Der südbadische Energiedienstleister badenova bietet seit diesem Sommer den mit vier Anlagen
bestückten Windpark auf dem Kambacher Eck privaten Investoren und Kommunen zum Kauf an.
Von Uli Homann
Der Windpark oberhalb des Schuttertals auf etwa 600 Meter hohen Schwarzwald-Erhebungen war im November 2016 in Betrieb gegangen. Den Investoren wird eine garantierte Rendite von drei Prozent in Aussicht gestellt. Bringen gute Windjahre höchstmöglichen Ertrag, kann die Rendite auch auf 3,5 Prozent steigen. Das sagte Klaus Preiser, Geschäftsführer der badenova-Tochter Wärmeplus, die unter anderem das Engagement des Unternehmens in Sachen Windkraft steuert.
Die vier noch kein Jahr alten Windräder auf dem Kambacher Eck gehören zum Typ Enercon E 115, haben eine Nabenhöhe von 149 Metern und einen Rotordurchmesser von 115,7 Metern. Ihre Leistung entspricht jährlich etwa 28 Millionen Kilowattstunden Strom – das ist eine Menge, die zur Versorgung von cirka 10 000 Haushalten ausreicht. Strom wird bei diesem Typ Windrad getriebelos durch Drehung einer Magnetspule erzeugt. Insgesamt hat badenova 22 Millionen Euro in den Windpark Kambacher Eck investiert.
Der Bau war eine große Herausforderung, meint Klaus Preiser, vor allem, weil es im Schwarzwald besonders schwer ist, die riesigen Einzelteile, aus denen Windräder bestehen, an ihren Bauplatz zu bringen. Wohnbebauung in der Nähe ist nicht vorhanden, über Lärmbelästigung durch die Anlage der zu den Bauplätzen führenden Wege und während der Mega-Transporte wurde die Bevölkerung in der umliegenden Region des Ortenaukreises frühzeitig informiert. „Je früher und mehr wir die Leute einbinden“, sagt Klaus Preiser, „desto geringer ist der Widerstand“.
Windkraft-Gegner verdächtigt er, in einem speziellen Fall auf besondere Weise aktiv geworden zu sein. So gab es nach gründlichen Voruntersuchungen auf dem Gütschkopf bei Oberwolfach keine Erkenntnisse über die Population von Auerwild. Eines Tages jedoch wurde, laut Preiser „auf einem Baumstumpf gut auffindbar platziert“, die Losung und Federn einer Auerhuhn-Mutter und eines Jungtieres gefunden.
Ein Auerhuhn mit Küken wurde zwar nicht gesichtet, aber die Genehmigungsbehörden gingen nach dem Fund der verdauten Hinterlassenschaft davon aus, dass auf dem für Windanlagen vorgesehenen Gütschkopf Auerwild lebt. Dessen Existenz ist eines der Killerargumente gegen Windkraftanlagen.
Und Preiser glaubt, Windkraft-Gegner hätten am Gütschkopf einfach zur Durchsetzung ihrer Ablehnung falsche Spuren gelegt. Einen Manipulationsversuch schließt die Forstliche Versuchsanstalt (FVA ) in Freiburg hingegen aus. Sie empfahl dem Regierungspräsidium die Ablehnung von Windkraftanlagen auf dem Gütschkopf und das entschied dann auch in diesem Sinne.
Beim Kambacher Eck war das Vorhandensein von Zauneidechsen zu berücksichtigen, verhinderten aber die Baugenehmigung für den Windpark nicht. In mehreren hundert Metern Luftlinie Entfernung im Kallenwald oberhalb des Ausflugszieles Sodhof will die badenova-Tochter wärmeplus bis 2020 das nächste ambitionierte Wind-Projekt realisieren – mit noch größerem Kaliber: Nabenhöhe 159 Meter, und Rotorendurchmesser 141 Meter.
Örtlich ist das meiste geregelt, jetzt hofft die badenova-Tochter Wärmeplus auf die Genehmigung der Bundesnetzagentur. Windräder müssen übrigens im Schwarzwald deshalb so hoch sein, weil sie die ersten 40 Meter ihrer Gesamthöhe benötigen, um die Baumwipfel zu überragen. Die enorme Spannweite der Rotoren hat damit zu tun, dass im Schwarzwald die Windgeschwindigkeit meist nicht so hoch ist wie bei Anlagen zum Beispiel in der Nordsee. Dort kommen die Windparks mit deutlich niedrigeren Windrad-Höhen und deutlich kleineren Rotoren aus, erläutert wärmeplus-Chef Preiser.
Warum werden die Windanlagen am Kambacher Eck kurz nach ihrer Errichtung an Anleger verkauft? Auch das ist dem Bemühen der badenova geschuldet, eine große Akzeptanz für die Erzeugung von Windstrom zu erreichen. Preiser: „Der Mensch, der von Winkraft profitiert, steht der Windkraft näher als der, der von ihr nicht profitiert“.
Zunächst werden deshalb Windpark-Anteile umliegenden Kommunen wie Steinach, Biberach und Schuttertal angeboten und privaten Interessenten aus der Umgebung. Wenn die nicht in ausreichendem Maß Anteile zeichnen, dann können auch Käufer zum Zuge kommen, die nicht in der Nähe des Windparks leben.