, das keiner braucht, aber zumindest zeitweise jeder haben will. Das ist wie im richtigen Leben, oder? Würden Sie sich auch einen Hinkelstein kaufen?
Feld: In der Tat, wie im richtigen Leben. Einen Hinkelstein wollte ich nicht. Ich wüsste gar nicht wohin damit. Aber ich kaufe zum Beispiel immer noch CDs, was meine Söhne mit einem abfälligen Lächeln über den Boomer kommentieren. Oder: Ich liebe antiquarische Bücher und kann sie weder in meinem restlichen Leben alle lesen, noch weiß ich irgendwann einmal, wohin damit.
Pecunia non olet greift aktuell Diskussionen auf und zeigt: Globalisierung ist im Grunde seit der Antike ein Thema, Arbeitszeitverkürzungen sind nicht erst der GDL eingefallen, und die Frage, wie sehr ein Staat regulierend in die Wirtschaft eingreifen soll, ist auch nicht neu. Daraus kann man ja auch die Frage ableiten, ob es in der Wirtschaftswissenschaft so etwas wie definitive Wahrheiten gibt?
Feld: Man muss mit absoluten Wahrheiten in den Wirtschaftswissenschaften vorsichtig sein. Und gleichwohl: Steigen die Preise, dann sinkt die Nachfrage – nicht immer, aber fast immer. Und wir können ziemlich gut sagen, wann dieses Gesetz der Nachfrage nicht gilt. Das trifft übrigens sogar auf den Produktionsfaktor Arbeit zu. Bei hoher Arbeitslosigkeit sollte man in Betracht ziehen, dass die Löhne vielleicht zu hoch sind. Schließlich bleibt trotz aller Diskussion um gute und schlechte Schulden gewiss, dass übermäßige Schulden entweder zu Schuldenkrisen mit Staatsbankrotten oder zu hoher Inflation führen, zumindest aber zu höheren Zinsausgaben, welche die Haushaltsspielräume verengen.
Perspektivisch schaut das Buch auch auf das Thema Nachhaltigkeit. Was kann man sich da aus heutiger Sicht von den Galliern abschauen?
Feld: Einerseits sticht die Naturverbundenheit der Gallier hervor, andererseits verdeutlicht dies das ökonomische Prinzip, mit knappen Ressourcen schonend umzugehen. Allerdings wird das wohl wichtigste Umweltproblem unserer Zeit – der Klimawandel – in Pecunia non olet zwar angesprochen, wenngleich nur knapp,. Aber in den Asterix-Originalen kommt es doch etwas zu kurz. Vor allem das Problem der Koordination zu Erstellung eines globalen öffentlichen Gutes, nämlich den Klimaschutz, bleibt unterbelichtet.